Johannes Stumpf

Johannes Stumpf
Johannes Stumpf im Alter von ca. 36 Jahren. Radierung von Conrad Meyer aus dem Jahr 1662 nach einer Vorlage eines Gemäldes von Hans Asper

Johannes Stumpf (* 23. April 1500 in Bruchsal, Hochstift Speyer (heute Baden-Württemberg); † 1577/78 in Zürich) war ein Schweizer Theologe, Kartograf, Historiker und Chronist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johannes Stumpf studierte an der Universität Heidelberg Theologie. 1520 arbeitete er in der bischöflichen Kanzlei in Speyer. In Freiburg im Breisgau wurde er in den Johanniterorden aufgenommen. Später erhielt er die Priesterweihe in Basel. 1522 wurde er Prior im Ritterhaus Bubikon im Zürcher Oberland und erhielt das Pfarramt der dortigen Kirchgemeinde.

In seiner Zürcher Zeit schloss er sich dem Reformator Huldrych Zwingli an. 1529 heiratete er die Tochter des Chronisten Heinrich Brennwald (1478–1551), dessen handschriftliche Unterlagen er – wie andere auch – später für seine Chronik verwenden sollte. 1543 wurde er Pfarrer in Stammheim (heute Unter- und Oberstammheim). Für seine Verdienste erhielt er 1548, im Jahr der Drucklegung seiner Chronik, das Bürgerrecht der Stadt Zürich, wohin er sich 1561 zurückzog.

Werke

Kolorierter Holzschnitt aus der Chronik der Schweizer Eidgenossenschaft 1548 aus der Kunstsammlung Anton Cos

Johannes Stumpfs bedeutendstes Werk ist seine reich illustrierte topografische und historische Chronik der Alten Eidgenossenschaft von 1547/48. Den überwiegenden Teil der Illustrationen (400 Holzschnitte) schuf Heinrich Vogtherr der Ältere.[1] Diese Chronik ist von der Verwendung der Unterlagen seines Schwiegervaters Heinrich Brennwald, des durch Heinrich Bullinger vermittelten Zugangs zu Vadian und dessen Notizen, sowie von der Chronik des Aegidius Tschudi geprägt. Zudem unternahm Stumpf selber Reisen in der Schweiz. Nach den Arbeiten von Felix von Malleolus («Hemmerlin») (De Suitensium ortu), Niklaus Schradin († um 1531) und Petermann Etterlin (Kronica von der loblichen Eydtgnoschaft. Jr harkommen und sust seltzam strittenn und geschichten, 1507) stellt sie die erste umfangreichere Schweizer Chronik dar. Für die anhaltende Attraktivität und ihren grossen Einfluss waren auch Auszüge, weitere Ausgaben und Fortsetzungen verantwortlich: Stumpf selber publizierte 1554 erfolgreich die Schwytzerchronik; besondere Verbreitung fand ein Abriss des Josias Simler (De republica Helvetiorum, 1576). Eine Fortsetzung besorgte Stumpfs Sohn Johann Rudolph (1586/1606).

Handschriften und Drucke in chronologischer Reihenfolge

  • Von dem span, hader und zweyung zwüschen doct. Martin Luthern zu Wittenberg u. Huldrichen Zwinglin zu Zürich, predicanten [1529]. Handschrift im Staatsarchiv Zürich (Bullinger Briefbd. E II 345). Edition: Büsser, Zürich 1960.
  • Des grossen gemeinen Conciliums zuo Costentz gehalten kurzte doch grundtlichere […] dann vor nie in Teütsch gesaehen beschreybung […] Jtem von Johann Hussen vnnd Hieronymo von Prag wie dis gen Costentz kommen vnd was mit jnen gehandlet ist […]. Zürich: Christoph Froschauer 1541 (Digitalisat).
  • Reisebericht von 1544. In: Conrad Türst: De situ Confoederatorum descriptio. Basel: Schneider 1884 (=Quellen zur Schweizer Geschichte, 6).
  • Gemeiner loblicher Eydgnoſchafft Stetten Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beſchreybung […]. 2 Bde. Zürich: Christoph Froschauer 1547/48 (Digitalisat).
    • Die zweibändige Chronik ist in dreizehn Bücher unterteilt:
      • 1. Buch: Europa
      • 2. Buch: Deutschland (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation)
      • 3. Buch: Frankreich
      • 4. Buch: Geschichte der Schweiz von Julius Caesar bis zur Gründung der Eidgenossenschaft (gemäss Stumpf 1314) mit einer geografischen Übersicht.
      • 5.–12. Buch: Beschreibung der Schweizer Gaue und Orte.
      • 13. Buch: Geschichte der Schweiz von der Gründung der Eidgenossenschaft (1314) bis zur damaligen Gegenwart.
    • Faksimile-Ausgabe: Winterthur: Schellenberg 1975. Edition: Hrsg.: Gagliardi, Müller, Büsser. Basel: Birkhäuser 1952–1955 (=Quellen zur Schweizer Geschichte. Abt. 1, Chroniken, N. F., 5–6).
Das Wallis in den Landtaflen
Wohnhaus an der Trittligasse
Gedenktafel
  • Landtaflen. Hierinn findst du lieber Laeser schoener recht vnd wolgemachter Landtaflen XII. […] Welche alle vormals soelicher gestalt nie außgangen. Zürich: Christoph Froschauer 1548. Faksimile-Ausgaben: Hrsg.: Weiß, Bern: Kümmerly & Frey 1942; Hrsg.: Dürst, Gattikon: Dorfpresse 1975 (Digitalisat).
  • Schwytzer Chronica Auß der grossen in ein hādbuechle zuosamen gezogen: in welcher nach der jahrzal begriffen ist gemeiner loblicher Eydgnoschafft zeyt […] biß auff das jar […] 1546. […] Durch Johansen Stumpffen gestellt. Zürich: Christoph Froschauer 1554 (Digitalisat).
  • Keÿser Heinrÿchs des vierdten […] fünfftzigjaerige Historia: von seinem laeben vnd thaaten: […] Durch Johann Stumpffen auß den alten waarhafften Latinischen Geschichtschreybern [=Vita Heinrici imperatoris] fleyssig zuosamen in Teütsche spraach gezogen mit schoenen Figuren beziert vnd in vier Buecher geteilt […]. Zürich: Christoph Froschauer 1556 (Digitalisat).
  • Vom Jüngsten tag vn der Zuokunfft vnseres Herren Jesu Christi Ouch von dem Antichristen vnnd den zeichen vor den letsten tag künfftig. Item was vff dem selbigen tag volgen werde: namlich Vferstendtnuß der todten […] Alles vß dem klaren wort Gottes vnnd […] Biblischer geschrifft zusame gezogen vnd in vier Tractätlin geteilt. Zürich: Christoph Froschauer 1563 (Digitalisat).
  • Die Dryzehen Ort der Loblichen Eydgnosschafft des alten Bundts hoher Teütscher Nation mit gar lustigen vnd schoenen Figuren abcontrafetet […]. Basel: Christoffel von Sichem 1573. Edition Baechtold: Zürich 1890 (=Neujahrsblatt der Stadtbibliothek in Zürich).

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Johannes Stumpf – Quellen und Volltexte
 Commons: Johannes Stumpf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frank Muller: Heinrich Vogtherr der Ältere (1490–1556): Aspekte seines Lebens und Werkes. Sonderdruck aus dem Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau, XCII. Jahrgang 1990, S. 204 f.

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