Kampnagel

Kampnagel
Das Logo von Kampnagel
Werkhalle, Theatereingang
Werksgelände
Lage in Hamburg

Kampnagel ist eine ehemalige, 1865 gegründete Maschinenfabrik in Hamburg-Winterhude, die seit 1982 als Veranstaltungsort für zeitgenössische darstellende Kunst genutzt wird. Neben internationalen Gastspielen finden hier auch die Performance-Szene und freie Gruppen wie She She Pop, Gob Squad, Showcase Beat Le Mot und andere eine Bühne. Seit 1985 gehören verschiedene Festivals zum Kampnagel-Programm, das Internationale Sommertheater-Festival, Frauenfestival Hammoniale, internationales Tanztheater-Festival und Sommerfestival LAOKOON.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Maschinenfabrik

Die spätere Kampnagel AG wurde 1865 unter der Firma "Nagel & Kaemp, Zivilingenieure" gegründet. 1875 errichtete das Unternehmen eine eigene Maschinenfabrik in Winterhude am schiffbaren Unterlauf der Osterbek. Anfang 1889 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und firmierte unter dem Namen "Eisenwerk (vorm. Nagel & Kaemp) AG".

Nachdem zuerst Reismühlen hergestellt wurden, machte sich das Unternehmen ab 1890 in erster Linie einen Namen als Hersteller von Schiffs- und Hafenkranen. Nagel & Kaemp ist das Vorbild für die "Maschinenfabrik N&K" in Willi Bredels gleichnamigen Erstlingsroman (dort auch: Negel & Kopp). Bredel, der in den 1920er Jahre bei Nagel & Kaemp als Dreher arbeitete, erzählte aus Sicht des kommunistisch organisierten Arbeiters von den Arbeitskämpfen zwischen Fabrik und Arbeitern sowie von den Konflikten zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten.

1934 wurde der Unternehmensname (Firma) in "Kampnagel AG (vormals Nagel & Kaemp)" geändert. Von 1939 bis 1945 wurde Kampnagel wie viele andere Maschinenfabriken zur Produktion von Rüstungsgütern herangezogen.[1]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Herstellung der ursprünglichen Produkte, Ladetechnik für Schiffe, wieder aufgenommen. Das Unternehmen war international erfolgreich: Krane mit dem Schriftzug Kampnagel an der Rückseite finden sich noch heute in vielen Häfen der Welt. Mit dem Aufkommen der Containerschifffahrt im internationalen Warenverkehr sank in den 1960er Jahren die Nachfrage für die von Kampnagel hergestellten Stückgutkrane drastisch. 1968 wurde das Unternehmen an die später in Mannesmann aufgegangene Demag AG veräußert. Nach dem Verkauf wurden bis 1981 Gabelstapler produziert.[1]

Kulturzentrum

Nach der Schließung der Maschinenfabrik im Jahre 1981 fiel das Gelände an die Stadt Hamburg. Die ursprüngliche Planung sah vor, die Hallen abzureißen und Wohngebäude zu errichten. Der Abriss wurde jedoch zunächst verschoben, da das Deutsche Schauspielhaus während der Bauarbeiten in seinem Stammhaus ein Ausweichquartier für weite Teile seines Betriebs benötigte.

Vom 5. Oktober 1982 an fand auf dem Kampnagel-Gelände das fünftägige Festival Besetzungsprobe statt, organisiert von freien Hamburger Theatergruppen.

Nachdem das Schauspielhaus 1984 in sein Stammhaus zurückkehrte, ging die Stadt auf die Forderung der freien Theatergruppen ein, ihnen Kampnagel weiterhin als Spielstätte zur Verfügung zu stellen. Der geplante Abriss blieb jedoch weiterhin nur ausgesetzt und der Beschluss galt nur für sechs der Hallen und „solange [die Vorstellungen] vom Publikum angenommen werden“. Ab 1985 fand regelmäßiger Theaterbetrieb unter der künstlerischen Leitung eines von den auf Kampnagel arbeitenden freien Gruppen gewählten Gremiums statt, das Hannah Hurtzig und Mücke Quinckhardt als Organisatorinnen einsetzte. Dieter Jaenicke veranstaltete das erste Internationale Sommertanztheater-Festival.

1990 wurde ein Trägerverein gegründet, der 1993 in die Kampnagel Internationale Kulturfabrik GmbH umgewandelt wurde. Obwohl Kampnagel nun weitestgehend selbständig wurde, behielt die Kulturbehörde der Stadt Hamburg, die von Anbeginn Trägerin des Kulturbetriebs war, weiterhin eine Kontrolle über die Aktivitäten, indem die Kultursenatorin zur Aufsichtsratsvorsitzenden ernannt wurde. 1997 verkaufte die Stadt einen Teil des Grundstücks und ließ die darauf befindlichen Gebäude abreißen. Die Zusage, sechs Hallen der Kunst zur Verfügung zu stellen, wurde jedoch eingehalten. Bis 1998 wurden an diesen sechs Hallen umfangreiche Renovierungsmaßnahmen durchgeführt.

Im September 2001 wurde ein 15-jähriger Mietvertrag mit der städtischen Sprinkenhof AG abgeschlossen. Damit ist der Betrieb der Spiel- und Produktionsstätte prinzipiell bis 2016 gesichert.

Einzelnachweise

  1. a b Artikel zu Kampnagel auf dem offiziellen Stadtportal für die Hansestadt Hamburg. Hamburg.de, abgerufen am 14. März 2011.

Weblinks

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