Jonas Savimbi

Jonas Savimbi
Jonas Savimbi (1989).

Jonas Malheiro Savimbi (* 3. August 1934 in Munhango, Provinz Bié, Angola; † 22. Februar 2002 in Lucusse, Provinz Moxico, Angola) war angolanischer Politiker und Anführer der antikolonialen Bewegung UNITA, die nach der Unabhängigkeit des Landes einen Bürgerkrieg gegen das regierende MPLA-Regierung führte und inzwischen eine politische Partei ist.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Herkunft, Schulbildung und Studium

Flagge der UNITA

Savimbis Eltern gehörten der ethnischen Gruppe der Ovimbundu an, und zwar der Untergruppe der Bienos, die in der (Provinz Bié) wohnen. Da sein Vater, Pastor de Igreja Evangélica Congregacional de Angola IECA), Angestellter bei der Benguelabahn war, wurde er selbst in Muhango geboren, das in der benachbarten Provinz Moxico liegt, wuchs aber in Bié auf und besuchte dort Schulen der IECA bis etwa zur Mittleren Reife. Da die Abschlüsse evangelischer Schulen damals von den Kolonialbehörden nicht anerkannt wurden, musste er diese anschließend in der Nachbarprovinz Huamboauf einer katholischen, vom Maristenorden geführten Schule nachholen. Danach ging er mit einem Stipendium, das ihm amerikanische Missionare besorgt hatten, zum Zwecke des Medizinstudiums nach Portugal. Dort besuchte er die Höhere Schule, um die Hochschulreife zu erlangen. Als ihm dazu nur noch das ideologische Fach "Vaterlandskunde" fehlte, das während des Salazarismus obligatorisch war, brach er jedoch den Schulbesuch ab. Der Grund war politischer Art: er hatte sich inzwischen den Gruppen angolanischer Studenten in Portugal angeschlossen, die sich für einen anti-kolonialen Befreiungskampf einsetzten[1], und sah sich von der PIDE, der damaligen portugiesischen Geheimpolizei, bedroht. Er floh deswegen in die Schweiz, wohin er über evangelische Netzwerke Verbindungen hatte. Da man dort seinen Schulabschluss anerkannte, durfte er in Genf und Lausanne Politikwissenschaft o.ä. studieren und erreichte dem Vernehmen nach einen Hochschulabschluss, ohne dass allerdings darüber Belege bekannt geworden wären [2]

Politische Laufbahn

Positionierung im anti-kolonialen Kampf

Nachdem Savimbi zuerst erfolglos eine führende Rolle in der Befreiungsbewegung MPLA anstrebte, schloss er sich 1964 der Befreiungsbewegung FNLA an, die von Léopoldville - dem heutigen Kinshasa - aus operierte, und wurde deren Generalsekretär. 1966 gründete er eine eigene Bewegung, UNITA, deren Führer er über 30 Jahre lang blieb.

Kämpfe bis zur Unabhängigkeit

Mit der UNITA führte Savimbi im Osten Angolas Guerilla-Aktionen gegen die Kolonialmacht Portugal durch, die sich allerdings in engen Grenzen hielten. Er erhielt dabei eine gewisse Unterstützung seitens Chinas, das er gelegentlich besuchte. Wiederholt kam es zu bewaffneten Konflikten mit dem MPLA, weniger mit der FNLA, die im Osten kaum präsent war. Laut heute öffentlich zugänglicher portugiesischer Akten aus dieser Zeit schloss er Anfang 1970 ein Kollaborationsabkommen mit der Kolonialmacht, das sich gegen die rivalisierenden Bewegungen richtete .[3] Für die nachkoloniale Zeit wurde entscheidend, dass die UNITA durch ihren anti-kolonialen Kampf die Sympathien des ganz überwiegenden Teils der Ovimbundu erwarb, der mit Abstand größten Volksgruppe in Angola; für die meisten von ihnen wurde Savimbi damals zu einer Art Idol.

Internationale Beziehungen

Savimbi hatte in den 1960ern gute Beziehungen zu China, von dessen Armee er auch ausgebildet wurde. In den 1970ern hingegen kam es zu engeren Kontakten zur US-Regierung und der Apartheidsregierung in Südafrika. Diese wurden während des Entkolonisierungskonflikts von 1975/75 stark intensiviert.[4] Diese wurden während des anschließenden Bürgerkriegs fortgesetzt und noch intensiviert. Noch 1975 bekam die UNITA, auf Anweisung von US-Außenminister Henry Kissinger, 24,7 Millionen Dollar. [3] 1986 wurde Savimbi von US-Präsident Ronald Reagan auch offiziell eingeladen. [5] Außerdem wurde er vom marokkanischen König Hassan II. unterstützt.

Nach der Unabhängigkeit Angolas

Nach der Unabhängigkeit Angolas von Portugal im Jahre 1975 wurde die UNITA nicht an der Macht beteiligt. Das siegreiche MPLA übernahm die Alleinherrschaft und errichtete ein als sozialistisch deklariertes Einparteienregime nach dem Vorbild des damaligen Osteuropas.

