Karpathos

Karpathos
Gemeinde Karpathos
Δήμος Καρπάθου (Καρπάθος)
Karpathos (Griechenland)
Bluedot.svg
Basisdaten
Staat: Griechenland
Region: Südliche Ägäis
Regionalbezirk: Karpathos
Geographische Koordinaten: 35° 35′ N, 27° 8′ O35.58527777777827.128611111111Koordinaten: 35° 35′ N, 27° 8′ O
Fläche: 324,07 km²
Einwohner: 6.565 ([1])
Bevölkerungsdichte: 20,3 Ew./km²
Sitz: Pigadia
LAU-1-Code-Nr.: f11
Gemeindebezirke: 2 Gemeindebezirke
Ortschaften: 10 Ortschaften
Lage in der Region Südliche Ägäis
Datei:2011 Dimos Karpathou.png

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Die griechische Insel Karpathos (griechisch Κάρπαθος (f. sg), türkisch Kerpe, italisch Scarpanto, lateinisch Carpathus) ist mit 300,15 km²[2] nach Rhodos die zweitgrößte Dodekanes-Insel. Seit 2011 bildet die Insel mit der unbewohnten Insel Saria und weiteren Felseninselchen eine Gemeinde in der Region Südliche Ägäis. Nach der Volkszählung von 2001 hatte Karpathos 6.511 Einwohner.[2], Hauptort ist Pigadia, auch Karpathos Stadt genannt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Hafen von Pigadia

Karpathos liegt auf dem östlichen Südägäischen Inselbogen, der die Gebirgszüge der Peloponnes mit dem Taurusgebirge in der südwestlichen Türkei verbindet und gleichzeitig die Grenze der Ägäis zum Mittelmeer darstellt. Nachbarinseln sind Rhodos 46 km nordöstlich und Kasos 6 km südwestlich sowie im Norden, getrennt durch eine knapp 100 m breite und ca. 1,5 m tiefe Meerenge, das unbewohnte Eiland Saria. Die größte Länge hat die Insel mit etwa 48 km in Nord-Süd Richtung, die maximale Breite erreicht fast 12 km, die schmalste Stelle weniger als 3,5 km. Ein kahler, teilweise mit Kiefern bewaldeter Bergzug durchzieht die Insel von Norden bis zur Mitte der Insel. Während im Norden Höhen über 600 m erreicht werden steigt die Kali Limni (Kαλή Λίμνη) im zentralen Inselbereich auf eine Höhe von 1.215 m an, zusammen mit dem Attavyros auf Rhodos die höchste Erhebung der Dodekanesinseln. Südlich davon wird es zunächst hügeliger im äußersten Süden flach. Ein großer Teil der einst üppigen Bewaldung fiel mehreren verheerenden Waldbränden zum Opfer.

Geschichte

Römische Zisterne bei Lefkos

Karpathos war bereits in der Antike besiedelt. Die Dorer gründeten dort die vier Städte Poseidion (heute Pigadia), Arkesia (heute Arkassa), Vrykous (heute Wurgunda) und Nisyros (heute Ta Palatia, Saria), weshalb Strabon die Insel auch Tetrapolis nannte. Zu dieser Zeit war die Insel sehr fruchtbar. In den kommenden Jahrhunderten wurde Karpathos ein enger Verbündeter Athens.

Nach Abzug der italienisch-deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg fiel während der großen Hungersnot 1944 dem Dorf Finiki eine besondere Rolle zu. Sieben Fischer segelten von hier mit einem kleinen Boot ohne Funk und Kompass nach Ägypten, um Hilfe zu holen. Bereits eine Woche später kehrten sie an Bord britischer Kriegsschiffe heim und brachten Nahrungsmittel und Medikamente für die notleidende Bevölkerung mit. Ein Denkmal am Hafen von Finiki erinnert an ihre Heldentat.

