KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz

KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz

Das KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz war ein Außenlager des KZ Mauthausen. Es wurde am 14. März 1942 in der Haagerstraße in Münichholz gegründet und war eines der ersten Nebenlager für die deutsche Rüstungsindustrie. Die Häftlinge kamen aus dem Hauptlager Mauthausen. Ihre Arbeitskraft wurde in den sogenannten „Steyr-Werken“ der Steyr-Daimler-Puch AG in der Rüstungsproduktion ausgebeutet. Für die Stadt Steyr mussten sie Straßen und Luftschutzbunker bauen.

In den Steyr-Werken waren Häftlinge aus Mauthausen schon seit dem Frühjahr 1941 ca. 300 Häftlinge für Bauarbeiten eingesetzt. Diese wurden noch täglich mit der Bahn von Mauthausen nach Steyr und zurück transportiert. Ab Herbst 1941 bemühte sich die Firmenleitung wegen des zunehmenden Mangels an Facharbeitern, fachlich geeignete KZ-Häftlinge für die anlaufende Fertigung von Flugmotoren und Wälzlagern zu bekommen und zwar in einem eigenen Nebenlager. Georg Meindl schrieb am 5. Jänner 1942 an Ernst Kaltenbrunner:

„[…] soll es sich möglichst um Metallfacharbeiter oder um solche Kräfte handeln, welche sich für Maschinenarbeit anlernen lassen. Das tägliche Zurückbringen dieser Häftlinge nach Mauthausen erfordert nicht nur einen größeren Einsatz von Bewachungsmannschaften, sondern mindert auch die Arbeitsleistung der Häftlinge.“

Die Einrichtung eines Nebenlagers in der Justizanstalt Garsten wurde von der Justiz abgelehnt, worauf im Frühjahr 1942 ein Barackenlager in der Nähe des Werksgeländes errichtet wurde.[1]

Der Großteil der Häftlinge kam aus Spanien, Frankreich, Polen, Italien, Griechenland, Russland und Tschechien. Die Anzahl der Häftlinge bewegte sich zwischen 1.000 und 2.000, im April 1945 wurde mit 3.090 der höchste Häftlingsstand erreicht, da mehrere Evakuierungsmärsche aus dem KZ Wiener Neustadt über Steyr geführt wurden.

Viele Häftlinge kamen durch mangelhafte Ernährung, Arbeitseinsätze bei jedem Wetter bei enormem Arbeitstempo, unpassende Kleidung und die kaum vorhandene medizinische Betreuung ums Leben. Auch die Luftangriffe auf die Steyr-Werke im Februar und April 1944 forderten Opfer. Die genaue Zahl der Opfer des KZ Steyr-Münichholz ist bis heute unbekannt. Jedoch sind im Veraschungsbuch der Stadt Steyr 226 Häftlinge namentlich erfasst, die im Steyrer Krematorium verbrannt wurden und deren letzter Aufenthaltsort das KZ Steyr-Münichholz war. Die kranken Häftlinge wurden normalerweise in das Hauptlager zurückgeschickt und dort umgebracht.

Durch die amerikanischen Luftangriffe am 23. und 24. Februar 1944 sowie am 2. April 1944 wurden die Werke schwer beschädigt, sodass die bereits laufende Verlagerung der Produktion in weniger gefährdete Bereiche forciert wurde. Die Flugmotorenfertigung wurde nach Wien verlegt, die Wälzlagerfertigung nach Linz, Gewehrläufe wurden in Gusen produziert.[2]

Amerikanische Truppen befreiten das Lager am 5. Mai 1945. „Niemals vergessen” ist die Inschrift des Gedenksteins auf dem Steyrer Urnenfriedhof, hier wurde 1948 die Asche von KZ-Häftlingen beigesetzt.

Das letzte noch erhaltene Gebäude, die Lagerkantine, wurde 1993 abgerissen, bevor dort eine Dokumentationsstätte über das Lager errichtet werden konnte.[3]

Einzelnachweise

  1. Florian Freund, Bertrand Perz: Zwangsarbeit von zivilen Ausländer, Kriegsgefangenen, KZ-Häftlingen und ungarischen Juden in Österreich. In: NS-Herrschaft in Österreich. Ein Handbuch. Wien 2000, ISBN 3-209-03179-7, S. 672f.
  2. Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Dokumentation. 3. erw. Aufl., hrsg. v.d. Lagergemeinschaft Mauthausen, Wien - Linz 1995, ohne ISBN, S. 87.
  3. Betrifft Widerstand. Zeitschrift des Zeitgeschichtemuseums Ebensee. Nr. 42, August 1998

Literatur

  • Ruth Gutermann, Brita Pohl, Leonhard Weidinger: Das KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz. Zwangsarbeit für die Steyr-Werke. Video 38 min (VHS) Online-Shop der Gedenkstätte KZ Mauthausen
  • Bertrand Perz: Steyr-Münichhholz. Ein Konzentrationslager der Steyr-Daimler-Puch A.G.. In: Jahrbuch des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes 1989, ISSN 1012-4535, S. 52–61.

Weblinks

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