Karl von Fritsch

Karl von Fritsch

Karl Wilhelm Georg Freiherr von Fritsch (* 11. November 1838 in Weimar; † 9. Januar 1906 in Goddula bei Merseburg) war ein deutscher Geologe und Paläontologe.
Er erforschte die Kanaren und die geologischen Grundlagen des Gotthardtunnels, war Professor in Zürich und Halle und zuletzt Akademiepräsident der Leopoldina.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fritsch war der Sohn des Politikers und Freiherrn Karl Wilhelm von Fritsch, der in Groß-Goddula ein Gut besaß. Nachdem Karl in seiner Geburtsstadt Weimar die Schulzeit absolviert hatte, immatrikulierte er sich an der Forstakademie in Eisenach. Später wechselte er zum Studium der Geologie an die Universität Göttingen und schloss es 1862 mit der Promotion ab.
Anschließend unternahm Fritsch eine ausgedehnte Studienreise nach Madeira und auf die kanarischen Inseln. Die Ergebnisse dieser Reise veröffentlichte er in mehreren Schriften, u.a. als Geologische Beschreibung der Insel Tenerife.

Noch im selben Jahr nahm Fritsch eine Stelle an der Universität Zürich an und konnte sich 1863 dort habilitieren. Als Dozent für Geologie wirkte er bis 1867 neben der Universität auch am Polytechnikum, der späteren ETH Zürich. Während dieser Zeit schuf er eine exakte geologische Karte des Gotthardmassivs (1873) und mit seinem Werk Das Gotthardgebiet die Grundlagen für die später erfolgte Durchbohrung.

Weitere geowissenschaftliche Studienreisen führten ihn 1866 zum Vulkanausbruch auf Santorin, 1872 nach Marokko, zum Hohen Atlas und später abermals(?) zu den Kanarischen Inseln.

1867 wechselte Freiherr von Fritsch als Dozent für Geologie und Mineralogie nach Frankfurt am Main zur Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. 1873 nahm er einen Ruf als a.o. Professor der Geologie an die Universität Halle an, wo er 30 Jahre wirken und zum besten Kenner der Geologie Sachsens werden sollte. 1876 avancierte er zum Ordinarius (o. Professor). 1888 verfasste er eine Allgemeine Geologie (Stuttgart 1888) und brachte nicht zuletzt das Mineralogische Museum auf seinen hohen Stand. Später vernachlässigte Fritsch aber die Geologie zugunsten der Paläontologie.

1877 nahm ihn die Leopoldina (Deutsche Akademie der Naturwissenschaftler) als ordentliches Mitglied auf. Nach dem Tod von Professor Hermann Knoblauch 1895 wurde Fritsch als dessen Nachfolger zum Präsidenten der Leopoldina gewählt. Fritsch hatte dieses Amt bis an sein Lebensende inne. Zu seinem Nachfolger wurde der Mathematiker Albert Wangerin bestimmt.

Im Alter von 68 Jahren starb Professor Karl von Fritsch am 9. Januar 1906 in Goddula bei Merseburg.

Seine Familie musste in der Weltwirtschaftskrise das Gut in Goddula aufgeben und nach Ballenstedt ziehen. Das Gut kam zunächst an die Siedlungsgesellschaft Sachsenland und später an bäuerliche Umsiedler aus dem nahen Schkopau, als dort das Buna-Werk gebaut wurde.

Werke

  • Reisebilder von den Canarischen Inseln. Mit 3 in kupfer gestochenen Karten von Hierro, Gomera und Gran Canaria, 1867
  • Tenerife, geologisch-topographisch dargestellt (1867, mit Hartung und Reiß)
  • Geologische Beschreibung der Insel Tenerife. Ein Beitrag zur Kenntniss vulkanischer Gebirge (1868, mit Johann Wilhelm Reiss)
  • Das Gotthardgebiet (1874)
  • Allgemeine Geologie (Stuttgart 1888).

Literatur

Weblinks


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