KKW Stendal

KKW Stendal

f1

Kernkraftwerk Stendal
Ruine des Kraftwerks

Ruine des Kraftwerks

Lage
Kernkraftwerk Stendal (Sachsen-Anhalt)
DEC
Kernkraftwerk Stendal
Koordinaten 52° 43′ 26,9″ N, 12° 1′ 9,6″ O52.72413312.0193257Koordinaten: 52° 43′ 26,9″ N, 12° 1′ 9,6″ O
Land: Deutschland
Daten
Eigentümer: VEB Kernkraftwerk Bruno Leuschner
Betreiber: Energiewerke Nord GMBH
Projektbeginn: 1974
Stilllegung: 01.03.1991

Bau eingestellt (Brutto):

2  (1940 MW)

Planung eingestellt (Brutto):

2  (1940 MW)
Stand: 6. Juni 2008
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Das Kernkraftwerk Stendal ist ein nicht fertig gestelltes und inzwischen teilweise abgerissenes Kernkraftwerk. Es wurde in der DDR in der Gemeinde Niedergörne im damaligen Bezirk Magdeburg, heute Sachsen-Anhalt, 15 Kilometer östlich von Stendal am linken Elbufer erbaut.

Das Kraftwerk sollte das größte Kernkraftwerk in der DDR werden. Nach der Fertigstellung wäre die Anlage mit einer Gesamtleistung von 4000 Megawatt - gesamtdeutsch betrachtet - auch das größte Kernkraftwerk in Deutschland geworden. Es wurde im Ortsteil Niedergörne der Stadt Arneburg gebaut, wo es an der Elbe und an der Bahnstrecke Stendal–Niedergörne[1] liegt.

Inhaltsverzeichnis

Der Bau

Kühltürme (1995)

Im Februar 1974 gab es Pläne, ein Angebot für drei 1300-Megawatt-Blöcke vom Typ Biblis B der Kraftwerk Union (KWU) aus der Bundesrepublik einzuholen, was im September vom Politbüro bestätigt wurde. Dies wurde jedoch bereits im Frühjahr 1975, noch bevor die KWU ein Angebot abgegeben hatte, wieder verworfen. Anfang der 80er Jahre wurden die Pläne geändert und die Anzahl der Blöcke auf vier angehoben, die Blockleistung auf 1000 MW reduziert und das Kraftwerk mit WWER-1000/320 konzipiert. Der Bau von zwei 1000-MW-Blöcken wurde im Protokoll Nr. 5 von den staatlichen Organen der DDR und der UdSSR im September 1979 endgültig beschlossen. In der ersten Baustufe wurde am 1. Dezember 1982 mit dem Block 1 begonnen. Baubeginn für Block 2 war am 1. Dezember 1984. Die Blöcke 3 und 4 blieben vorerst in der Planungsphase. Der Block 1 des Kraftwerkes sollte zwischen September und Dezember 1991 ans Netz gehen, Block 2 zwischen April und Juni 1993. Die Betriebsaufnahme für Block 3 war zwischen September und Dezember 1996 vorgesehen und für Block 4 nach 1996.

Typisch für diese und ähnliche Anlagen russischer Bauart sind die zwei Kühltürme pro Reaktorblock (170.000 m³/h)(insgesamt waren im KKW Stendal also in der letzten Ausbaustufe acht Kühltürme geplant) sowie das mit dem Reaktorgebäude verbundene Maschinenhaus. Die Kühltürme sollten eine Überhitzung der Elbe verhindern. Sie waren mittels Rohrleitungen mit 2600 mm Durchmesser mit den Hauptspeisewasserpumpen jedes Blockes verbunden. Geplant waren unter anderem auch ein Zwischenkühlkreislauf, da die Elbe nicht genug Wasser aufbringt, um alle vier Reaktoren zu kühlen. Zusätzlich war ein Nebenkühlwassersystem vorgesehen, das über Sprühteiche versorgt werden sollte. So stellte jeder Block eine autonome Arbeitseinheit dar.

