Kava

Kava
Kava
Kava (Piper methysticum)

Kava (Piper methysticum)

Systematik
Magnoliids
Ordnung: Pfefferartige (Piperales)
Familie: Pfeffergewächse (Piperaceae)
Unterfamilie: Piperoideae
Gattung: Pfeffer (Piper)
Art: Kava
Wissenschaftlicher Name
Piper methysticum
G. Forst.
Junge Kavapflanze (Piper methysticum)

Kava (Piper methysticum), auch Kava-Kava (Kawa-Kawa) oder Rauschpfeffer genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Pfeffer in der Familie der Pfeffergewächse (Piperaceae). Aus Pflanzenbestandteilen (meist getrocknet und pulverisiert) wird ein traditionelles Getränk des westpazifischen Raumes hergestellt, das vor allem als Zeremonialgetränk bei religiösen und kulturellen Anlässen konsumiert wird.

Inhaltsverzeichnis

Pflanzenbeschreibung

Die Kava ist mit dem Schwarzen Pfeffer verwandt und ähnelt diesem sowohl im Habitus als auch im pfefferartigen Geschmack.

Die Kava erreicht als immergrüner Strauch Wuchshöhen bis etwa 3 Meter. Sie hat herzförmige, bis 20 cm große Blätter und wurmförmige Blütenstände. Die Pflanze bildet nur selten weibliche Blüten; diese bleiben auch bei Hand-Bestäubung durch den Menschen steril. Die Pflanze wird ungeschlechtlich vermehrt.

Verbreitung und Geschichte

Da die Pflanze seit langem in Kultur ist, ist die ursprüngliche Heimat der Kava nicht gesichert. Überwiegend wird vermutet, dass sie auf den Fidschi-Inseln und weiteren Inseln des südlichen Pazifik heimisch ist, aber möglicherweise stammt die Pflanze auch ursprünglich aus Neuguinea. Die ersten Europäer, die von der Pflanze und auch ihrer Nutzung als Zeremonialgetränk berichteten, waren die niederländischen Entdecker Jacob Le Maire und Willem Cornelisz Schouten. Sie sichteten diese auf den Horn-Inseln, die heute politisch zum französischen Überseeterritorium Wallis und Futuna gehören.

Zubereitung

Traditionell werden frische oder getrocknete Bestandteile der Pflanze mit Wasser aufgegossen. Meist wird zur Gewinnung der Wurzelstock des Rauschpfeffers („Piperis methystici rhizoma“) zu einem feinen Pulver zerrieben oder in einem Mörser zerstoßen; manchmal werden auch Pflanzenteile gekaut und in ein Gefäß gespuckt. Wird die ganze Pflanze bei der Herstellung verwendet und geknetet, enthält das Kava-Getränk später auch ein speichelflussförderndes Enzym. Die so entstehende trübe Emulsion kann mit einem groben Tuch noch abfiltriert werden; ebenso kann das Pulver in ein Tuch gewickelt und dann im Wasser geknetet werden.

Oft wird Kava aus halbierten Kokosnussschalen getrunken. Der Geschmack ist leicht scharf; das eigentliche Aroma hängt stark davon ab, ob zur Herstellung frische oder getrocknete Pflanzen verwendet wurden. Die Farbe ist grau bis grünlich.

Eine weitere Variante ist die Vermischung von 30 g pulverisiertem oder fein gemahlenem Kava-Kava und 300 ml Wasser oder Kokosnussmilch, 2 Esslöffel Kokos- oder Olivenöl und 1 Esslöffel Lecithin. Die Zutaten werden in einem Mixer gemischt, bis die Flüssigkeit ein milchiges Aussehen angenommen hat. Danach werden die holzigen Rückstände des Kava-Pulvers abgeseiht und die Flüssigkeit kann eingenommen werden. Die angegebene Menge reicht für 2 bis 4 Personen.

