Analogkäse

Analogkäse

Als Kunstkäse, Analogkäse oder Käseimitat bezeichnet man Imitate von Käse, die nicht oder nur zu einem Anteil aus Milch oder Milchprodukten hergestellt werden. Dabei wird das Milchfett durch andere tierische oder pflanzliche Fette ersetzt, zum Teil auch das Milcheiweiß durch solches anderer Herkunft.

Der erste Kunstkäse wurde Ende des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten entwickelt und auch bald in Europa produziert. Zur Herstellung wurde durch Zentrifugieren gewonnene Magermilch mit flüssigem Rindertalg (Oleomargarin) vermischt und mit Lab dickgelegt. Der so gewonnene Käse war durch den Ersatz des Milchfetts durch den preiswerteren Rindertalg deutlich billiger als herkömmlicher Käse. Gängige Bezeichnungen neben Kunstkäse waren Schmalzkäse, Oleomargarinekäse oder Margarinkäse. [1][2]

Für heutige Kunstkäse dienen meist Wasser, Milch-, Soja- oder Bakterieneiweiß und Pflanzenöle wie Palmöl als Grundstoffe, teils auch Stärke. Weitere Zutaten sind Emulgatoren, Aroma- und Farbstoffe, Salz und Geschmacksverstärker, um Geschmack und Aussehen an Vorbilder wie Parmesan, Emmentaler, Mozzarella, Feta oder Camembert anzunähern. Da kein Reifungsprozess notwendig ist, ist die Produktionsdauer gegenüber echtem Käse stark verkürzt. Zur Herstellung wird Pflanzenfett erwärmt, mit einer vorgefertigten Trockenmischung und Wasser vermischt, erhitzt, Aromakonzentrat eingerührt und alles verpackt und gekühlt[3].

Kunstkäse wird vorwiegend in der Lebensmittelindustrie bei Convenience-Produkten, in der Gastronomie und in Bäckereien verwendet, z. B. für Pizza, Lasagne, Käsebrötchen u. ä. Gründe sind der erheblich günstigere Preis gegenüber Käse und die durch die Zusammensetzung der Zutaten einstellbaren Eigenschaften wie Schmelzverhalten und Hitzebeständigkeit (bis zu 400 °C), die die Produktion und Weiterverarbeitung erleichtern.

Eine Kennzeichnungspflicht für die Verwendung von Kunstkäse besteht nicht. Vielmehr ist es nach der GMO-Verordnung 1234/2007 der EU, in der unter anderem der Schutz der Bezeichnung der Milch und Milcherzeugnisse bei ihrer Vermarktung geregelt ist, unzulässig, Erzeugnisse, bei denen Milchfett gegen pflanzliches Fett ausgetauscht wurde, mit dem Namenszusatz „Käse“ zu bezeichnen. Daher sind Bezeichnungen wie „Kunstkäse“, „Analogkäse“ oder „Käseimitat“ nicht gestattet. Ob entsprechende Produkte verwendet wurden, lässt sich allenfalls anhand der Zutatenliste vermuten. Im Handel, besonders im Großhandel, werden Kunstkäse bzw. Mischungen aus Kunstkäse und Käse zum Überbacken unter Fantasiebezeichnungen wie „Pizza-Mix“ oder „Gastromix“ angeboten.

Die Produktionsmenge von Kunstkäse wird für Deutschland auf jährlich 100.000 Tonnen geschätzt. Bei amtlichen Untersuchungen in Gaststätten und Bäckereien wurde in rund 20 bis 30 Prozent der Fälle festgestellt, dass Kunstkäse als Zutat verwendet, aber rechtswidrig als Käse deklariert wurde. Ebenfalls verbreitet ist der legale Ersatz eines Teils des Käses durch ein Imitat.[4]

Siehe auch

Quellen

  1. Fresenius' Journal of Analytical Chemistry. Band 36, Nummer 1 / Dezember 1897
  2. Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 11. Leipzig 1907, S. 817
  3. Jeneil Bioproducts. Herstellerinformation
  4. Frontal21 über Kunstkäse. Sendung vom 7. April 2009

Weblinks


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