Andreas Grieser

Andreas Grieser
Andreas Grieser als Staatsanwalt, 1906

Andreas Grieser (* 31. März 1868 in Bliesdalheim, Rheinpfalz; † 18. Oktober 1955 in München) war ein deutscher Jurist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grieser wurde als zweites von elf Kindern des Eisenbahnschaffners Johannes Grieser (1840–1917) und dessen Frau Magdalena Grieser, geb. Mischo, (1844–1887) im damals bayerischen Bliesdalheim geboren. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Speyer studierte er Rechtswissenschaften an der Universität München. Dort gehörte er der Katholischen Studentenverbindung „Alemannia“ im KV an.[1] Nach dem Studium ließ sich der junge Mann zunächst als Rechtsanwalt nieder, war später Amtsrichter und schließlich als Staatsanwalt im Bayerischen Staatsministerium der Justiz tätig.

Ab 1909 war Grieser Magistratsrat der Stadt München, hier setzte er sich maßgeblich für die Verbesserung des Armenwesens und der Jugend- und Kriegsfürsorge ein. 1918 wurde er zum 1. Bürgermeister in Würzburg gewählt, wo er ein beliebter Bürgermeister war. Reichsarbeitsminister Heinrich Brauns holte Grieser 1920 in das Reichsarbeitsministerium. Dort diente er ab 1922 als Ministerialdirektor für nationale und internationale Sozialversicherung und Wohlfahrtspflege. Am 15. Juni 1932 wurde er zum Staatssekretär im Reichsarbeitsministerium ernannt. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Grieser 1933 entlassen.

Während seiner Zeit im Arbeitsministerium war Grieser maßgeblich an der Schaffung der Gesetze zur Regelung der Sozial- und Krankenversicherung der Bergleute (Knappschaftsversicherung), der Seeleute, der Regelung der Sozialrenten für saarländische Arbeitnehmer sowie des Staatsvertrages, in dem die Gegenseitigkeit der Sozialversicherungen für Deutsche, Franzosen und Saarländer gewährleistet wurde, beteiligt.

Nach dem Ende der dortigen NS-Herrschaft wurde Grieser im März 1945 von der US-amerikanischen Besatzungsmacht als Landrat im saarländischen Landkreis St. Ingbert eingesetzt. Am 24. Oktober 1947 holte ihn der bayerische Ministerpräsident Hans Ehard als Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziale Fürsorge in sein Kabinett. Grieser setzte sich in seinem Amt vor allem dafür ein, die mehr als zwei Millionen Flüchtlinge, Kriegsopfer und Kriegsblinden in Bayern in das Sozialversicherungssystem einzubinden. 1949 entwarf er das bayerische Blindengeld-Gesetz. Mit der Neubildung der bayerischen Staatsregierung nach der Landtagswahl im Herbst 1950 schied Grieser am 18. Dezember 1950 aus dem Kabinett aus.


Grieser heiratete am 1. Mai 1899 Elise Pickl, die Tochter der Oberamtsrichters Pickl. Aus dieser Ehe ging ein Sohn, Hans Grieser, hervor.

Ehrungen

  • 31. März 1928: Verleihung der Ehrendoktorwürde in den Staatswissenschaften durch die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Eberhard-Karls-Universität zu Tübingen. Ausgezeichnet wurden seine „hervorragenden Verdienste um den Wiederaufbau der Sozialversicherung nach dem Ersten Weltkrieg und ihre Geltendmachung in der Welt“
  • 15. Januar 1952: Großes Bundesverdienstkreuz
  • Der Verband der Kriegsopfer VdK ernannte ihn zu seinem ersten Ehrenmitglied

Anmerkungen

  1. In der Festschrift zum 25. Gründungsjubiläum des Verbandes ist Grieser (mit Foto) als Student für die Jahre 1888 bis 1891 eingetragen, in welcher Zeit er teilweise als Vorsitzender fungierte und auch 1891 die Festrede beim 10. Stiftungsfest hielt. In der genannten Festschrift heißt es darüber: „Begeisterte und begeisternde Reden wurden gehalten, aller Redner Meister aber war Grieser, der Festredner.“

Literatur

  • Bettina Köttnitz-Porsch: Novemberrevolution und Räteherrschaft 1918/19 in Würzburg, Dissertation Bamberg 1983. Veröffentlichung: Mainfränkische Studien, Band 35, Würzburg Herbst 1985 (Hart Druck, Volkach 1985)
  • Christian Fries: Andreas Grieser. Oberbürgermeister in der Zeit des Umbruches 1918-1920. in: Ulrich Wagner (Hrsg.), Würzburger Bürgermeister 1862-1920. Würzburg 1990., S. 215–262.
  • Volker H. Schmied: Andreas Grieser (1868-1955), Das Leben und Wirken des „Nestors“ der deutschen Sozialversicherung, Karlstadt 1993
  • Hans-Joseph Britz in Biographisches Lexikon des KV Band 2 1993 S.38 f ISBN3-923621-98-1

Weblinks


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