Kabbalistische Lehrtafel

Kabbalistische Lehrtafel
Die Lehrtafel im geöffneten Zustand: Hauptbild)

Die kabbalistische Lehrtafel in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche im Stadtteil Bad Teinach der Stadt Bad Teinach-Zavelstein, mit Motiven zur jüdischen Geheimlehre der Kabbala, wurde von der gelehrten Prinzessin Antonia Herzogin von Württemberg (1613–1679) gestiftet. Das Bild, das wohl unter dem Eindruck eines Bekehrungserlebnisses Antonias und unter Mithilfe eines gelehrten Beraterkreises von 1652 an entworfen wurde, ist in den Jahren 1659–1663 von Johann Friedrich Gruber (1620–1681), dem Maler am Stuttgarter Fürstenhof, in Form und Farbe umgesetzt worden. 1673 erfolgt die Aufstellung des Gemäldeschreins in der Dreifaltigkeitskirche in Teinach, dem Ort, an dem die fürstliche Familie ihre Ferien verbrachte. Das Gesamtaußenmaß des Schreins, der die rechte Seite des Altarraumes vollständig einnimmt beträgt 5,10 m in der Breite und 6,50 m in der Höhe.

Auf diesem, wie ein aufklappbares Triptychon gestalteten Kunstwerk, ist ein symbolträchtiges biblisches Geschehen in christlich-kabbalistischer Ausdeutung zu sehen. Das Kunstwerk umfasst mit seinem spirituellen Weltsystem "totius mundi" die geistige Evolution der Menschheit von deren Anfängen bis zur Gegenwart. Das Werk weist Wege zu einer spirituellen Weltschau: Diese geschieht durch mystische Initiationswege. Neben einer Einführung in die Sefirotlehre der Kabbala und ihrer christlichen Umdeutung im Humanismus, sind in der Lehrtafel Aspekte pietistischer individueller Frömmigkeit enthalten.

Literatur

  • Betz, Otto (und Betz, geb. Schnabel, Isolde): Licht vom unerschaffnen Lichte. Die kabbalistische Lehrtafel der Prinzessin Antonia in Bad Teinach, 2. Aufl., Sternberg Verlag, Metzingen/Württ. [Riederich] 2000, ISBN 3-87785-022-7.
  • Breymayer, Reinhard: Städtisches und literarisches Leben in Stuttgart im 17. Jahrhundert. Ein bibliographischer Versuch mit besonderer Berücksichtigung der Prinzessin Antonia von Württemberg und ihrer Bibliothek, in: Garber, Klaus, unter Mitwirkung von Stefan Anders und Thomas Elsmann (Hrsg.): Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit, Bd. 1. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1998 (Frühe Neuzeit, Bd. 39/1), S. 308-383; hier S. 329 - 383: "Zur kabbalistischen Lehrtafel der Stuttgarter Prinzessin Antonia Herzogin von Württemberg in Bad Teinach.", ISBN 3-484-36539-0.
  • Breymayer, Reinhard: Johann Lorenz Schmidlins Programmschrift 'Pictura docens' für die kabbalistische Lehrtafel der Prinzessin Antonia in Bad Teinach. Aus Anlass einer bedeutenden Edition und mit neuen Hinweisen zur geistesgeschichtlichen Nachwirkung im Umfeld von Hölderlin und Hegel. In: Heilige Kunst. Mitgliedsgabe des Kunstvereins der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Jg. 36 (2007/2008). Im Auftrag des Kunstvereins hrsg. von Michael Kessler. (Ostfildern:) Schwabenverlag (2010), ISBN 978-3-7966-1469-9; S. 12 - 30 (S. 13 Abb.), hier S. 17 - 30: "Zur Nachwirkung der 'Pictura docens' im Idealismus";
  • Breymayer, Reinhard: Zwischen Prinzessin Antonia von Württemberg und Kleists Käthchen von Heilbronn. Neues zum Magnet- und Spannungsfeld des Prälaten Friedrich Christoph Oetinger, Noûs-Verlag Thomas Leon Heck, Dußlingen 2010, ISBN 978-3-924249-51-9. - 229 S. 4°. [Zur Nachwirkung der Lehrtafel der Prinzessin Antonia über Oetinger auf das Umfeld von Hölderlin, Hegel und Heinrich von Kleist];
  • Gruhl, Reinhard; Morgenstern, Matthias: Zwei hebräische Gebete der Prinzessin Antonia von Württemberg (1613-1679) im Kontext der Einweihung der kabbalistischen Lehrtafel in Bad Teinach. In: Judaica. Beiträge zum Verstehen des Judentums, Jg. 62, H. 2, Juni 2006, S. 97-130;
  • Harnischfeger, Ernst: Mystik im Barock. Das Weltbild der Teinacher Lehrtafel. 2. Aufl., Verlag Urachhaus, Stuttgart 1994.
  • Kuppler, Arnold: Licht vom unerschaffnen Lichte. Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia in der Dreifaltigkeitskirche Bad Teinach von 1673. Begleitheft zur Betrachtung. Arnold Kuppler, [Göppingen-Jebenhausen] 2003. - [9] S., Abb.
  • Oetinger, Friedrich Christoph: Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia. Hrsg. von Reinhard Breymayer und Friedrich Häußermann, 2 Teile. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1977 (Texte zur Geschichte des Pietismus, Abt. 7, Bd. 1, Teil 1. 2), ISBN 3-11-004130-8.
  • Reprint Hardcover ebenda 2010, ISBN 978-3-11-004130-0.
  • Seit November 2010 auch als E-Book (derzeit nur für Bibliotheken und Institutionen), ISBN 978-3-11-083496-3.
  • Schauer, Eva Johanna: Dramaturgia Pietatis im Württemberg des 17. Jahrhunderts. Prinzessin Antonia zu Württemberg und ihre kabbalistische Lehrtafel. Phil. Diss. Hannover 2003.
  • Schauer, Eva Johanna: Friedrich Christoph Oetinger und die kabbalistische Lehrtafel der württembergischen Prinzessin Antonia in Teinach. In: Mathesis, Naturphilosophie und Arkanwissenschaft im Umkreis Friedrich Christoph Oetingers (1702-1782). Hg. v. Sabine Holtz, Gerhard Betsch u. Eberhard Zwink. Stuttgart 2005 (Contubernium, Bd. 63), S. 165-181, ISBN 3-515-08439-8.
  • Schauer, Eva Johanna: Jüdische Kabbala und christlicher Glaube. Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia zu Württemberg in Bad Teinach. In: Freiburger Rundbrief. Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung 13 (2006), S. 242 - 255 online;
  • Schmidlin, Johann Lorenz: Pictura docens [Lehrtafel]. Unter Mitarbeit von Reinhard Gruhl, Inga Woolston, Anne Eusterschulte, Anja Knebusch, Lothar Mundt und Felix Mundt zum ersten Mal hrsg. und übersetzt von Fritz Felgentreu und Widu-Wolfgang Ehlers. frommann-holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2007 (Clavis Pansophiae, Bd. 4), ISBN 978-3-7728-2428-9.

Weblinks


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