Jozsefvaros

Jozsefvaros
Józsefváros
Wappen von Józsefváros
Józsefváros (Ungarn)
DEC
Basisdaten
Staat: Ungarn
Region: Közép-Magyarország
(Mittel-Ungarn)
Komitat: Budapest
Koordinaten: 47° 30′ N, 19° 3′ O47.519.057Koordinaten: 47° 30′ 0″ N, 19° 3′ 0″ O

Die Józsefváros (Josefstadt) ist der achte Bezirk Budapests, sie liegt am Ostufer der Donau in der ehemaligen Stadt Pest und ist einer der ältesten Stadtteile der ungarischen Hauptstadt.

Geschichte

Die Geschichte der Hauptstadt Budapest und der Józsefváros sind von einander untrennbar. Die ersten Siedler der Unteren Vorstadt von Pest erschienen um 1720. Auf dem fruchtbaren Boden vor den Stadtmauern Pests wurde Gartenbau betrieben, weiter auswärts wurden Wein und Getreide angebaut. Der schlechtere Boden, die Weiden boten Möglichkeit zur Viehzucht. Dies bestimmte auch die Beschäftigung der ersten Siedler.

Auf dem Gebiet der heutigen Josefstadt gab es um 1710 zwischen den Äckern 20 Meiereien. Die ersten 27 Parzellen entstanden, als Josef Kastberger, Gemeinderat der Stadt Pest 1732 seinen Acker verkaufte. Das Gebiet und auch das Nachbargelände waren in wenigen Jahren bebaut. Der Flecken erhielt den Namen Pacsirtamező (Lerchenfeld). 1764 gab es erst sieben, zwei Jahrzehnte später bereits fünfundzwanzig Gassen. Der raschen Entwicklung folgte die Regelung der Vorstadt. Ab 1733 hat sie einen eigenen Richter, in der Person des Ziegeleibesitzers Mátyás Pindtner. 1766 wurde das Gebiet in die Obere und Untere Vorstadt aufgeteilt. Auf Bitte der Bewohner erhielt letztere am 7. November 1777 vom Palatin nach dem Sohn von Maria Theresia, dem Thronfolger Joseph den Namen Josephstadt, Józsefváros.

Die Entwicklung der Gemeinde wurde durch das 1838er Hochwasser unterbrochen. Von den 1255 Häusern wurden 891 vernichtet, 115 stark beschädigt, nur 149 Gebäude blieben stehen. Die vernichtende Katastrophe hatte aber auch günstige Wirkungen. Nach dem Rückzug des Wassers begann man sofort mit dem Wiederaufbau. Die Straßenführung wurde nicht geändert, auf den neu erschlossenen Gebieten wurde der Plan des Architekten József Hild angewandt. Die Bauarbeiten schufen auch neue Arbeitsmöglichkeiten. 1873, bei der Vereinigung von Pest, Buda und Óbuda zu Budapest war Józsefváros schon eine Kleinstadt mit 62 Straßen. Zur Tausendjahrfeier der Landnahme, 1896 gab es hier schon 37 Betriebe, Fabriken. Das Gebiet wurde immer stärker bebaut, die Bewohnerzahl stieg. Neben den gesünderen Wohnungen entstanden auch eine Reihe von Palästen. 2002 feierte der Stadtteil sein 225-jähriges Jubiläum.

