Karl Blind

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Karl Blind (* 4. September 1826 in Mannheim; † 31. Mai 1907 in London) war ein deutscher Revolutionär und Journalist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Blinds demokratische Gesinnung entstand während seiner Studienzeit an den Universitäten von Bonn und Heidelberg. Angeregt von der Französischen Revolution sah er eine vollständige Veränderung der politischen Gegebenheiten, deren Resultat ein vereinigtes und demokratisches Deutschland sein sollte, für notwendig an. Er schloss sich 1844 der Alten Heidelberger Burschenschaft Allemannia, 1845 der Burschenschaft Neckarbund Heidelberg und 1846 der Burschenschaft Allgemeinheit Bonn an.[1]

Die Ergebnisse der Arbeit des Frankfurter Vorparlaments während der Revolution von 1848 erschienen ihm in dieser Hinsicht nicht ausreichend; aus diesem Grunde schloss er sich im Frühjahr 1848 zunächst Friedrich Hecker, dann Gustav Struve in der Badischen Revolution an. Er geriet in Gefangenschaft, wurde zu acht Jahren Festungshaft verurteilt und in der Festung Rastatt inhaftiert. Seine Haftzeit endete jedoch bereits im folgenden Jahr, als die Besatzung von Rastatt am 11. Mai 1849 meuterte und die politischen Gefangenen, mit denen die aufständischen Soldaten sympathisierten, freiließ.

Der revolutionäre Landesausschuss, der nach der Flucht des Großherzogs Leopold die Regierungsgewalt in Baden übernommen hatte, entsandte Blind nach Paris, wo er die Unterstützung des Präsidenten Louis Napoléon für die Revolution in Baden erwirken sollte. Ihm wurde jedoch am 13. Juni 1849 vorgeworfen, sich mit Alexandre Ledru-Rollin gegen Louis Napoléon verschworen zu haben, was zu seiner Ausweisung aus Frankreich führte.

Blind hielt sich nach der Ausweisung aus Frankreich und dem Scheitern der Revolution in Baden mit seiner Familie zunächst in Belgien auf, ehe er sich 1852 in London niederließ. Mit Schriften setzte er sich weiterhin für seine demokratischen und republikanischen Ideale ein und stand in Verbindung zu zahlreichen Gleichgesinnten in ganz Europa, darunter Giuseppe Mazzini, Giuseppe Garibaldi, Lajos Kossuth und Louis Blanc. Er äußerte sich zu Konflikten und Freiheitsbewegungen, wobei er etwa die Sache der Nordstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg unterstützte und die der Polen im Januaraufstand gegen Russland 1863.

In seiner Londoner Zeit war Karl Blind äußerst aktiv als Autor auf diversen Gebieten; er verfasste Bücher über Politik, Geschichte, Mythologie, deutsche und indische Literatur und Biografien. Daneben war er als Korrespondent für mehrere deutsche Zeitungen tätig. 1907 verstarb Blind in seinem Haus in Hampstead an Herzversagen.

Karl Blind war der Stiefvater von Ferdinand Cohen-Blind, der 1866 ein erfolgloses Attentat auf Otto von Bismarck verübte, und von Mathilde Blind, die sich in England einen Namen als Dichterin machte.

Literatur

  • Nachruf in The Times, London. Ausgabe vom 1. Juni 1907, Seite 14.
  • Johannes M. Goldschmit: „In unserer sonst so ruhigen Stadt...“. Revolution 1848/49 in Bruchsal. verlag regionalkultur: Ubstadt-Weiher, 1998. ISBN 3-929366-83-5
  • Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 1: A-E. Heidelberg 1996, S. 101-102.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 1: A-E. Heidelberg 1996, S. 101.

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