Karl-Otto Kiepenheuer

Karl-Otto Kiepenheuer

Karl-Otto Kiepenheuer (* 10. November 1910 in Weimar; † 23. Mai 1975 in Ensenada, Mexiko), war ein deutscher Astronom und Astrophysiker.

Karl-Otto Kiepenheuer wurde als Sohn des Verlegers Gustav Kiepenheuer in Weimar geboren. Er war zunächst Assistent an der Sternwarte Göttingen und war dort mit Fragen der praktischen und theoretischen Sonnenforschung beschäftigt. 1939 wurde er ziviler Mitarbeiter der Luftwaffe an der Erprobungsstelle Rechlin, um am Projekt der Vorhersage der optimalen Frequenzbänder für das Militär durch Beobachtung der Sonnenaktivität mitzuarbeiten. Sein damaliger Chef war der Hochfrequenzexperte und Staatsrat Johannes Plendl (1900–1990). Nachdem Plendl in der Hierarchie des Dritten Reiches weiter aufstieg und Leiter der Reichsstelle für Hochfrequenzforschung wurde, sorgte er für höchste Dringlichkeit und die erforderlichen Geldmittel, mit denen ein rapider Aufbau einer Kette von Sonnenobservatorien möglich wurde. 1942 erhielt Kiepenheuer den Auftrag zur Gründung des Fraunhofer-Instituts (heute: Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik) mit Sitz in Freiburg im Breisgau. Dieses Institut wurde von ihm laufend erweitert und auch bis zu seinem Tode von ihm geführt.

Während des Krieges arbeitete Kiepenheuer zusammen mit Erich Regener, der schon 1934 mit einem Ballon-Gespann die ersten Spektrogramme der Sonne außerhalb des Hauptteils der Erdatmosphäre aufgenommen hatte. Beide wollten nun mit einem UV-Spektrographen an der Spitze einer V-2 umfassendere Spektrogramme aufnehmen. Dieses Projekt wurde wegen des weiteren Kriegsverlaufs nicht mehr realisiert. Bedeutsam waren seine Entwicklungsarbeiten für das Projekt „Spektrostratoskop“. Das mit einem Stratosphärenballon getragene Gerät zur Erforschung der Sonne mit einem Lyot-Filter und einem Spektrographen hatte sechs Tage vor seinem Tode den ersten erfolgreichen Flug in Palestine, Texas, USA, bestanden. Grundlage für diese Arbeiten dürfte der 1949–1951 von ihm und Georg Heinrich Thiessen entwickelte Magnetograph zur Messung solarer Magnetfelder gewesen sein.

Im Rahmen der Sonnenbeobachtung gibt es die von ihm entwickelte "Modifizierte Kiepenheuer Skala", die dazu genutzt wird, um Sonnenaufnahmen besser klassifizieren zu können. Die Hauptpunkte dieser Skala beziehen sich auf die Luftruhe und auf die Bildschärfe.

Veröffentlichungen

  • 1957 Die Sonne Springer Verlag Berlin
  • 1963: Das grenzenlose All (zusammen mit Fred Hoyle und Herta Siebler-Ferry)

Literatur

  • Michael P. Seiler: Kommandosache „Sonnengott“. Geschichte der deutschen Sonnenforschung im Dritten Reich und unter alliierter Besatzung. Wissenschaftlicher Verlag Harri Deutsch, Frankfurt a. M. 2007

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kiepenheuer — ist der Familienname folgender Personen: Irmgard Kiepenheuer (1887–1971), deutsche Übersetzerin und Verlegerin, zweite Ehefrau von Gustav K. Gustav Kiepenheuer (1880–1949), deutscher Verleger Karl Otto Kiepenheuer (1910–1975), deutscher Astronom… …   Deutsch Wikipedia

  • Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik — Kategorie: Forschungseinrichtung Träger: rechtlich selbständig Mitgliedschaft: Leibniz Gemeinschaft Standort der Einrichtung: Freiburg im Breisgau Außenstelle: O …   Deutsch Wikipedia

  • Kiepenheuer — Kiepenheuer,   Karl Otto, Astrophysiker, * Weimar 10. 11. 1910, ✝ Mexiko 23. 5. 1975; Begründer und Direktor des Fraunhofer Institutes für Sonnenforschung und Professor in Freiburg im Breisgau. Kiepenheuer entwickelte 1936 die Vorstellung… …   Universal-Lexikon

  • Karl Allgöwer —  Karl Allgöwer Spielerinformationen Voller Name Karl Allgöwer Geburtstag 5. Januar 1957 Geburtsort Geislingen an der Steige, Deutschland Größe 184 cm …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Aloys Schenzinger — (* 28. Mai 1886 in Neu Ulm; † 4. Juli 1962 in Prien am Chiemsee) war Arzt, Autor von Romanen, Sachbüchern und NS Propaganda. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Schüler und Student …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Pniower — Otto Pniower, eigentlich Otto Siegfried Pniower (* 23. Mai 1859 in Gleiwitz, Schlesien; † 17. März 1932 in Berlin) war ein deutscher Literaturwissenschaftler. Von 1918 bis 1924 leitete er das Märkische Museum in Berlin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Kiepenheuer — (* 10. Juni 1880 in Wengern; † 6. April 1949 in Weimar) war ein deutscher Verleger. Leben Gustav Kiepenheuer absolvierte eine Ausbildung zum Buchhändler in Bremen. Er war Mitschüler von Ernst Rowohlt und Kurt Wolff. In Weimar übernahm er 1908 die …   Deutsch Wikipedia

  • Karl XIV. Johann (Schweden) — Karl XIV. Johann Karl XIV. Johann (* 26. Januar 1763 in Pau, Frankreich als Jean Baptiste Jules[1] Bernadotte; † 8. März 1844 in Stockholm) war französischer Kriegsminister …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Heinz Kurras — Relief Der Tod des Demonstranten von Alfred Hrdlicka; Standort: Deutsche Oper Berlin, Vorplatz Benno Ohnesorg (* 15. Oktober 1940 in Hannover; † 2. Juni 1967 in Berlin) war Student der Romanistik und Germanistik in West …   Deutsch Wikipedia

  • Karl III. (Norwegen) — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”