Andamanen

Andamanen
Andamanen
Satellitenfoto der Andamanen
Satellitenfoto der Andamanen
Gewässer Indischer Ozean
Geographische Lage 12° 30′ N, 92° 45′ O12.592.75Koordinaten: 12° 30′ N, 92° 45′ O
Andamanen (Indien)
Andamanen
Anzahl der Inseln 204
Hauptinsel South Andaman Island
Gesamtfläche 6.408 km²
Einwohner 314.084 (2001)
Klimadiagramm von Port Blair
Karte mit Völkern und Sprachen der Inseln, 1923

Die Andamanen sind eine zum indischen Unionsterritorium Andamanen und Nikobaren gehörende Gruppe aus 204 Inseln in der Andamanensee.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Inseln liegen etwa 300 Kilometer südsüdwestlich von Kap Negrais an der Westspitze der Irawadi-Division von Myanmar (Birma). Hauptinseln sind North, Middle und South Andaman Island (gleichzeitig die Hauptinseln von Great Andaman). Den südlichen Abschluss der Inselkette bildet Little Andaman. Die Gesamtfläche der Inseln beträgt 6408 Quadratkilometer, ihre Bevölkerung etwa 250.000, davon nur noch 500 Ureinwohner.

Die größte Stadt und der Hauptort auf den Andamanen ist Port Blair mit 100.000 Einwohnern. Die Böden sind fruchtbar und tragen neben Tee auch Mango, Brotfrucht, Kokosnuss und Kürbisse.

Geschichte

Im Jahre 871 berichteten zwei arabische Reisende von einem Besuch auf den Andamanen. Auch der italienische Handelsreisende Marco Polo erwähnt die Inseln in seinen Reiserzählungen, ohne sie selbst besucht zu haben. Die italienischen Handelsreisenden Niccolo di Conti und Cesare Federici waren um 1440 und um 1570 in den Ländern am Indischen Ozean unterwegs und berichteten auch von den Andamanen-Inseln. Da die Andamanen über keinerlei wirtschaftlich wertvollen Güter verfügten, blieben sie für europäische Händler uninteressant. Araber, Malayen und Chinesen besuchten die Inselgruppe auf der Jagd nach Menschen für ihre Sklavenmärkte.[1]

1789 wurde von dem Engländer Archibald Blair für die Britische Ostindien-Kompanie der später nach ihm benannte Marinestützpunkt Port Blair für den Kampf gegen Piraten gegründet. Als die Briten den Indischen Aufstand von 1857 niederschlugen, wurden für die dabei gemachten wichtigen Gefangenen die Andamenen zum Verbannungsort. Seit 1858 wurden hierher alle Langzeit-Sträflinge der Briten aus Indien in die Verbannung verbracht. Insbesondere auf die Inseln Ross und Chatham bei Port Blair und die besonders streng zu bewachenden auf Viper Island. Dies endete 1952.

Als ein Ergebnis des indischen Aufstandes von 1857 wurde die Ostindien-Kompanie durch den Government of India Act 1858 aufgelöst und Britisch-Indien, also auch die Andamanen, zu einer Kronkolonie Großbritanniens.

Im März 1942 landeten japanische Verbände ohne Widerstand auf den Inseln. Nominell wurde im Dezember 1943 die Kontrolle an die verbündete Exilregierung von Azad Hind (Freies Indien) und an die Indian National Army (INA) unter Subhas Chandra Bose übergeben. Bose besuchte auch Port Blair. 1945 wurden die Inseln wieder von den Briten besetzt. Mit der Unabhängigkeit Indiens im Jahre 1947 wurden die Andamanen Teil des neuen Staates Indien.

Bevölkerung der Andamanen

Zu den Ureinwohnern der Andamanen (Andamaner) zählen die Onge (100), Jarawa (300), Große Andamanesen (58) und die so gut wie unkontaktierten Sentinelesen (100), die alle sprachlich, kulturell und auch genetisch miteinander verwandt sind. Der Stamm der Bo ist mit der 85-jährigen Boa Sr, die am 5. Februar 2010 verstorben ist, vollkommen ausgestorben. Sie sind Wildbeuter und Jäger, gehören zu den sogenannten Negritos und stellen den Rest der ältesten Bevölkerungsschicht Südasiens dar. Die meisten Ureinwohner fielen der Kolonisation und Nutzung der Inseln als Gefangenenlager zum Opfer.

Zur Volkszählung 2001 lebten 314.084 Einwohner auf den Andamanen, mehrheitlich indische Einwanderer. Durch die Tsunamis in Folge des Seebebens vom 26. Dezember 2004 vor Sumatra sollen nach amtlichen Schätzungen vom 29. Dezember 2004 rund 5.000 Bewohner der Andamanen ums Leben gekommen sein.

Sprachen

Die andamanischen Sprachen der Ureinwohner gehören zur ältesten Sprachschicht Südasiens und sind nach heutiger Einschätzung mit keiner anderen Sprachgruppe verwandt.

Literatur

  • Heinrich Harrer: Die letzten Fünfhundert. Expedition zu den Zwergvölkern auf den Andamanen. Ullstein, Berlin u. a. 1977, ISBN 3-550-06574-4.
  • A. R. Radcliffe-Brown: The Andaman Islanders. 1st Free Press paperback edition, 2nd printing. Free Press, New York NY 1967.
  • Aparna Vaidik: Imperial Andamans. Colonial Encounter and Island History. Palgrave Macmillan, Houndmills u. a. 2010, ISBN 978-0-230-57605-6 (Cambridge Imperial and Post-Colonial Studies Series).

Weblinks

 Commons: Andamanen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heinrich Harrer: Die letzten Fünfhundert. Expedition zu den Zwergvölkern auf den Andamanen. Verlag Ulstein 1983. Seiten 25-27. ISBN 3-548-32057-0

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