Katzenveit

Katzenveit

Der Naturgeist Katzenveit ist nach einer sächsischen Sage der Schrat des Kohlberges bei Zwickau

Inhaltsverzeichnis

Zum Katzenveit und dem Kohlberg

In der Zeit des Steinkohleabbaus im 19. Jahrhundert blühte die Stadt Zwickau nach Silberfunden in Schneeberg im 15. Jahrhundert ein zweites Mal auf. In dieser Zeit entstand vermutlich die Sage um den Katzenveit, der beim Kohlberg – ca. 5km von Zwickau entfernt – durch Zauberei sein Unwesen treibt. Ihm wird eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Berggeist Rübezahl unterstellt, da auch er verschiedene Streiche spielte.

Der Kohlberg hat seinen Namen von der Steinkohle, die er enthält. Einer Sage zufolge brennt er im Inneren, seit im Jahr 1479 ein Jäger bei der Fuchsjagd sein Gewehr in eine Grube abgefeuert hat.

Streiche des Katzenveits

Matz Flederwisch, der Krämer, der zum Seiler wurde

In einem vogtländischen Städtchen zog ein fremder Hausierer herum, der Brillen und Kurzwaren zum Kauf anbot. Er betrog die Leute der Sage zufolge durch seine geschickte Redegabe um ihr Geld und verkaufte ihnen allerlei unnützen Kram. Als der Katzenveit, der gerade dort herumstrich, dies sah, war er sehr verdrossen. Er kaufte dem Krämer ein hölzernes Pfeifchen für 15 Pfennige ab, obwohl dieser 18 forderte, und versprach noch mehr Waren zu nehmen, wenn er mit sich handeln ließe. Er betastete jedes einzelne Stück der Ware und entfernte sich dann, angeblich um Geld zu holen. Sobald der Katzenveit verschwunden war, verwandelte sich der ganze Kram in Seile, Stricke, Stränge, Sackbänder, Peitschenschnüre und Bindfaden. Am Hals des Krämers baumelte ein Diebesstrang mit einem kleinen hölzernen Galgen. Der Krämer Matz Flederwisch stand nun sehr bestürzt da und wunderte sich, dass aus ihm ein Seiler geworden war.

Der geizige Bauer

Ein geiziger Bauer, der seinen ganzen Sinn auf die Imkerei gestellt hatte, schlug überall, wo er nur einen Bienenschwarm vermutete einen Bienenkorb an, gleich ob der Schwarm von seinen eigenen Stöcken abgezogen, oder wo anders her gekommen ist. Als das der Katzenveit sah, war er wiederum sehr verdrossen und hängte sich in Gestalt eines Bienenschwarms an einen Baum. Der geizige Bauer schlug ihn schnell in einen Bienenkorb. Als er nun nachsehen wollte, wie sich der Schwarm im Gefäß verhielt, stellte er verwundert fest, dass die vermeintlichen Bienen bereits darin gearbeitet und Zellen und Honig angesetzt hatten. Als der Bauer dies näher betrachtete, sah er, dass der Honig in Wirklichkeit Kot war und im selben Augenblick schleuderte ihm eine im Bienenstock sitzende Eule den Kot mit ihren Flügeln ins Gesicht. Darauf fuhr die Eule aus dem Bienenkorb heraus und entführte dem geizigen Bauern alle 200 Bienenstöcke, die er besaß. Bei dem Vorhaben, die Eule aufzuhalten, brach sich der Bauer beide Beine.

Der Katzenveit als Kammerjäger in Tripstrille

Eines Tages kam der Katzenveit nach Tripstrille als Kammerjäger und gab vor, er könne Ratten und Mäuse vertreiben. Man versprach ihm für seine Arbeit einen Beutel voll Taler, den er jedoch nicht erhielt, nachdem er das Ungeziefer weggebannt hatte. Der Katzenveit kam nun nach Art des Rattenfängers von Hameln wieder und hat alle 666 Katzen der Bürger aus der Stadt geführt. Seit dieser Zeit soll dort keine Katze mehr verschwinden.

Die Saufbrüder zu Pfingsten

Der Sage nach hat ein Saufbruder zu Pfingsten Maien (Birkenzweige) beim Kohlberg geholt und in seine Behausung gebracht, um beim Trinken eine „grüne Luft“ zu genießen und seine Biergötzen damit zu beehren. Das hat den Katzenveit, der Waldmeister und Baumherr ist, sehr verärgert. Der Saufbruder schmückte seine Stube mit den Zweigen, stellte ein Bierfass in die Mitte und setzte sich gemeinsam mit seinen Freunden auf Schemeln rund herum. Als das Saufgelage gerade gut am Laufen war, fing ein Kuckuck aus dem Birkenlaub zu schreien an, was ihnen sehr seltsam vorkam. Darauf folgte das Klappern eines Storches, worauf eine Nachtigall ihr „Runda Dintellula“ anstimmte. Da erschraken die Saufbrüder und wurden gezupft, ohne zu wissen, woher es kam, und die Maien schlugen auf die Feiernden ein, so dass sie aus der Hütte liefen. Von außen blickten sie zum Fenster herein und sahen, dass alle Maien zu jungen Mädchen geworden waren, welche schöne Gläser in den Händen hielten. Da sprangen die Saufbrüder wieder in die Stube, fassten sie an und tanzten mit den Mädchen um das Bierfass herum. Als sie sich umschauten, bemerkten sie, dass nun alle Mädchen Teufelsklauen an Händen und Füßen, Ziegenhörner auf dem Kopf und ein großes rundes Auge mitten im Gesicht hatten. Nun wären die Saufbrüder gern aus der Hütte gelaufen, aber sie mussten bleiben und viele Stunden so tanzen, bis sie halb tot vor Erschöpfung niedersanken. Sie hatten sich zwar bald wieder erholt, aber ihre Pfingstlust war ihnen für immer vergangen.

Literatur

  • „Lustigerus Wortlibius“: Historischer und Lustiger Katzen-Veit / Oder / Beschreibung des Wunderbahren Lebens des berühmten und Wohlbekanten Kohl-Geistes im Hartz-Walde. Helmstedt 1692 (Digitalisat)
  • Leipziger Lehrerverein: Aus Sachsens Sagenborn, Leipzig 1925

Weblinks


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