Der Turbosatz bestand aus einer Turbine Typ K-1000-60/3000 und einem Generator TBB-1000-2 je Block.

Die erzeugte Elektroenergie sollte über das 3,5 km entfernte Umspannwerk Schwarzholz in das 220/380-kV-Verbundnetz der DDR eingespeist werden.

Ein Novum bei der Anlage in Stendal stellte das vom Schwermaschinenbaukombinat Magdeburg in Verbindung mit dem Moskauer Planungsbüro für Reaktortechnik modifizierte Containment dar. Dieses sollte in einer neuartigen Stahlzellenverbundtechnik produziert werden, wodurch es sich von den russischen Anlagen gleichen Bautyps unterschied. Die Kosten des Projektes betrugen insgesamt 1,4 Milliarden Mark.

Die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit beobachtete sämtliche Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Kraftwerksneubaus, um jegliche Proteste gegen den Bau auszuschließen.[2]

Bis zur Wiedervereinigung hatte die DDR über 22 Milliarden Mark in alle Kernkraftwerksprojekte in der DDR investiert. Das Projekt in Stendal wurde um einiges teurer als geplant. Am 23. August 1988 betrugen die Baukosten schon insgesamt umgerechnet 7,1 Millionen Mark pro Megawatt Leistung. Da man das Projekt so schnell wie möglich fertig stellen wollte, wurden weitere 7000 Arbeiter eingestellt und Lohnerhöhungen im Volumen von 5,9 Millionen Mark bewilligt. [3] [4]

Nach der Wende

Die Bauruine im Jahr 2007

Im Zuge der Wiedervereinigung wurde der Bau der beiden begonnenen Blöcke aufgrund genereller Sicherheitsmängel der sowjetischen Reaktorbaureihe Anfang 1991 eingestellt. Block 1 war zu 85 Prozent und Block 2 zu 15 Prozent fertiggestellt. Die drei existierenden Kühltürme mit je 150 Metern Höhe wurden 1994 und 1999 gesprengt.

Der oberirdische Verbindungsgang (typisch für russische Kernkraftwerke aller Bauarten), der alle Kraftwerksgebäude miteinander verband, wurde größtenteils abgerissen. Teile der beiden Reaktorgebäude und das Dieselgeneratorenanlagengebäude stehen noch. Der Reaktordruckbehälter wurde 1990/1991 im Zuge der Stilllegung der Baustelle in Hamburg zerlegt und verschrottet.

Auf dem Gelände befindet sich heute ein Industriepark mit dem zur Zeit (2008) modernsten Zellstoffwerk Europas und das Feuerwehrtechnische Zentrum des Landkreises Stendal.

Bis 2010 sollen die Reste des Kernkraftwerks (Reaktorgebäude und Teile der Nebengebäude) abgerissen werden. Die Werkstatthallen mit Höhen bis zu 22 Metern bleiben erhalten und werden von einer Berliner Immobilienfirma verwaltet.

Daten der Reaktorblöcke

Reaktorblock Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Anfang Projektplanung Baubeginn Geplante Inbetriebnahme Projekt- einstellung
Stendal-1 [5] WWER-1000/320 900 MW 970 MW 1980 01.12.1982 Dez. 1991[3] 01.03.1991
Stendal-2 [6] WWER-1000/320 900 MW 970 MW 1980 01.12.1984 Jun. 1991[3] 01.03.1991
Stendal-3 [4] WWER-1000/320 950 MW 1.000 MW 1980 - Dez. 1996[3] 01.03.1991
Stendal-4 [4] WWER-1000/320 950 MW 1.000 MW 1980 - Jun. 1997[3] 01.03.1991