Eine andere Methode der Zubereitung ist die Herstellung eines alkoholischen Auszuges. Dabei werden etwa 200 g Kava-Pulver auf 1 Liter 25-prozentigen Alkohol (zum Beispiel mit Wasser verdünnten Wodka) gegeben. Dieser Aufguss wird etwa 2 Wochen gelagert und dann durch ein Tuch abgeseiht.

Inhaltsstoffe

Die 2 bis 10 kg schweren, sehr saftigen Wurzelstöcke der Kava-Pflanze enthalten zu 3–20 % Kavapyrone. Der Gesamtgehalt schwankt in Abhängigkeit vom Standort und der Unterart. Weitere Bestandteile sind Stärke (43 %), Rohfaser (20 %), Wasser (12 %), Zucker (3,2 %), Proteine (3,6 %) und Mineralstoffe (3,2 %). Außerdem enthalten die Wurzeln Flavokavin A und B sowie geringe Mengen an Sitosterol, Stigmastendion und Cepharadion A nebst geringen Mengen ätherischer Öle sowie einige organische Säuren (zum Beispiel: Oxo-n-nonansäure, Phenylessigsäure, Zimtsäure, p-Methoxyphenylessigsäure).[1][2]

Piperidinalkaloide in der Kavapflanze

Die sichtbaren Pflanzenteile (Blätter, Rinde) dagegen enthalten zusätzlich zu den Kavapyronen die Piperidin-Alkaloide Pipermethystin (0,2 bis 0,8 % in der Rinde, 1 bis 2,4 % in den Blättern), 3a,4a-Epoxy-5b-Pipermethystin (nur in cv. 'Isa') und Awain (nur in geschlossenen Blättern, 0,1 bis 2,6 %). In kommerziell erhältlichen Zubereitungen der Wurzeln sind diese Alkaloide nicht enthalten. Kava-Rinde soll jedoch von der pharmazeutischen Industrie verarbeitet werden[3].

Wirkung

Die Kavalactone (Kavain, Methysticin) aus Wurzeln und Rinde der Kava-Pflanze wirken anxiolytisch, mindern also Angst- und Spannungszustände. Auch hat Kava leichte analgetische (schmerzstillende) und antioxidante Wirkung. Der Genuss von Kava entspannt und mindert Unruhen; er führt zu leichter Euphorie und Gesprächigkeit.[4] Kava löst Muskelverkrampfungen; Konsumenten fühlen sich in der Regel entspannt, wohl und klar denkend. Auf den Konsum schläft man in der Regel erholsam, und es gibt keine Nachwirkungen am Folgetag, solange die Zubereitung keinen Alkohol enthält.

Nebenwirkungen können leichte Taubheitsgefühle in Lippen und Zunge sein, vermindertes Sehvermögen, eingeschränkte Reaktionsfähigkeit, eine Gelbfärbung der Haut und allgemein allergische Hautreaktionen. Kava sollte in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewandt werden.

Es wird vermutet, dass das Pipermethystin aus der Kava-Rinde leberschädigend wirkt. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass dieses Alkaloid über verarbeitete Rinde in die Medikamente derjenigen Personen gelangte, die vor 2001 Opfer von Leberschädigungen wurden[5][6]. Eindeutige Studien dazu liegen jedoch nicht vor. Daher ist der Wirkstoff in Apotheken frei erhältlich.

Anwendung

In den traditionellen Gesellschaften Polynesiens, Mikronesiens und auch Melanesiens war und ist der Konsum von Kava in der Regel reine Männersache, auch wenn es in touristisch gut erschlossenen Gebieten auf Tahiti, Fidschi oder Guam auch bei rein folkloristischen Anlässen männlichen wie weiblichen Gästen angeboten wird.

Auf Hawaii wurden rund 30 verschiedene Kavasorten für medizinische, religiöse, politische, kulturelle und soziale Zwecke von allen sozialen Klassen genutzt, sowohl von Männern als auch von Frauen. Kava hatte dort eine ähnliche Rolle wie Bier als Feierabendgetränk zum Entspannen und Lockern von Muskeln. Auch unruhigen Kleinkindern wurde Kava verabreicht, um sie zu beruhigen und besser schlafen zu lassen.

