Karl Nobiling

Karl Nobiling
Karl Eduard Nobiling

Karl Eduard Nobiling (* 10. April 1848 in Domäne Kolo bei Birnbaum, Provinz Posen; † 10. September 1878 in Berlin) verübte 1878 ein Attentat auf Kaiser Wilhelm I.

Leben

Nobiling, geboren als Sohn eines Domänenpachters im Posenschen, studierte Landwirtschaft, trat in Dresden in Beziehungen zu sozialistischen Agitatoren und versuchte am 2. Juni 1878, kaum einen Monat nach dem Mordversuch durch Max Hödel, von einem Haus Unter den Linden (Nr. 18) in Berlin den auf einer Spazierfahrt im offenen Wagen begriffenen Kaiser mit zwei Schüssen aus einer mit grobem Schrot geladenen doppelläufigen Flinte zu erschießen, traf ihn auch zweimal und verwundete ihn schwer, aber nicht tödlich.

Als Nobiling sich entdeckt sah, schoss er sich bei einem Selbstmordversuch mit einem Revolver in den Hinterkopf und wurde von Passanten überwältigt. Aufgrund seiner schweren Verwundung waren Nobilings Aussagen am Tatort nur bruchstückhaft und ließen keinen Rückschluss auf eine anarchistisch bzw. sozialistisch motivierte Tat zu, auch wenn Nobiling vor der Tat möglicherweise losen Kontakt zu sozialistischen Agitatoren gehabt haben könnte. Der Schweizer Anarchist Paul Brousse etwa bezeichnete dementsprechend Nobilings Anschlag in der Zeitschrift L’Avant-Garde als „republikanisch“, nicht aber als anarchistisch motiviert. Gewisse sporadische Aussagen Nobilings lassen zudem darauf schließen, dass er in erster Linie aus Größenwahn gehandelt hat. Als gesichert wird gelten können, dass Nobiling die konkrete Tatausführung ohne Hilfe als Einzeltäter ausgeführt hat.

Eine weitere Vernehmung Nobilings war nicht möglich, da dieser nach seiner Festnahme das Bewusstsein verlor. Er starb am 10. September 1878 im Gefängnis, ohne auf längere Zeit wieder zur Besinnung gekommen zu sein.

Trotz des alles andere als erwiesenen Zusammenhangs zwischen den Attentaten und der Sozialdemokratie wurden Nobilings und Hödels Handlungen von Reichskanzler Otto von Bismarck zur Durchsetzung der Sozialistengesetze instrumentalisiert.

Die übrigen Familienmitglieder nahmen wegen des Attentats den Nachnamen Edeling an.

Literatur

  • Paul Brousse: Hoedel, Nobiling et la Propagande par le fait, in: L’Avant-Garde (17. Juli 1878), S. 1f.
  • Ernest A. Vizetelly: The Anarchists: Their Faith and Their Record. Edinburgh 1911 [ausführliche Beschreibung des Tathergangs in Kapitel 3].

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