Karasuk-Kultur

Karasuk-Kultur

Die Karassuk-Kultur (russisch Карасукская культура, nach dem Karassuk, einem linken Nebenfluss des Jenissei) war etwa gegen Ende des zweiten vorchristlichen Jahrtausends am mittleren Jenissei in der Umgebung von Minussinsk und in Chakassien in Südsibirien verbreitet. Im weiteren Sinne werden auch gleichzeitige Funde aus dem Gebiet zwischen dem Jenissei und dem Aralsee unter diesem Namen zusammengefasst. Die Karassuk-Kultur löste die lokale Form der Andronowo-Kultur ab, von der sie sich deutlich unterscheidet. Deutliche Unterschiede finden sich in der Metallware, die möglicherweise durch Einflüsse aus der Mongolei und dem nördlichen China geprägt wurde, während die Keramik eher in der Tradition der Andronowo-Kultur steht. Unklar ist derzeit die Eingliederung einiger ebenfalls spätbronzezeitlicher Fundstellen, die möglicherweise eine synchrone, eigenständige Kultur bildeten.

Die charakteristische Keramik zeigt Bezüge zu westsibirischen Kulturen wie der Irmen-Kultur und besteht aus schüssel- bis topartigen Gefäßen mit gerundeter Wandung und abgesetztem Trichterrand. Sie weisen als Verzierung horizontale Rillen, umlaufende Abdruckreihen und an die Andronowo-Kultur erinnernde komplexe Ritzmuster auf.

Die Ansiedlungen der Karassuk-Kultur umfassten meist weniger als 10 Grubenhäusern, die in Torgaschak im südwestlichen Chakassien um einen zentralen Platz angeordnet waren. Es lässt sich nicht ausschließen, dass die Siedlungen wenigstens teilweise nur saisonal benutzt wurden. Die Wirtschaft wurde vermutlich von der Viehzucht dominiert; dies zeigen Tierknochenfunde aus Siedlungen. Befunde aus Siedlungen zeigen darüber hinaus, dass auch die Bronze- und Kupfermetallurgie betrieben wurde.

Die Masse der Fundstellen besteht aus Nekropolen. Die Grabanlagen umfassten je bis zu drei Steinkistengräber, die mit Holzbohlen und Steinplatten abgedeckt und mit einer eckigen steinernen Einfriedung umgeben wurden. Teilweise wurden über den Gräbern flache Kurgane aufgeschüttet. Die Toten wurden in Hockerlage beigesetzt; der Kopf wies nach Nordwesten. Ein oder zwei Gefäße, Bronzeerzeugnisse und Knochenkämme bildeten die Grabbeigaben. Die Grabbeigaben lassen wie in der vorangehenden Zeit keine sozialen Unterschiede erkennen.

Auf die Karassuk-Kultur folgte die Tagar-Kultur, deren Träger Nekropolen der Karassuk-Kultur weiter benutzten, was auf eine Bevölkerungskontinuität hinweisen könnte.

Literatur

  • Hermann Parzinger: Die frühen Völker Eurasiens. Vom Neolithikum bis zum Mittelalter. Historische Bibliothek der Gerda-Henkel-Stiftung, Band 1. Beck, München 2006 ISBN 978-3-406-54961-8 (S. 463 ff.)
  • E. B. Wadezkaja: Archeologitscheskije pamjatniki w stepjach Srednego Jenisseja. Leningrad 1986

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