Jühnde

Jühnde
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Jühnde
Jühnde
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Jühnde hervorgehoben
51.4636111111119.8011111111111310
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Göttingen
Samtgemeinde: Dransfeld
Höhe: 310 m ü. NN
Fläche: 24,49 km²
Einwohner:

1.097 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 45 Einwohner je km²
Postleitzahl: 37127
Vorwahl: 05502
Kfz-Kennzeichen:
Gemeindeschlüssel: 03 1 52 013
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Am Schedener Stieg 8
37127 Jühnde
Webpräsenz: www.juehnde.de
Bürgermeister: Dietmar Bode
Lage der Gemeinde Jühnde im Landkreis Göttingen
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Über dieses Bild

Jühnde ist eine Gemeinde in Süd-Niedersachsen im Landkreis Göttingen. Zu ihr gehören die Orte Jühnde und Barlissen. Sie ist eine Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Dransfeld.

Jühnde liegt etwa 13 km südwestlich von Göttingen und 13 km nordöstlich von Hann. Münden, am Fuße des Hohen Hagens. Der Ort hat knapp 1.100 Einwohner.

Geschichte

Kommunalwahl 2011
Wahlbeteiligung: 61,83 %
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
64,31%
(+0,19%)
28,42%
(-1,84%)
7,27%
(+1,65%)
2006

2011



Jühnde wurde 960 von Otto I. zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Schon damals gab es eine Ritterburg, die an der alten Heerstraße von Münden nach Göttingen lag. 1484 eroberten die Göttinger die Raubritterburg, die ihnen ein Dorn im Auge war, weil von dort aus die Händler überfallen wurden. Im Dreißigjährigen Krieg brannte die Burg ab. 1664 übernahm Otto Freiherr Grote das Gut und baute die Burg wieder auf. Er war ein bedeutender Mann und hatte Leibnitz und die Kurwürde nach Hannover geholt. Ein weiterer Minister war Otto Ulrich Freiherr Grote. Er litt, wie damals das gesamte deutsche Volk, unter der Herrschaft Napoleons. 1802 nahm er in Hannover seinen Abschied, zog nach Jühnde und legte dort bis 1805 den Park im frühromantischen Stil an. Der heutige Besitzer des Gutes heißt ebenfalls Otto Ulrich. Er übernahm den Besitz von seinem Vater Rüdiger, der den Betrieb fast 40 Jahre lang geführt hatte.

Bekannte Persönlichkeiten

Der Schriftsteller und Sozialreformer Heinrich Sohnrey wurde 1859 in Jühnde geboren und wuchs dort auf. Auch sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Dorfkirche. Das Heinrich-Sohnrey-Archiv und die -Gedächtnisstätte befinden sich im über 1000jährigen Turm des Schlosses.

Bioenergiedorf

Blick auf Jühnde vom Gaußturm. Links im Bild die genossenschaftliche Biogasanlage

Jühnde ist das erste Bioenergiedorf in Deutschland. Ermöglicht wurde dies durch ein Projekt des Interdisziplinären Zentrums für Nachhaltige Entwicklung der Universität Göttingen.

Die Gemeinde Jühnde hat das Ziel, ihren kompletten Energiebedarf durch regenerative Energieträger zu decken, was nach einer mehrjährigen Vorbereitungszeit und unter umfassender Mitwirkung der Dorfbewohner im Winter 2005 erfolgreich umgesetzt wurde. Der größte Teil der Energie wird aus Biomasse von den umliegenden Äckern sowie Gülle gewonnen. Täglich werden der Anlage etwa 32 Tonnen Silage und 29 m³ Gülle hinzugeführt. Das entstehende Biogas wird einem Blockheizkraftwerk zugeführt. Der entstehende Strom wird in das örtliche Stromnetz eingespeist, während die entstehende Abwärme den Haushalten über ein unterirdisches Nahwärmenetz zugeführt wird. Im Winter reicht diese Abwärme nicht unbedingt für die Versorgung der angeschlossenen Haushalte aus. Deswegen gibt es ein zusätzliches Holzschnitzel-Heizwerk, welches im Notfall mit Holz aus der Umgebung gespeist wird und das Wasser des Nahwärmesystems zusätzlich erwärmt. Jühnde produziert mit etwa 4 Mio. kWh pro Jahr doppelt soviel Ökostrom wie es selbst verbraucht. Der Strom wird für 17 Cent pro Kilowattstunde ins Netz eingespeist. Dadurch treibt die Anlage jährlich über 600 000 Euro ein. Noch dazu spart ein durchschnittlicher Haushalt in Jühnde aufgrund der hohen konventionellen Energiepreise ca. 750 Euro pro Jahr.

Jühnde ist in Deutschland der erste Ort, der seinen Energiebedarf vollständig aus regenerativen Energien abdeckt. Jühnde ist dadurch nicht nur in Deutschland sondern überall auf der Erde bekannt geworden. Besucher beispielsweise aus den USA und Japan pilgern nach Jühnde um sich dieses erste Bioenergiedorf anzuschauen.

Die dorfeigene Biogasanlage (einschl. eines Holzschnitzel-Heizkraftwerks) ist genossenschaftlich organisiert.

TV-Produktion

Ab dem 2. Juli 2007 kam wöchentlich auf Kabel1 die Doku-Soap "Männer allein daheim", die in Jühnde gedreht wurde. Weiterhin gibt es eine 30-minütige Dokumentation über die Biogasanlage aus dem Jahr 2007 mit dem Titel: "Wenn Mist zu Strom wird; Ein Dorf heizt ein."

