Johannes Gillhoff

Johannes Gillhoff
Johannes Gillhoff

Johannes Gillhoff (* 24. Mai 1861 in Glaisin; † 16. Januar 1930 in Parchim; vollständiger Name Johannes Heinrich Carl Christian Gillhoff), Sohn von Gottlieb Gillhoff und Helmine, geb. Martens, war ein deutscher Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Gedenkstein in Glaisin

Nach dem Abschluss der Präparandenanstalt im Jahre 1876 arbeitete Johannes Gillhoff, genau wie sein Vater, als Lehrer in Tewswoos, Spornitz und Parchim. 1881 absolvierte er das Lehrerseminar in Neukloster und 1896 das Lehrerexamen in Schwerin. Schließlich legte er 1899 die Rektoratsprüfung ab. Seit 1903 war er im preußischen Schuldienst tätig. Kurzzeitig lehrte er in Merseburg, Erfurt, Elsterwerda und Halberstadt, bevor er sich 1907 in Genthin niederließ.

Neben seiner Lehrertätigkeit unternahm Johannes Gillhoff Reisen durch Deutschland, die Schweiz, Italien, Norwegen und Dänemark und begann 1888 mit der Sammlung umgangssprachlicher Wendungen. Etwa 4000 niederdeutsche Ausdrücke, Redensarten und Sprichwörter trug er innerhalb eines Jahres zusammen und publizierte sie in einem Parchimer Schulbericht. Vier Jahre zuvor hatte der Lehrer Richard Wossidlo, der später zum bekanntesten Volkskundler Mecklenburgs wurde, in Waren mit Gleichem begonnen. Zwischen Gillhoff und Wossidlo entstand ein reger Kontakt, den Gillhoff aber abbrach, als Wossidlo ihn um Überlassung seiner Sammlungen bat. Gillhoff veröffentlichte dann seine Ergebnisse erstmals 1892 in den „Mecklenburgischen Volksrätseln“. Das Buch vereint 931 Rätsel plus Varianten, die Gillhoff in Themenbereiche aufgliederte. 1897 erschien dann Wossidlos Rätselsammlung, in dessen Folge Gillhoffs Buch unverdient in Vergessenheit geriet. Es mag eine Ironie des Schicksals sein, aber es waren gerade die Rätsel, die den Werdegang beider Forscher so entscheidend beeinflussten. Richard Wossidlo wurde durch seine Rätsel in der internationalen Fachwelt bekannt und beackerte von nun an um so intensiver das Feld der mecklenburgischen Volkskunde, während sich Gillhoff mehr und mehr, am Ende höchst erfolgreich, der Literatur zuwandte. 1917 veröffentlichte er seinen Briefroman „Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer“, der das Schicksal mecklenburgischer Auswanderer in Amerika behandelt. 1924 trat Johannes Gillhoff in den Ruhestand und kehrte aus Genthin nach Mecklenburg zurück. In den Jahren 1925 bis 1930 gab Gillhoff in Ludwigslust die „Mecklenburgischen Monatshefte“ heraus. Er verstarb im Alter von 68 Jahren am 16. Januar 1930 in Parchim.

Johannes Gillhoffs Hauptwerk: Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer

Hauptartikel: Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer

Das Buch erschien erstmals 1917 und war in den 1920er und 1930er Jahren sehr erfolgreich. Johannes Gillhoff veröffentlichte darin die redigierten Briefe eines 1868 nach Amerika ausgewanderten Tagelöhners aus Mecklenburg namens Jürnjakob Swehn. Dieser Figur liegt ein reales Vorbild zugrunde, ein Auswanderer nach Amerika, der von dort Briefe an Gillhoffs Vater, seinen ehemaligen Lehrer, schrieb. Die Texte handeln unter anderem von der Überfahrt nach und der Ankunft in Amerika, der ersten harten Zeit als „farmhand“, der Niederlassung im Bundesstaat Iowa, wo Swehn eine eigene Familie und Farm gründete, Land erwarb und es zu Wohlstand und Ansehen brachte. Es wird außerdem von der gemeinsam errichteten deutschen Schule berichtet und von einer Kirche ohne Pastoren: die Darstellung einer Laienpredigt („... Ihr Otterngezücht...“). Die Briefe sind spontan und fast immer zum Schmunzeln geschrieben, gespickt mit Sprichwörtern, Redensarten und Bibelsprüchen, die die einzelnen Ereignisse kommentieren; manche Passagen sind auch in Plattdeutsch verfasst.

Werke

  • 1892: Mecklenburgische Volksrätsel
  • 1905: Bilder aus dem Dorfleben
  • 1917: Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer
  • 1925 bis 1930: „Mecklenburgische Monatshefte“ (Herausgeber)

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