Am 23. Mai 2006 kollidierten in der Nähe der Insel ein griechisches und ein türkisches Kampfflugzeug vom Typ F-16 „Falcon” bei einem Abfangmanöver.[3] Griechenland beansprucht einen nationalen Luftraum mit einer Breite von 16 Kilometern jenseits der eigenen Küstenlinien. Die Türkei erkennt aber nur zehn Kilometer an, was der Breite der nationalen Seegebiete entspricht. Ein Jahr später wurde in Pigadia in der Nähe des Hafens ein Denkmal für den aus Karpathos stammenden getöteten griechischen Piloten errichtet. Wegen Konflikten in der Ägäis standen Griechenland und die Türkei seit 1974 bereits drei Mal am Rande eines Krieges.

Verwaltungsgliederung

Seit der griechischen Gemeindereform nach dem Kapodistrias-Programm von 1997 war die Insel Karpathos in zwei Gemeinden mit insgesamt zehn Gemeindebezirken untergliedert. Zum 1. Januar 2011 führt das Kallikratis-Programm die ehemaligen Gemeinden der Insel zur neu geschaffenen Gemeinde Karpathos (Dimos Karpathou Δήμος Καρπάθου) zusammen, Verwaltungssitz ist Pigadia. Die bisherigen Gemeinden bilden Gemeindebezirke, die ehemaligen Gemeindebezirke sind Ortschaften, die eigene lokale Vertretungen wählen.

Gemeindebezirk griechischer Name LAU Fläche km² Einwohner 2001 Einwohner 2010 Ortschaften
(Δημοτική Ενότητα)
Postleit-
zahl
Telefon-
vorwahl
Karpathos (Gemeinde) Δημοτική Ενότητα Καρπάθου 811200 219,924 05.750 05.881 Karpathos, Aperi, Arkasa, Volada, Menetes, Mesochori, Othos, Pyles, Spoa 857 00 22450-2
Olymbos Δημοτική Ενότητα Ολύμπου 816200 104,876 00761 00684 Olymbos 857 00 22450-5

Olymbos

Mühlen bei Olymbos
Olymbos

Der bekannteste Ort der Insel ist Olymbos (griechisch Όλυμπος), 1420 von den Einwohnern der Insel Saria und des antiken Vrykous gegründet, die vor den häufigen Überfällen von Piraten und Sarazenen in die Berge flohen. Dort, isoliert von der Außenwelt, hat sich bis heute nicht nur der altertümliche dorisch beeinflusste Dialekt in der Sprache der Olymbites (den Einwohnern des Dorfes) gehalten, sondern auch Kunst, Kultur und Bräuche, die überall im Ort anzutreffen sind. Der relativ große Ort liegt von der Küste aus fast uneinsehbar an einem Berghang. Die noch heute bewirtschafteten Felder liegen in umliegenden Tälern, vor allem nahe der Sommersiedlung Avlona. Elektrischen Strom gibt es erst seit 1980. Bis heute ist Olymbos mit dem Auto vom südlichen Teil der Insel her nur über eine holprige Schotterpiste zu erreichen. Seit Anfang der 1990er-Jahre fahren Ausflugsboote regelmäßig ab Pigadia (Karpathos Stadt) bis zum nordwestlichen Hafenort Diafani. Von dort geht es über eine neugebaute Asphaltstraße in das Bergdorf. Die Olymbites haben aus ihrer Not eine Tugend gemacht: in einem wie ein Freilichtmuseum anmutenden Dorf präsentieren sie altes Handwerk und Trachten und bieten den Besuchern traditionelle Speisen zum Verzehr. Unter anderem ist eine der letzten betriebenen typischen festausgerichteten Windmühlen zu besichtigen. Mit dem Mehl wird in holzbefeuerten Backöfen das traditionelle dunkle Brot gebacken.