Politik

Der Gemeinderat der Gemeinde Jühnde hat 11 Mitglieder, davon gehören 7 Mitglieder der SPD an, 3 der CDU und eines den Grünen.[2] Bürgermeister ist Dietmar Bode.[3]

Sehenswürdigkeiten

Das Dorf Jühnde wird überwiegend von der Anlage des Schlosses geprägt. Daneben existieren einige, meist schmucklose Fachwerkgebäude aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, die das Ortsbild prägen.[4]

Ehrenhain

Nördlich oberhalb des Dorfes wurde 1920 ein Ehrenhain als Gedenkstätte für die Gefallenen des 1. Weltkriegs angelegt. Der Hain ist mit Eichen bewachsen und von einer Hecke umgeben. Die exponierte Lage oberhalb des Ortes in der freien Feldmark unmittelaber an der Landstraße 559 macht den Ehrenhain zu einem landschaftsprägenden Element.[2] Die Gedenkstätte wurde später um zwei Gedenksteine für die Gefallenen des 2. Weltkriegs ergänzt.

Ehrenhain bei Jühnde

St.-Martini-Kirche

Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Martini liegt direkt nördlich des Gutsgeländes. Sie wurde erstmals im Jahr 1271 schriftlich erwähnt, stammt in ihrer heutigen Gestalt aber überwiegend aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Der Westturm hat ein Untergeschoss aus Kalk-Bruchstein mit quadratischem Grundriss und einen hohen Fachwerkaufsatz mit schiefergedeckter Haube und Laterne. Der in der Breite des Turmes ebenfalls aus Kalkbruchstein errichtete rechteckige Kirchensaal ist im Inneren schlicht gehalten. Der Kanzelaltar wird auf das Ende des 18. Jahrhunderts datiert. Mit dem wuchtig wirkenden Turm erhebt sich die Kirche auf einer leichten Anhöhe über dem Hauptteil des Dorfes und dominiert so das Bild der Dorfstraße.[4]

Orgel

Die Orgel wurde 1968 durch Orgelbaumeister Rudolf Janke gefertigt. Sie verfügt über zehn Register aufgeteilt auf zwei Manuale und ein Pedal. Dispositon:

I. Hauptwerk C–g3
Rohrflöte 8′
Principal 4′
Octave 2′
Mixtur III-IV 11/3
II. Oberwerk C–g3
Gedackt 8′
Rohrflöte 4′
Quintadena 2′
Octave 1′
Pedal C–d1
Subbass 16′
Trompete 8′


Glocken

1709 hatte die Kirche zwei Glocken, eine große und eine kleine von gutem Klang. 1868 wurden in Bochum Stahlglocken gegossen, diese wurden 1956 vom Glockenrevisor als verrostet und klanglich wertlos bezeichnet.

1977 wurde der Guss von drei Bronzeglocken in Heidelberg durch Spenden der Jühnder ermöglicht. Am 21. August 1977 kam das Glockenwerk nach Jühnde. Die Uhr-Anschlagglocke in der Laterne des Kirchturms wurde 1987 in Karlsruhe gegossen.

Nr.
 
Inschrift
 
Gussjahr
 
Gießer
 

(mm)
Gewicht
(kg)
Norminal
(16tel)
Anmerkung
1 "Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, June 960" 1977 F. W. Schilling, Heidelberg 1099 879 fis1 Mit Bild des alten Jühnder Wappen
2 "Verleih uns Frieden gnädiglich" 1977 F. W. Schilling, Heidelberg 849 431 h1 Mit Bild des heiligen Martin
3 "Lobe den Herrn meine Seele" 1977 F. W. Schilling, Heidelberg 752 308 cis2 Mit Bild des Jühnder Wappen
4 "Meine Zeit steht in deinen Händen" 1987 Bachert, Karlsruhe 568 85 fis2 Uhrglocke

Läuten

Täglich: Morgens um 07:00 Uhr, 5 min. Glocke 3 (cis2)

Mittags um 11:00 Uhr, 5 min. Glocke 2 (h1)

Abends um 18:00 Uhr, 5 min. Glocke 2 (h1)

Einläuten am Samstagabend: 18:00 Uhr, 10 min. Glocke 1+2+3 (fis1 h1 cis2)

Bei Geburt eines Kindes: Mittags um 12:00 Uhr, Glocke 3+4 (cis2 fis2)

Ausläuten bei Sterbefall: Morgens 09:00–10:00 Uhr

Verkehr

Die Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg verläuft, mit dem Überholbahnhof Jühnde und dem Mackenrodttunnel, südöstlich der Gemeinde.

Weblinks

 Commons: Jühnde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
  2. Ergebnis zur Gemeindewahl Jühnde 2011 am 11.09.2011 Gemeinde Jühnde, abgerufen am 21. Oktober 2011
  3. Website der Gemeinde Jühnde: Gemeinderat der Gemeinde Jühnde, abgerufen am 21. Oktober 2011
  4. a b Peter Ferdinand Lufen: Landkreis Göttingen, Teil 1. Altkreis Münden mit den Gemeinden Adelebsen, Bovenden und Rosdorf. In: Christiane Segers-Glocke (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. 5.2, CW Niemeyer, Hameln 1993, ISBN 3-87585-251-6, S. 213–217.

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