Karl Erb

Karl Erb

Karl Erb (* 13. Juli 1877 in Ravensburg; † 13. Juli 1958 ebenda) war ein deutscher Tenor.

Inhaltsverzeichnis

Biografie und künstlerischer Werdegang

Der junge Erb wuchs unter bescheidenen Verhältnissen auf. Als Sängerknabe verdiente er sich sein erstes Honorar. Nach der Schule schlug er eine Laufbahn als Beamter ein, er war Kassier der Ravensburger Gas- und Wasserwerke. Seine Stimme wurde bei einem Auftritt am 14. Januar 1907 als Chormitglied der Stuttgarter Oper in seiner Heimatstadt mit Cavalleria Rusticana entdeckt. Noch im gleichen Jahr debütierte er als Evangelimann in der gleichnamigen Oper Der Evangelimann, von Wilhelm Kienzl. Karl Erb, der weitestgehend ein Autodidakt war, schlug damit erst relativ spät, im Alter von rund 30 Jahren, eine Karriere als Berufssänger ein.

Nachfolgend sang Karl Erb zur Weiterbildung unter anderem in Lübeck und München am „Königl. Hof- und Nationaltheater“ (heute: Bayerische Staatsoper), wo er 1913, nach einem erfolgreichen Gastspiel als Lohengrin, einen festen Vertrag erhielt. Karl Erb sang und spielte alle bekannten Rollen des lyrischen und des jugendlichen Heldenfaches, so zum Beispiel 1914 den Parsifal. 1917 sang er in der Uraufführung von Hans Pfitzners Oper Palestrina die Titelrolle (sie gilt als Höhepunkt seiner Karriere), 1918 sang er in der Uraufführung von Franz Schrekers Die Gezeichneten die Rolle des Salvago.

Später machte er sich mit bei Konzerten als Sänger von Liedern und Oratorien einen Namen, oft an der Seite der Kammersängerin Meta Diestel; insbesondere seine Mozart-Vorträge, seine Schubert-Interpretationen und seine Rolle als Evangelist in den Passionen von Bach machten ihn berühmt. Den letzten Auftritt im Münchener Nationaltheater hatte Erb 1925, sein Vertrag war nicht mehr verlängert worden. Im Juni 1930 fand seine letzte Vorstellung in einer Oper statt und zwar in Berlin-Charlottenburg, als Florestan in Fidelio. Im September 1933 wurde Erb Förderndes Mitglied der SS. 1938 wurde er zum Professor ernannt. Nach 1945 galt der Sänger als politisch belastet.

Karl Erb setzte seine gesangliche Arbeit bis ins hohe Alter fort, das, wie es schien, keinen nachteiligen Einfluss auf seine Stimme hatte. Eine Aufnahme des Bayerischen Rundfunks von Carl Orffs Der Mond aus dem Jahre 1950, die auch als CD erschienen ist, zeigt sehr schön die Stimmkultur des 73jährigen Karl Erb. Er widmete sich aber ansonsten ausschließlich dem Lied- und Oratoriengesang. Dabei trat er als Liedinterpret gemeinsam mit dem Pianisten Sebastian Peschko hervor.

Karl Erb galt Zeit seines Lebens als introvertierte Persönlichkeit. Er war von 1921 bis 1932 mit der ungarischen Sopranistin Maria Ivogün verheiratet.

Thomas Mann setzt ihm mit seinem Roman Doktor Faustus ein Denkmal, in dem ein gewisser „Erbe“ das Oratorium Adrian Leverkühns aus der Taufe hebt. Auch Martin Walser erwähnt Karl Erb in seinem autobiographischen Roman Ein springender Brunnen.

Sein gesamtes Vermögen stiftete der Künstler seiner Heimatstadt. Bis heute werden aus der Karl-Erb-Stiftung junge begabte Musiker gefördert. In Ravensburg erinnert der Karl-Erb-Ring an den großen Sohn der Stadt.

Ehrungen

Literatur

Weblinks

 Commons: Karl Erb – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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