Wenig später begann die UNITA mit Guerrillaaktionen gegen die Regierung. Der Bürgerkrieg in Angola weitete sich aus und wurde internationalisiert. Neben der UNITA, die unter anderem von der Apartheidsregierung in Südafrika und den USA unterstützt wurde, wurde daraufhin die regierende MPLA von der Sowjetunion, Nicaragua und Kuba mit Militärhilfe und Militärberatern unterstützt. Die UNITA hatte eine Reihe militärischer Erfolge, kontrollierte 1983 ein Drittel des Landes und brachte Teile der Wirtschaft zum Erliegen , blieb aber von einem militärischen Gesamtsieg deutlich entfernt. 1989 kündigte Reagans Nachfolger George H. W. Bush trotzdem an, Savimbis UNITA auch weiterhin mit 15 Millionen Dollar pro Jahr finanziell zu unterstützen.[6]

Es gab verschiedene Versuche zur Beendigung des Bürgerkriegs. Im Mai 1991 kam es zu einem Friedensvertrag, 16 Monate später zu freien Wahlen. António da Costa, ein langer UNITA-Weggefährte von Savimbi, ging jedoch vorher an die Öffentlichkeit mit der Warnung, dass Savimbi bereits den nächsten Krieg plane.[3] Da die UNITA bei den Wahlen unterlag, weigerte sich Savimbi, das Ergebnis anzuerkennen und nahm die militärischen Aktionen wieder auf. 1997 kam es zu einer Beteiligung der UNITA an einer "Regierung der nationalen Einheit und Versöhnung", doch Savimbi selbst blieb "im Busch" und führte den Bürgerkrieg fort. Diesen entschied die MPLA-Regierung vor allem aufgrund ihrer größeren Ressourcen zunehmend für sich.

Savimbi starb auf der Flucht bei einem Feuergefecht mit angolanischen Regierungstruppen im Februar 2002 bei Lucusse (Moxico). Dort liegt er auch unter einem Baum begraben, in der Nähe der Stelle, an der er getötet wurde. In der Folge wurde ein Waffenstillstand zwischen der UNITA und der Regierung Angolas geschlossen. Die UNITA gab ihren bewaffneten Kampf auf und wurde zu einer politischen Partei umgeformt.

Sonstiges

Savimbis Reden ähnelten in ihrer Bezugnahme eher Reden von westlichen als von afrikanischen Politikern, er zitierte u.a. oft klassische Philosophen aus diesen Ländern. Umstritten ist, inwiefern dies durch seine hohe Bildung oder seine amerikanischen Berater der Heritage Foundation begründet war.[7] 1989 hielt Savimbi während einer USA-Reise auch seine bekannte Rede „The Coming Winds of Democracy in Angola“ vor der Heritage Foundation, in der er der Öffentlichkeit seine Aktionen als Freiheitskampf für Demokratie und gegen den Kommunismus präsentierte.[8]

1985 bis 1988 war Grover Norquist, Präsident der Lobby „Americans for Tax Reform“, Savimbis wirtschaftlicher Berater.

Savimbi war mit vier Frauen verheiratet und hat zahlreiche Kinder, die genaue Anzahl ist jedoch unbekannt.[3]

Einzelnachweise

  1. Zu dieser Gruppe gehörte nicht zuletzt die spätere Führung der MPLA, der späteren Befreiungsbewegung und heute beherrschenden Partei, einschließlich des ersten Staatspräsidenten Angolas,Agostinho Neto
  2. Wie bis heute in Portugal üblich, wurde er aufgrund seines Hochschulabschlusses auf Portugiesisch als „Dr.“ bezeichnet. Da er jedoch auf jeden Fall nicht promovierte, entspricht dies nicht dem Doktortitel, was bei der Übertragung in andere Sprachbereiche meist angenommen wurde. Vielfach wurde auch angenommen, der "Dr." sei als landläufige Bezeichnung für "Arzt" zu verstehen, was ebenfalls ein Irrtum war, da Savimbi ein Medizinstudium nie aufgenommen hat.
  3. a b c d Guardian, 25. Februar 2002
  4. Siehe Franz-Wilhelm Heimer, Der Entkolonisierungskonflikt in Angola', München: Weltforum Verlag, 1979.
  5. Zu diesem Aspekt siehe Elaine Windrich, The cold war guerille: Jonas Savimbi, the U.S. média, and the Angolan war, New York: Greenwood Press, 1992
  6. "Bush pledges Angola rebel aid," The New York Times, January 1989.
  7. "Angola: Don't Simplify History, Says Savimbi's Biographer," AllAfrica.com, Johannesburg, June 22, 2002.
  8. The Coming Winds of Democracy in Angola, Rede auf Seite der Heritage Foundation

Weblinks


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