Bevölkerung

Der Bezirk gehört unter den 23 der Hauptstadt zu jenen mit dem schlechtesten Ruf. In 40 Jahren Sozialismus heruntergekommene Gebäude und Bewohner, von denen wohl 30 % Roma sind, die ärmsten der Armen. Zum schlechten Ruf trugen und tragen auch die in einigen Straßen seit fast hundert Jahren traditionell tätigen Prostituierten bei. Nicht zufällig sind mehrere der Budapester Obdachlosenheime auch in diesem Bezirk zu finden. Der Keleti, der Ostbahnhof, ist zwar als Baudenkmal schön, aber der Platz davor ist auch nicht eben eine Touristikattraktion. Und doch gibt es hier Tausende Dinge, die es sich lohnt zu entdecken. In der Umgebung des Nationalmuseums liegt das Palastviertel, hier wohnten einst viele Aristokraten. Um nur zwei zum Rundfunk gehörende Gebäude zu erwähnen: den Esterhazy und den Károlyi Palast. Die im erneuerten Wenckheim Palast beheimatete Budapester Stadtbibliothek ist eine der frequentiertesten Europas. Die täglichen achttausend Besucher kommen teils aus den Universitäten des Bezirkes. In der Josefstadt ist die katholische Universität, die Philologische Fakultät, die Medizinische Universität und die deutschsprachige Andrássy-Universität zu Hause. Und dort wo es viele Studenten gibt, existieren nicht nur Bibliotheken, sondern auch diverse Kneipen und Cafés.

Die beiden ältesten - 1802 gegründeten - Museen Ungarns sind das erwähnte Nationalmuseum und drei Metrohaltestellen weiter das Naturhistorische. Von musealem Wert ist auch der im Bezirk liegende einstige Zentralfriedhof Budapests, der heute das nationale Pantheon beherbergt. Ein Stadt in der Stadt ist die Angestelltenkolonie mit kleinen Einfamilienhäusern. Ein Dörfchen die seit 80 Jahren bestehende Künstlerkolonie, wo die Maler und Bildhauer ihre Ateliers haben und auch dort wohnen. Hier wurde übrigens auch die Stalin Statue angefertigt, mit deren Niederreißung 1956 die Revolution begann. Ein anderer Kampfplatz des 23. Oktober war das Rundfunkgebäude. Die schwersten Kämpfe wurden in diesem Bezirk ausgetragen, wohl aus Strafe eilte man nicht besonders mit den Renovierungen. Für Literaturliebhaber sind der botanische Garten und ein wichtiger Schauplatz des Romans von Ferenc MolnárDie Jungen von der Paulstraße“ existiert noch immer. Und natürlich liegt die Paulstraße, wo Molnár in seiner Kindheit lebte, auch in der Josefstadt. Die Parteizentralen der Sozialisten und des Fidesz, also der größeren Regierungs- und der größeren Oppositionspartei liegen auch in die Josefstadt. Einst gab es im Bezirk auch bedeutende Industrieanlagen. Die im 19. Jahrhundert vom Schweizer Ábrahám Ganz gegründete Fabrik Ganz & Cie exportierte noch bis in die 80-er Jahre Eisenbahnloks in alle Welt. Heute beherbergen die Hallen einige Kleinunternehmen, und, zusammen mit dem Visavis liegenden Josefstädter Bahnhof den größten chinesischen Markt der Stadt. Die Josefstadt kann also fast jedem etwas bieten: dem Studenten, dem Touristen und den Sozialarbeiter. Oft in derselben Straße. Und es gibt sogar eine Zukunft: ein großes Revitalisierungsprojekt wurde von der Gemeinde in Angriff genommen. Die braunen Zonen, die einstigen Fabriksägelande ziehen ebenfalls Investoren an. Und mit der Zeit wird die Modernisierung auch jene Punkte der dunkleren inneren Josefstadt erreichen, wohin sich auch die Polizisten nur deshalb wagen, weil die Präfektur dort liegt.

Ein erfolgreicher ungarischer Animationsfilm 2005 preisgekrönt spielt in diesem Bezirk. Es ist eine traditionelle Romeo und Julia Geschichte. Die Figuren sind Ungarn, Roma, Juden, Chinesen, Araber, Russen, Ossis, Strizzis, Prostituierte, Polizisten, Priester sind alle so gezeichnet, wie es die political correctness verbietet, noch niemand hat sich beschwert. Sie sind ja aus dem Leben des 8. Bezirkes gegriffen.

Partnerschaften

Der Bezirk unterhält im Bund der Josefstädte Partnerschaften mit dem ebenfalls achten Wiener Bezirk Josefstadt und mit dem Stadtteil von Timişoara.


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