Johannes Rhagius

Johannes Rhagius

Johannes Aesticampianus, auch genannt Johannes Rhagius, eigentlich Rak, Rock, was dem altsorbischen Wort Krebs entspricht, (* 1457 in Sommerfeld; † 31. Mai 1520 in Wittenberg) war Theologe und Humanist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Johannes Rak wurde um 1457 in Sommerfeld als Sohn des Matthias Rak geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters beginnt sein Großvater Martin Rak, der ein Sommerfelder Bürgermeister war, Einfluss auf seine Erziehung zu nehmen. Unterstützt von einer finanziellen Hinterlassenschaft seines Großvaters, beginnt er seine Studien am 19. Mai 1491 an der Krakauer Universität, wo er sich zunächst den Studien der Naturgeschichte und Astronomie zuwandte. Dort erwirbt er sich unter dem Einfluss von Conrad Celtis, den Baccalaurus und beginnt bereits mit der Herausgabe von Schriften.

Auf Empfehlung von Conrad Celtis begann Rhagius 1499 eine Studienreise, die ihn über Wien, Venedig, Padua, Ferrara, Rom und schlussendlich nach Bologna führte, um Griechischstudien zu treiben. In Bologna war er ein Schüler von Philipp Beroaldus und befreundete sich mit Jakob Questenberg.

Als er vom Papst den damals begehrten Dichterlorbeer „poeta laureatus“ erhält und damit zum Dichter gekrönt wird, wendete er sich Ostern 1501 der Universität Basel zu, wo er die Cebes-Tafeln zuerst diesseits der Alpen bekannt machte. Nach kurzem Aufenthalt in Augsburg und der Teilnahme an einer Disputation zwischen Jakob Wimpheling und Thomas Murner in Straßburg, erhält er im Wintersemester 1501 er an der Universität Mainz die Professur für Moralphilosophie und Rhetorik, die er bis 1505 ausübt.

Als er 1506 einem Ruf an der neu gegründeten Universität Frankfurt (Oder) folgt, wird er dort Professor der Poetik und Rhetorik. Sein wohl berühmtester Schüler war damals der junge Adlige Ulrich von Hutten, den er bereits 1505 in Mainz kennen gelernt hatte und der ihm 1506 nach Frankfurt folgte. Des Weiteren scharten sich um Rhagius weitere Studenten wie die Neffen des Bischofs von Lebus, da er als erster gelehrter auch in Griechisch lehrte. Als polemisierender Humanist geriet er mit dem führenden Theologen Konrad Wimpina in einen Streit und verließ aufgrund dessen 1508 mit einigen seiner Schüler Frankfurt, um sich Leipzig zuzuwenden. Jedoch auch an der Universität Leipzig stießen seine Ideen auf Widerstand, so dass nach einer Rede 1511 Herzog Georg von Sachsen seine Billigung zur Vertreibung des Professors aus Leipzig erteilte.

Rhagius unternahm aufgrund seiner Vertreibung aus Leipzig und einer Appellation an Papst Julius II. eine zweite Reise nach Rom. Hier promovierte er zum Dr. der Theologie und erwarb sich das Privileg sechs „poetae laureati“ ernennen zu dürfen. 1512 war er vorübergehend Lehrer des Griechischen in Paris und 1513 Lehrer an der Universität zu Köln, wo er aber wiederum wegen Streitigkeiten, diesmal mit Johannes Reuchlin, vertrieben wurde. Unauffällig setzte Rhagius seine Lehrtätigkeit fort. 1514 eröffnete er eine Lateinschule in Cottbus und 1515 im sächsischen Freiberg, wobei ihn seine Freunde Petrus Mosellanus, Caspar Borner und Sobius die ihnen aus Köln folgten, begleiteten und sich für seine humanistischen Bestrebungen einsetzten. Auf Dauer entsprach jedoch das Wirken an den Lateinschulen nicht den Erwartungen von Rhagius.

