Juodkrantė

Juodkrantė
Übersichtskarte von Juodkrante
Bernsteinhafen der deutschen Firma Stantien & Becker um 1880
Skulpturenpark mit Blick auf das Haff

Juodkrantė ist mit rund 720 Einwohnern die zweitgrößte Siedlung auf der Kurischen Nehrung in Litauen. Der amtliche deutsche Name bis 1945 war Schwarzort, der litauische Name bedeutet „schwarze Küste“. Es liegt ungefähr in der Mitte der litauischen Seite der Nehrung und bildet zusammen mit dem benachbarten Einzelhof Alksnynė den Amtsbezirk Juodkrantės seniūnija der Kurortgemeinde Neringa. Als Dorf gilt es amtlich nicht mehr.

Inhaltsverzeichnis

Sehenswürdigkeiten

In Juodkrantė gibt es unter anderem den Raganų Kalnas (deutsch Hexenberg), auf dem viele Holzstatuen zu den dazugehörigen litauischen Märchen stehen.

Geschichte

Schwarzort in Preußen, das 1429 erstmals namentlich erwähnt wurde, gehörte bis 1740 zum Hauptamt Memel im Kreis Samland. Die damaligen Hauptämter hatten etwa den Zuschnitt späterer (Land-)Kreise, die Kreise den späterer Regierungsbezirke.

Von 1740 bis 1795 war Schwarzort im Kirchspiel Carwaiten (Karwaiten). Nach der Einteilung Preußens in Landkreise 1818 gehörte das Kirchspiel Schwarzort zum Amt Prökuls im Kreis Memel im Regierungsbezirk Königsberg. [1]

Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts waren Schwarzort wie Nidden Badeorte für viele Urlauber und teilweise auch als Kurort bekannt; seit 1858 fuhren die Dampfschiffe aus Memel und später auch aus Tilsit. Unter anderem hatten viele bekannte Schriftsteller ihre Sommerhäuser dort. So gab es dort auch eine Synagoge.

Um 1855, 1860 und 1861 kam es zu Bernsteinfunden bei Baggerarbeiten im Kurischen Haff (heute Kuršių marios genannt). Durch die Firma Stantien & Becker wurde dann gezielt Bernstein durch Baggerei gewonnen. In der Zeit von 1860 bis 1890 betrug die durchschnittliche jährliche Fördermenge 75 Tonnen[2]. Das trug zur schnelleren Entwicklung der Gemeinde bei. Der heutige Hafen entstand durch diese Bernsteinbaggerei.

1882 wurde wurden bei Baggerarbeiten zur Erweiterung der Fahrrinne Königsberg-Memel 434 Bernsteinartefakte gefunden, die weitgehend während des Zweiten Weltkrieges verloren gingen. Die 17 erhaltenen Objekte sind Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und werden in der Universität Göttingen aufbewahrt. Der Bernsteinschmuck, darunter zahlreiche Amulette, stammt aus der frühen Bronzezeit, etwa 2.200 v. Chr. Es handelt sich um die ältesten bekannten Bernsteinschnitzereien aus dem Ostseeraum.[3]

Der Berliner Landschaftsmaler Gustav Fenkohl (1872-1950) lebte in seinen Jugendjahren in Schwarzort.

1920 kam der nördliche Teil der Kurischen Nehrung zusammen mit dem nördlich der Memel gelegenen Teil Ostpreußens als Memelgebiet unter Völkerbundverwaltung und wurde kurz darauf von litauischen Freischärlern erobert. Obwohl mehr als ein Drittel der Bevölkerung litauischer Muttersprache war, stimmten bei Wahlen die allermeisten für deutsche Parteien. Nach jahrelangem Ausnahmezustand gab Litauen auf Druck der nationalsozialistischen Regierung im März 1939 das Memelland an das Deutsche Reich zurück. 1945 wurde es von der Sowjetunion erobert und der litauischen Sowjetrepublik zugeschlagen. 1961 wurde aus den Dörfern der litauischen Nehrungsseite die Gemeinde Neringa gebildet.

Nach der Unabhängigkeit Litauens 1991 und dem EU-Beitritt 2004 hat sich Juodkrantė verstärkt dem Tourismus aus westlichen Ländern geöffnet.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Juodkrantė – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preussischen Staats, Band 3, Alexander August Mützell, Leopold Krug, 1821, gefunden Jan. 2011 über Google-Suche "Schwarzort Nidden Amt"
  2. B. Kosmowska-Ceranowicz: The tourist amber route to the Amber Coast. In Amber - Views - Opinions. Danzig, Warschau 2006. ISBN 83-912894-1-9.
  3. U. Erichson und W. Weitschat: Baltischer Bernstein. Ribnitz-Damgarten 2008


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