Johannes Classen

Johannes Classen

Johannes Classen (* 21. November 1805 in Hamburg; † 31. August 1891 ebenda) war ein deutscher Pädagoge und Altphilologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johannes Classen

Classen war Schüler des Johanneums in seiner Vaterstadt und studierte Philologie und Geschichte bei Barthold Georg Niebuhr in Bonn, wo er sich 1829 habilitierte. Seit 1827 lebte er im Haus seines Lehrers, dessen Sohn Marcus er unterrichtete. Als Niebuhr 1831 starb und ihm seine Frau nur neun Tage später folgte, nahm Classen sich der drei verwaisten Kinder an. Er brachte sie nach Kiel und blieb dort ein Jahr, bis er 1832 zunächst als Adjunkt an das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin gerufen wurde, ein Jahr später als Professor an das Katharineum zu Lübeck, wo er 1848–1851 auch Direktor der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit war.

1853 wurde er Direktor des Städtischen Gymnasiums in Frankfurt am Main. Unter seinem Vorgänger Johann Theodor Vömel, der die Schule seit 1823 leitete, hatte das traditionsreiche Gymnasium einen Niedergang erlebt. Vömel galt als unzulänglicher, in Kleinigkeiten befangener Schulmeister. Unter Classens Leitung hielt ein neuer Geist an der Schule Einzug, den Friedrich Jakob in Lübeck folgendermaßen beschrieben hatte:

„Weil die Schule eine moralische Anstalt ist, weil der Geist des Lehrers auf den Geist des Schülers belebend wirken soll, so muß jenem Freiheit des Geistes und Freiheit der Wirksamkeit, so weit es immer möglich ist, zugestanden, in diesem freie Empfänglichkeit vor allem gepflegt werden.“

1855 setzte Classen beim Consistorium, der Schulaufsichtsbehörde der Freien Stadt Frankfurt, eine Reform des Lehrplans, der Prüfungsordnung und der Schulordnung durch. Voraussetzung für die Erteilung des Abiturs war nun ein siebenjähriger Schulbesuch (vorher sechs Jahre). Wichtigste Prüfungsleistung war eine freie lateinische Arbeit, die der Abiturient im letzten Semester anzufertigen hatte, daneben wurden durch die Lehrerkonferenz die Noten in allen obligatorischen Unterrichtsgegenständen sowie in Betragen und Fleiß festgestellt.

Unter Classens Leitung kam die Schule rasch wieder zu großem Ansehen, nicht zuletzt auch wegen der qualifizierten Lehrkräfte, die Classen nach Frankfurt zu holen vermochte. Zu ihnen zählten die Historiker Johannes Janssen und Georg Ludwig Kriegk und der Altphilologe Alfred Fleckeisen.

1861 war er zusammen mit Fleckeisen Präsident der Frankfurter Philologenversammlung.

1864 nahm Classen einen Ruf als Direktor des Johanneums in seiner Vaterstadt Hamburg an, nach dem er bereits 1860 einen Ruf abgelehnt hatte. Sein Nachfolger am Frankfurter Gymnasium wurde Tycho Mommsen.

1874 wurde Classen pensioniert und widmete sich fortan seiner wissenschaftlichen Tätigkeit, vor allem seinem Hauptwerk, der Herausgabe sämtlicher Werke des Thukydides in einer achtbändigen Schulausgabe. 1879 erhielt er aus Anlass seines fünfzigjährigen Doktorjubiläums ein Stipendium für einen längeren Studienaufenthalt in Italien und Griechenland.

Classen starb am 31. August 1891 in Hamburg.

Werke

  • Biographie über Jakob Micyllus (1859)
  • Herausgabe der Werke des Thukydides (acht Bände, 1862-1889)

Literatur

  • Johannes Classen. Gedächtnisschrift der Gelehrtenschule des Johanneums. Hamburg 1892.
  • Heinz-Joachim Heydorn, Karl Ringshausen (Hrsg.): Jenseits von Resignation und Illusion: Festschrift zum 450-jährigen Bestehen des Lessing-Gymnasiums, der alten Frankfurter Lateinschule von 1520. Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt am Main 1971.
  • Richard HocheClassen, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 497 f.
  • Wolfgang Klötzer (Hrsg.), Frankfurter Biographie. Erster Band A-L, Frankfurt am Main, Verlag Waldemar Kramer, 1994, ISBN 3-7829-0444-3

Weblinks

 Commons: Johannes Classen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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