Quellen

  1. Stadtverkehrs-Internetseiten - Stendal
  2. BStU - Informationen zur Wanderausstellung Kernkraftwerk Stendal - Stasi bewacht Milliardengrab
  3. a b c d e Michael Hänel; "Das Ende vor dem Ende" Zur Rolle der DDR-Energiewirtschaft beim Systemwechsel 1980-1990
  4. a b c WNA Reactor Database (englisch)
  5. Kernkraftwerk Stendal 1 auf der PRIS der IAEA
  6. Kernkraftwerk Stendal 2 auf der PRIS der IAEA

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kernkraftwerk Stendal — f1 Kernkraftwerk Stendal Ruine des Kraftwerks (2006) Lage …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Fußball-Liga 1979/80 — In der Saison 1979/80 gelang dem FC Hansa Rostock und der BSG Chemie Böhlen der sofortige Wiederaufstieg in die DDR Oberliga. Inhaltsverzeichnis 1 Modus 2 Staffel A 2.1 Saisonverlauf 2.2 Abschlusstabelle …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Fußball-Liga 1982/83 — In der Saison 1982/83 gelang der BSG Stahl Riesa und der BSG Chemie Leipzig nach zwei bzw. drei Jahren wieder der Sprung in die DDR Oberliga. Inhaltsverzeichnis 1 Modus 2 Staffel A 2.1 Saisonverlauf 2.2 Abschlusstabelle …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Fußball-Liga 1969/70 — In der Saison 1969/70 gelangen dem 1. FC Union Berlin und dem 1. FC Lokomotive Leipzig der sofortige Wiederaufstieg in die DDR Oberliga. Inhaltsverzeichnis 1 Modus 2 Staffel Nord 2.1 Abschlusstabelle 2.2 Kreuztabelle …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Fußball-Liga 1980/81 — In der Saison 1980/81 gelang der BSG Energie Cottbus zum dritten mal der Sprung in die DDR Oberliga. Als zweite Mannschaft stieg mit der BSG Chemie Buna Schkopau ein absoluter Neuling in das Oberhaus auf. Inhaltsverzeichnis 1 Modus 2 Staffel A… …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Fußball-Liga 1976/77 — In der Saison 1976/77 gelang der BSG Chemie Böhlen erstmals der Sprung in die DDR Oberliga und die BSG Wismut Gera kehrte nach ihrem Abstieg im Jahre 1966/67 ins Oberhaus zurück. Inhaltsverzeichnis 1 Modus 2 Staffel A 2.1 Abschlusstabelle 2.2 …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Fußball-Liga 1971/72 — In der Saison 1971/72 gelangen dem FC Rot Weiß Erfurt und der BSG Chemie Leipzig der sofortige Wiederaufstieg in die DDR Oberliga. Inhaltsverzeichnis 1 Modus 2 Staffel A 2.1 Abschlusstabelle 2.2 Kreuztabelle …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Fußball-Liga 1978/79 — In der Saison 1978/79 gelang dem FC Vorwärts Frankfurt/O. der sofortige Wiederaufstieg in die DDR Oberliga und die BSG Chemie Leipzig kehrte nach ihrem Abstieg im Jahre 1975/76 ins Oberhaus zurück. Inhaltsverzeichnis 1 Modus 2 Staffel A 2.1… …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Fußball-Liga 1986/87 — In der Saison 1986/87 schaffte der FC Hansa Rostock nach nur einem Jahr die sofortige Rückkehr in die DDR Oberliga. Aus der Staffel B folgte ihn der Hallescher FC Chemie. Inhaltsverzeichnis 1 Modus 2 Staffel A 2.1 Abschlusstabelle 2.2… …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Fußball-Liga 1968/69 — In der Saison 1968/69 gelang der BSG Stahl Eisenhüttenstadt erstmals der Sprung in die DDR Oberliga und der SG Dynamo Dresden der sofortige Wiederaufstieg ins Oberhaus. Inhaltsverzeichnis 1 Modus 2 Staffel Nord 2.1 Abschlusstabelle 2.2… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”