Kalle & Co. AG

Kalle & Co. AG
Logo der Kalle & Co. AG
Blick von Süden aus

Die Chemische Fabrik Kalle & Co., später Kalle & Co. AG in Biebrich wurde 1863 als Kommanditgesellschaft von Dr. Wilhelm Kalle (1838–1919) gegründet. Kommanditist war sein Vater Jakob Kalle (1796-1892), der als Kaufmann in Paris zu Vermögen gekommen war.

Die Firma begann zunächst mit nur drei Arbeitern in angemieteten Räumen und produzierte ausschließlich Farben; 1885 wurde mit der Produktion von Pharmazeutika begonnen. Teilhaber in der nunmehrigen offenen Handelsgesellschaft war seit 1865 Fritz Kalle, der Bruder Wilhelms. 1904 wurde die Firma eine Aktiengesellschaft. 1907 bildete die Kalle AG mit den Farbwerken Hoechst und den Cassella-Farbwerken den Dreibund, ein durch wechselseitige Kapitalverflechtungen und Lieferbeziehungen geprägtes Zweckbündnis.

1923 begann die Kalle & Co. AG mit der Produktion von Diazo-Lichtpauspapieren für die Ozalidkopie. Diese Diazotypie basiert auf einem lichtempfindlichen Papier mit großer Stabilität vor der Belichtung und hoher Lichtempfindlichkeit für scharfe Reproduktionen. 1920 war der erste Trockenprozess für Diazotypien auf den Markt gebracht worden, bei dem die Entwicklung durch Ammoniakdämpfe erfolgte. 1928 wurde die Produktion von Kunstdärmen aus Cellophan, 1929 die Herstellung von nahtlosen Wursthüllen unter dem Markennamen Nalo aufgenommen, 1932 erfolgte die Markteinführung des Ozaphan-Films mit großer Bedeutung für die Filmindustrie und die Amateurphotographie. Seit 1939/40 wurden auch Kunststoff-Folien produziert.

1925 schloss sich Kalle, damals mit weit über 2.000 Beschäftigten, der I.G. Farbenindustrie AG an, zusammen mit der Mehrzahl der großen Chemieunternehmen in Deutschland, nachdem bereits seit dem Ersten Weltkrieg enge Vertragsbeziehungen untereinander bestanden. Bei der Aufteilung der I.G. Farben 1952 entstand die Kalle AG wieder neu als eigenständiges Unternehmen, ihre Anteile wurden jedoch bald darauf von der Hoechst AG übernommen. 1972 wurde Kalle (mit nun rd. 8.200 Mitarbeitern) in die Farbwerke Hoechst AG eingegliedert, 1986 umfirmiert in Hoechst AG, Werk Kalle und 1989 mit dem benachbarten Werk Albert in Mainz-Amöneburg (zuvor: Chemische Werke Albert) zum Werk Kalle-Albert der Hoechst AG zusammengelegt. Bald darauf begann der Umbau der Hoechst AG, verbunden mit einer erheblichen Personalreduzierung im Werk Kalle-Albert.

1997 wurde das Werk Kalle-Albert zum Industriepark Kalle-Albert, in dem heute zahlreiche Unternehmen ansässig sind, darunter Clariant, Agfa, Mitsubishi Polyester Film, SE Tylose und die heutige Kalle GmbH. Betreiberin des Industrieparks Kalle-Albert ist die InfraServ Wiesbaden.

Den Namen Kalle trägt heute noch die Kalle GmbH (gegründet 1995 als Kalle Nalo GmbH), die das Traditionsgeschäft mit industriell hergestellten Wursthüllen auf Viskose-, Polymer- und Textilbasis sowie mit den 1955 auf den Markt gebrachten Schwammtüchern auf Basis von Cellulose und Baumwollfasern weiterführt.

Literatur

  • Kalle & Co. Akt.-Ges. Biebrich a. Rh. (1863–1913). Feier des 50jährigen Fabrikjubiläums am 17. und 18. Aug. 1913. Biebrich: Zeidler 1913;
  • Kalle & Co. Akt.-Ges. Biebrich a.Rh. 1863–1913. Mannheim: Mertens 1913
  • Heinrich Voelcker: 75 Jahre Kalle. Ein Beitrag zur Nassauischen Industrie-Geschichte. Wiesbaden-Biebrich 1938
  • Klaus Maurice: Kaleidoskop 63. 100 Jahre Kalle. Herausgegeben von der Kalle AG Wiesbaden-Biebrich anläßlich des hundertjährigen Bestehens von 1863 bis 1963. Verlag Mensch und Arbeit, München 1963
  • 125 Jahre Kalle in Biebrich am Rhein. [Begleitheft zur Ausstellung]. Wiesbaden-Biebrich 1988

Siehe auch

Weblinks

50.0333333333338.24583333333337Koordinaten: 50° 2′ 0″ N, 8° 14′ 45″ O


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