Jozef Glemp

Jozef Glemp
Józef Glemp (2005)

Józef Kardinal Glemp [ˈjuzɛf ɡlɛmp] (* 18. Dezember 1929 in Inowrocław, Polen) ist Primas von Polen und emeritierter Erzbischof von Warschau.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Józef Glemp entstammt einer deutschstämmigen Arbeiterfamilie aus dem Bistum Gniezno (Gnesen). Während der nationalsozialistischen Besatzungszeit wurde er als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert und konnte erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Schule beenden. Von 1950 bis 1956 studierte er am Erzbischöflichen Priesterseminar von Gniezno Katholische Theologie und Philosophie. Nach der Priesterweihe war er zwei Jahre lang Vikar, ehe er für ein Promotionsstudium an die Päpstliche Lateranuniversität in Rom entsandt wurde. Dort erwarb er im Jahre 1964 den Doktorgrad im Fachbereich Kirchenrecht.

Nach Absolvierung einer Praktikumszeit wurde er zum Anwalt des Römischen Gerichtshofs ernannt. Weitere Studien erweiterten seine Kenntnisse in Lateinischer Sprache und Verwaltungswissenschaften. Nach seiner Rückkehr nach Polen arbeitete er als Kaplan in zwei Nonnenklöstern und als Religionslehrer. Darüber hinaus wirkte er als Jurist am örtlichen Metropolitangericht und im Sekretariat von Stefan Kardinal Wyszyński, den er auf vielen Reisen begleitete. 1972 erhielt Glemp den Ehrentitel Päpstlicher Ehrenkaplan und 1976 wurde er in das Metropolitankapitel von Gnesen (poln. Gniezno) berufen.

1979 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Ermland (poln. Warmia). Die Bischofsweihe spendete ihm am 21. April 1979 der damalige Primas von Polen, Stefan Kardinal Wyszynski. Mitkonsekratoren waren Erzbischof Franciszek Macharski und Bischof Jan Obłąk.

Józef Glemp wurde 1981 dann in Personalunion Erzbischof von Gnesen und Warschau. Als Erzbischof von Gnesen führte Glemp den Titel „Primas von Polen“, als Nachfolger von Stefan Wyszyński. Nach einer Umstrukturierung der polnischen Bistümer im Jahre 1992 trennte der Papst die Personalunion für die Leitung der Bistümer Gniezno und Warschau. 1983 wurde Józef Glemp als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santa Maria in Trastevere in das Kardinalskollegium aufgenommen.

Am 6. Dezember 2006 nahm Papst Benedikt XVI. sein aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch an und ernannte gleichzeitig den bisherigen Bischof von Płock, Stanisław Wielgus, zu seinem Nachfolger. Nach dessen kanonischem Amtsantritt am 5. Januar 2007 und Rücktritt am 7. Januar 2007 verwaltete Glemp das Erzbistum als Apostolischer Administrator bis zur Inthronisation von Erzbischof Kazimierz Nycz, die am 1. April 2007 stattfand. Den Titel Primas Poloniae darf Glemp jedoch bis zur Vollendung seines 80. Lebensjahres weiterführen.[1]

Kritik

Umstritten ist Józef Glemp wegen seiner Bemerkungen gegenüber der deutschen Minderheit in den ehemaligen deutschen Ostgebieten (Ostpreußen, Schlesien, Pommern). Teilweise unterstützte er hier die Propaganda der Kommunistischen Partei Polens, der er ansonsten kritisch gegenüberstand.

Bei der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags vom 18. November 1970 gab die polnische Seite zu, dass „bis heute in Polen aus vielerlei Gründen (z. B. Bindung an den Geburtsort), eine gewisse Anzahl eindeutig deutscher Personen verblieben sind“.

Auf einem Treffen anlässlich des 40. Jahrestags der Kapitulation Deutschlands sagte Wojciech Jaruzelski, der Premierminister und Erste Sekretär der Kommunistischen Partei Polens, in Breslau (Wrocław) vor Offizieren: „Um eine ethnische Teilung herbeizuführen zu wollen, will man das künstliche Problem schaffen, dass es in Polen eine deutsche Minderheit von einer Million gibt.“

Józef Glemp stimmte sogleich zu. Auch er bestritt die Existenz einer deutschen Minderheit in Polen. Während einer Wallfahrt am 15. August 1984 in Częstochowa (Tschenstochau) sagte er: „Wir können nicht reinen Gewissens Gebete in fremder Sprache abhalten für solche, die diese Sprache gar nicht kennen und sie erst in der Liturgie kennen lernen wollen. Es kann nämlich jemand nicht Ausländer sein, der das Ausland nicht gesehen hat“. Der Primas hat in seiner Ahnentafel ebenfalls deutsche Vorfahren.

Im selben Jahr schrieb Józef Glemp einen Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Joseph Höffner, in welchem er behauptete, in Polen gäbe es keine deutsche Minderheit, infolgedessen sei auch eine deutsche Seelsorge überflüssig.

Weblinks

Quellen

  1. Schreiben Papst Benedikts XVI. an Józef Kardinal Glemp zur Annahme seines Amtsniederlegungsgesuchs als Erzbischof von Warschau vom 1. November 2006 (Latein) [1]



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