Natur

Flora

Die Flora von Karpathos besteht aus 923 Arten von Farn- und Samenpflanzen. Davon sind 6 Arten hier endemisch, unter anderem der Strandflieder Limonium carpathum, die Färberdistel Carthamus rechingeri, der Klee Trifolium barbeyi und die Dost-Art Origanum vetteri. 23 Arten gelten als eingebürgert, 3 als sich einbürgernd, 5 als unbeständig und bei 7 ist unklar, ob sie einheimisch sind.[4] Auf Karpathos wurden bisher 44 Orchideen-Arten nachgewiesen.[5]

Fauna

Auf Karpathos, Saria und der nahegelegen Insel Kasos lebt mit Lyciasalamandra helverseni eine Art der Lykischen Salamander.[6][7] Es handelt sich um den einzigen Schwanzlurch in der südöstlichen Ägäis. Unter den Wirbeltieren Griechenlands wird die Art als bedroht angesehen, in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion in der Kategorie gefährdet (VU – Vulnerable) eingestuft.

Vom Aussterben (CR – Critically Endangered) bedroht ist die Mittelmeer-Mönchsrobbe.[8]

Naturschutz

Auf Karpathos wurden zwei Gebiete mit dem angrenzenden Meeresgebiet in das Natura 2000 Netz der Europäischen Union aufgenommen. In beiden Gebieten leben Lykische Salamander und Mittelmeer-Mönchsrobben.

  • GR 4210002 Zentral Karpathos-Lasthos-Kyra Panagia & Küsten- und Meereszone (Κεντρική Κάρπαθος-Λασθός-Κυρά Παναγιά & Παράκτια Θαλάσσια Ζώνη)[9]
  • GR 4210003 Nord Karpathos und Saria[10]

Neben dem Natura 2000 Gebiet Kimolos-Polyegos ist das Natura 2000 Gebiet GR 4210003 Nord Karpathos und Saria (Βόρεια Κάρπαθος και Σαρία) von nationaler und internationaler Bedeutung als Wurf- und Aufzuchtgebiet für Mittelmeer-Mönchsrobben. Über 10% der Mittelmeer-Mönchsrobben-Population weltweit leben in diesen Gebieten.[11][12] Gleichzeitig wurde es von der Vogelschutzorganisation BirdLife International als IBA GR 172 Saria Island and Northern Karpathos (Νήσος Σαρία και Βόρειος Κάρπαθος)[13] eingestuft, weil Habichtsadler (Hieraaetus fasciatus) und Blaumerle (Monticola solitarius) , beide auf der Roten Liste der IUCN geführt, hier ihre Lebensräume haben.

Wirtschaft

Tourismus

Durch den Fremdenverkehr gewinnen die Ortschaften Lefkos, Amopi und Kira Panagia zunehmend an Bedeutung.

Der südliche Teil der Insel ist bei Windsurfern wegen ihrer guten Windstatistik und hohen Windstärke beliebt. Der Meltemi wird durch die lokale Topographie noch verstärkt und bläst im Sommer wochenlang ohne Pause Tag wie Nacht mit durchschnittlich 5 - 7 Bft und erreicht an manchen Tagen sogar 9 Bft. In der sogenannten Devil's Bay findet jeweils im August eine Speed-Windsurf-Konkurrenz statt.

Sehr umstritten ist momentan die in Planung befindliche Errichtung eines großen Golfplatzes zwischen Amopi und der Inselhauptstadt Pigadia. Befürworter sehen hier eine Möglichkeit für eine ganzjährige touristische Nutzung der Insel, Gegner fürchten um den Verlust der auch heute im Zeitalter des Massentourismus noch relativen Ursprünglichkeit der Insel.

Verkehr

Flugverkehr

Das Flughafengebäude am Südende der Insel wurde vergrößert und ist seit Ende Juli 2009 in Betrieb. Die täglichen Verbindungen mit Athen, Rhodos und Kassos werden durch Olympic Air bedient, während des Sommers ergänzen Charterflüge das Angebot.

