Josef Römer

Josef Römer

Josef „Beppo“ Römer (* 5. März 1892 in Altenkirchen; † 25. September 1944 in Brandenburg an der Havel[1]) war ein Jurist. Seine politische Laufbahn umfasste die Stationen deutscher Freikorpsführer, später Kommunist, Stabsoffizier und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Römer schlug 1911 die Offizierslaufbahn als Fahnenjunker ein, wurde während des Ersten Weltkriegs Hauptmann und schied Anfang 1919 aus der Armee aus. 1919 beteiligte er sich als einer der Führer des Freikorps Oberland an der Niederwerfung der Münchner Räterepublik und 1920 an der Bekämpfung der Roten Ruhrarmee im Ruhrgebiet. Im dritten der Aufstände in Oberschlesien war er beteiligt bei der Erstürmung des Annaberges.

Seit 1919 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in München, wurde 1922 in Würzburg zum Dr. jur. promoviert und war Justiziar beim Hugo-Stinnes-Konzern in Dortmund. 1923/24 war er Beauftragter der Deutsch-Türkischen Handelsgesellschaft in der Türkei, 1925 bis 1927 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Landindustrien und 1927 bis 1932 Syndikus der Landkultur AG in Berlin.

In den 1920er Jahren veröffentlichte Römer unter Pseudonym wirtschafts- und innenpolitische Artikel in der rechtsorientierten Zeitschrift Die Neue Front, näherte sich dann der KPD an und war Herausgeber und Redakteur der Monatszeitschrift Aufbruch.[2]

Von Anfang Februar 1933 bis zum Mai 1933 wurde er im Berliner Columbiahaus inhaftiert.

Römer plante 1934 gemeinsam mit Nikolaus Christoph von Halem und Paul Joseph Stuermer ein Attentat auf Adolf Hitler. Im Juni 1934 wurde Römer jedoch erneut verhaftet und die Attentatspläne verliefen im Sande.[3] Bis 1939 blieb er im Konzentrationslager Dachau interniert. Er kehrte nach der Entlassung nach Altenkirchen zurück. 1940/41 war er Privatsekretär bei einer Güterverwaltung in Glienicke.

Widerstandskreise in der Künstlerkolonie

Beppo Römer näherte sich in seiner politischen Einstellung in den späten 1920er Jahren der KPD an, trat im April 1932 der Partei bei und gab die Zeitschrift Aufbruch heraus, um die sich ein Kreis von Linksintellektuellen sammelte. Insgesamt verbrachte Römer von 1933 bis 1939 mehrere Jahre in Untersuchungs- und KZ-Haft, u.a. im berüchtigten Columbiahaus. Römer stand im Kontakt zu Nikolaus Christoph von Halem, der wiederum Verbindung zu Adam von Trott zu Solz, Justus Delbrück und Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg hielt.

Der Schriftsteller Willy Sachse gehörte zu einer kommunistischen Widerstandsgruppe im Berliner Norden. Die illegalen Schriften der Gruppe RAS wurden auf dem Gelände des Segelclubs „Wiking“ in Tegel hergestellt. Weitere Mitglieder der Gruppe waren der Schauspieler Hans Meyer-Hanno mit seiner Frau Irene, der Arbeiter Fritz Riedel und Alja Blomberg.

Im Frühjahr 1940[4] stellte der Widerstandskreis um Römer Verbindungen zu John Sieg, Arthur Sodtke und Robert Uhrig her, der um 1940 als Kopf des kommunistischen Widerstandes in Berlin galt. Uhrig konnte über Römer seine Verbindung nach München und schließlich bis Tirol ausdehnen.

Die wichtigste illegale Flugschrift war der Informationsdienst, eine Untergrundzeitschrift, die Römer mit Uhrig herausgab. Der Informationsdienst erschien 1941 fast jeden Monat. Verschickt wurden die Schriften von verschiedenen Postämtern aus an Adressen in Deutschland und im Ausland, ja sogar an die Front unter Feldpostnummern. Der Informationsdienst „rief zu Sabotageakten auf und bemühte sich um Informationen zur wirtschaftlichen und militärischen Lage. Ziel der Gruppe war die Errichtung eines sozialistischen Staates nach dem Sturz der Hitler-Diktatur.“[5]

Seit 1941 trafen sich Stenbock-Fermor und Römer aus Sicherheitsgründen nicht mehr in Privatwohnungen in der Künstlerkolonie, sondern meistens in einem Schwimmbad.

Anfang 1942 deckte die Gestapo den Römer-Kreis auf. Am 19. Juni 1944 verurteilte der Volksgerichtshof Josef Römer, Willy Sachse, Arthur Sodtke, Robert Uhrig und Fritz Riedel zum Tode. Am 25. September 1944 wurde Römer durch das Fallbeil im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.[1]

Ehrungen

  • In Fredersdorf-Vogelsdorf bei Berlin wurde eine Straße nach ihm „Beppo-Römer-Straße“ benannt.
  • Von 1961 bis 1969 trug ein Torpedoschnellboot der Volksmarine (Projekt 183) den Namen Josef Römer.

Literatur

  • Oswald Bindrich, Susanne Römer: Beppo Römer - Ein Leben zwischen Revolution und Nation. Edition Hentrich, Berlin 1991, ISBN 3-926175-97-4
  • Gert Rosiejka: Die Rote Kapelle. „Landesverrat“ als antifaschistischer Widerstand. Ergebnisse-Verlag, Hamburg 1986, ISBN 3-925622-16-0
  • Luise Kraushaar et al.: Deutsche Widerstandskämpfer 1933 bis 1945. Berlin 1970 Band 2, Seite 101 ff
  • Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Friedrichshain und Lichtenberg. Herausgegeben von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, 1998, ISSN 0175-3592;
    hier: Gruppe Römer. Kaulsdorf-Süd, Am Birkenwerder 11 - Treffpunkt bei Butte, S. 153 ff

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Bindrich, Römer S. 63. Dort auch Hinweis auf falsche Nennung Berlin in manchen Veröffentlichungen.
  2. reprint: Hans Coppi junior und Susanne Römer: Aufbruch - Dokumentation einer Zeitschrift zwischen den Fronten, mit Vorwort von Peter Steinbach und Susanne Römer. Kommentar von Hans Coppi. Koblenz 2001.
  3. Planung eines Attentates durch die Widerstandsgruppe um Beppo Römer, Paul Joseph Stuermer und Nikolaus von Halem
  4. Rosiejka, a.a.O., Seite 56.
  5. Wolfgang Benz: Opposition und Widerstand der Arbeiterbewegung Bundeszentrale für politische Bildung

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