Deshalb trat er mit Georg Spalatin in Verbindung und verhandelte mit diesem über eine Anstellung an der Universität Wittenberg. Im Wintersemester 1517, übernahm er daraufhin die Plinius Vorlesungen. Während der Entstehung der Reformationsbewegung in Wittenberg, wandte er sich der Kirche zu und hielt Vorlesungen über das Mönchsleben, den heiligen Hieronymus und Augustinus. Seit dem Winter 1519 kränkelte er und litt ständig an Atemnot, wie Luther noch am 22. Mai 1520 dem einstigen Begleiter von Rhagius, Johannes Lang (Longius) mitteilte. Kurz darauf verstarb Rhagius am 31. Mai und wurde in der Wittenberger Stadtkirche beigesetzt.

Ein Epitaph das sich in der Stadtkirche der Lutherstadt Wittenberg auf einer Erzplatte befindet, schildert in einem lateinischen Textbild die Dichterkrönung des Verstorbenen und geht auf seine Tätigkeiten in Orten an der Donau, am Rhein an der Oder, an der Elbe, an der Spree und an der Seine ein. Zum Schluss findet sich sein Todestag, der 31. Mai 1520.

Werke

  • petri Heliae grammatica c. comment Joh. Sommerfelt Argent 1499
  • Carmina Aesticampiani” mit dem „Versiculi Theodorici Gresmundi Straßburg 1502,
  • Carmen de Lusatia, quod Melanchthon Basileam, ut excuderetur, miserat, nescio quo fato periit, et nondum repertum est Datum und Ort nicht angegeben
  • Epigrammata Johannis Aesticampiani mit Carmen Huttens Leipzig 1507,
  • Modus epistolandi Magistri Johannis Aesticampiani Wien 1515;
  • Hymnus in laudem Barbarae ohne Ort und Jahr
  • Grammatica Martiani foelicis Capelle Frankfurt/Oder 1507
  • Tabula Cebetis Philosophi Socratici, cum Jo. Aesticampiani Epistola, Impr. Frankfurt/Oder 1507
  • Septem divi Hieronymi epistolae… cum Johanni Aesticampiani carmine Leipzig 1508;
  • C. Plinii Secundi Veronensis ad Titum Vespasianum in Libros naturalis historiae Epistola cum praefatione J. A. Rhetoris et poetae Laureati Leipzig 1508
  • Germania des Tacitus Leipzig 1509
  • Augustini libellus de vita Christiana Leipzig 1518
  • Commentarius in Grammaticam Marciani Capellae, et Donati figuras
  • Marciani Capellae Rhetorica, cum Jo. Rhagii verbosa praefatione Leipzig 1509
  • M. Tullii Ciceronis de Oratrore libri III. Etc. Praefatus est Jo. Rhagius Aesticampianus Theologus, ad Vitum Werlerum Sulzfeldensem, editorem Leipzig 1515
  • Aurelii Augustini libellus de Vita christiana Leipzig 1518
  • Libanii graeci declamatoris disertismi, beati Johannis Chrysostomi praeceptoris, Epistolae, cum adjectis Johannis Summerfelt argumentis et emendatione et castigatione clarissimis

Literatur

  • Ludwig Geiger: Aesticampianus, Joh. Rhagius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 133 f.
  • Heinrich Grimm: Aesticampianus, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 92 f.
  • Frieder Jentsch: Rülein von Calw, Ulrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 222. (Nebeneintrag)
  • Heinz Scheible: Melanchthons Briefwechsel Personen Band 11
  • Erhard Lachmann: Johann Rhagius Aesticampianus – eine erzählende Nachbetrachtung zur Lebensgeschichte des Humanisten, 1981 Roth & Cie. KG Leutkirch
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917,
  • Hans Theodor Koch: Die Wittenberger Medizinische Fakultät (1502-1652) - Ein biobibliographischer Überblick, in Stefan Oehmig: Medizin und Sozialwesen in Mitteldeutschland zur Reformationszeit, 2007 Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, ISBN 9783374024377

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