Fährverkehr

Zum Haupthafen Pigadia und nach Diafani bestehen Verbindungen von Piräus über die Kykladen, teilweise über Kreta nach Rhodos. Aufgrund der schlechten Erreichbarkeit des Inselnordens wurde 1922 der Hafen von Diafani ausgebaut. Zusätzlich existieren Verbindungen für den Verkehr innerhalb der Insel und zur nördlich gelegenen, heute unbewohnten Insel Saria.[14]

Straßenverkehr

Während der Süden der Insel, wo auch der Flughafen gelegen ist, mit dem Hauptort Pigadia und im zentralen Inselbereich die Straßen relativ gut ausgebaut sind, existiert in den Nordteil der Insel keine durchgehend asphaltierte Straßenverbindung. Die Schotterpiste nach Olymbos wurde erst in den 1980er Jahren angelegt und wird derzeit ausgebaut. Aufgrund der enormen Felsarbeiten ist mit einer Fertigstellung nicht vor 2011 zu rechnen. Deshalb ist der Inselnorden am besten über den Hafenort Diafani zu erreichen.

Kunst und Kultur

Karpathos ist sowohl in Einstellung als auch kulturell konservativ. Viele Traditionen, die im Rest Griechenlands verschwunden sind, oder nur noch als Teil der Folkloredarbietungen existieren, haben auf Karpathos überlebt.

Die Hauptkunstformen sind Musik und Poesie, oder eine Kombination der beiden, die Mandinades genannt wird. Eine Mandinada besteht aus Versen mit 15 Silben, die als Couplet zusammengefügt wird. Das Traditionsbewusstsein der Insel zeigt sich nicht zuletzt auch darin, dass selbst junge Leute bis heute das Musizieren auf der Lyra pflegen.

Ethnologen behaupten auch, dass der Pano Choro, ein einfacher Tanz, eine eigenständige Variante des Syrtos ist, die nur auf Karpathos vorkommt.

Einzelnachweise

  1. Die Einwohnerzahl stammt aus einer Broschüre des griechischen Innenministeriums vom Mai 2010 anlässlich der Verwaltungsreform nach dem ‚Kallikratis-Gesetz‘: Elliniki Dimokratia, Ypourgeio Esoterikon, Apokendrosis ke Ilektronikis Diakyvernisis: "Programma Kallikratis," Systasi, syngrotisi Dimon, Periferion ke Apokendromenon Diikiseon gia ti Nea Architektoniki tis Aftodiikisis ke tis Apokendromenis Diikisis, Athen 2010.
  2. a b Karpathos, Ministerium für Handelsmarine, Ägäis und Inselpolitik, griechisch [1]
  3. Artikel bei stern.de
  4. Ralf Jahn, Peter Schönfelder: Exkursionsflora für Kreta. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1995, ISBN 3-8001-3478-0.
  5. Kreutz, C.A.J. 2002: Die Orchideen von Rhodos und Karpathos / The orchids of Rhodes and Karpathos. - Raalte & Landgraaf: Seckel & Kreutz Publishers, 320 S. ISBN 90-805149-2-6.
  6. Lyciasalamandra helverseni in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN
  7. The Greek Habitat Projekt Natura 2000: An Overview, Mertensiella (Salamandra) luschani Seite 5, englisch [2]
  8. Monachus monachus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN
  9. Natura 2000 Gebiet GR 4210002 Zentral Karpathos-Lasthos-Kyra Panagia & Küsten- und Meereszone, griechisch [3]
  10. Natura 2000 Gebiet GR 4210003 Nord Karpathos und Saria, griechisch
  11. Leitfaden zum Aufbau des Natura-2000-Netzes in der Meeresumwelt, Seite 62, [4]
  12. Natura 2000 – Chance für Mensch und Natur, Seite 15
  13. IBA, GR 172 Saria Island and Northern Karpathos, englisch
  14. Chrisovalandou Lane

Literatur

  • Antje Schwab, Gunther Schwab: Karpathos. Verlag Michael Müller, Köln März 2004, ISBN 3-89953-145-0.

Weblinks

http://www.karpathos-inblue.at/

 Commons: Karpathos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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