Auf vielen austronesischen Inseln war das gemeinschaftliche Kavatrinken eine ursprünglich sehr intime und religiöse Zeremonie.

Auf Nauru wurde sie als Initiationsritual für junge Männer genutzt. Auch heute noch spielt das Kava-Ritual auf Nauru eine wichtige, meist festliche Rolle.

Auf Vanuatu wird Kava nachts an einem Ort namens „nakamal“ („Ort des Friedens“) getrunken. Männer trinken Kava dort aus Muscheln oder leeren Kokosschalen; Frauen war der Genuss von Kava ursprünglich verboten. In der traditionellen Medizin wird eine andere Kavasorte gegen Fieber, Asthma und Schmerzen aller Art verabreicht. In Deutschland wurde Kava-Kava-Wurzelstockextrakt bis 2002 zur Behandlung von leichten allgemeinen Angstzuständen eingesetzt. Handelsnamen waren Antares, Neuronika, Kava-ratiopharm, Kavosporal forte oder Kavatino.

Auf Pohnpei, einer mikronesischen Insel, wird Kava unter dem Namen Sakau aus Kokusnussschalen konsumiert. Vor allem im zeremoniellen und rituellen Bereich ist die Droge bedeutend. Neben der Konsumption stellt auch die Produktion des Extraktes eine wichtige soziale Handlung dar. Davon abgesehen findet man auf Pohnpei zahlreiche öffentliche Sakau-Bars.[7]

Rechtliche Lage in Deutschland

Am 14. Juni 2002 widerrief das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Zulassung für Kava-Kava- und Kavain-haltige Arzneimittel. Es reagierte damit auf 40 dokumentierte Fälle von schwerwiegenden Leberschädigungen – darunter sechs Fälle mit fulminantem Leberversagen mit Erfordernis einer Transplantation und drei Fälle mit tödlichem Verlauf –, bei denen die Einnahme von Kava-Präparaten vorlag. Nach einem Widerspruch der Hersteller wurde vom BfArM am 12. Mai 2005 als minderschwere Maßnahme das befristete Ruhen der Zulassung angeordnet, wodurch den Unternehmen die Möglichkeit gegeben werden sollte, durch geeignete Studien die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Kava-Präparate nachzuweisen. Es gelang den Unternehmen jedoch nicht, die Unbedenklichkeit in geeigneten Tierversuchen hinreichend nachzuweisen, was eine Voraussetzung für die Genehmigung und Durchführung klinischer Studien gewesen wäre. So konnte auch keine neue Nutzen-Risiken-Bewertung vorgenommen werden. Deshalb hat das BfArM am 21. Dezember 2007 die Zulassung erneut widerrufen. Davon sind nicht nur Fertigarzneimittel, sondern auch Einzelzubereitungen und der Verkauf der Arzneidroge betroffen. Ausgenommen sind lediglich homöopathische Zubereitungen mit einer Endkonzentration geringer als D4.[8] Arzneimittelbehörden anderer Länder, darunter die Swissmedic[9] und die britische MHRA,[10] kamen zur gleichen Bewertung.

Rezeption der BfArM-Entscheidung

Erwartungsgemäß gab es kritische Stimmen zur Entscheidung des BfArM. Mitglieder der das BfArM beratenden Kommission E protestierten; sie bewerteten die therapeutische Wirksamkeit und das Nutzen-Risiko-Verhältnis der (aus dem Rhizom gewonnenen) Kava-Arzneimittel durchaus positiv und sahen keine Gefahr im Verzug.[11] Die Ursache für die eingetretenen Leberschädigungen in früheren Studien basierte auf Überdosierungen und einer zu langen Einnahmedauer. Nur in sehr wenigen Einzelfällen ist bei ordnungsgemäßer Behandlung mit Kava ein kausaler Zusammenhang zu Leberschädigungen als wahrscheinlich einzustufen.[12]

Quellen

  1. R. Hänsel: Kava-Kava in der modernen Arzneimittelforschung. In: Zeitschr.f. Phytotherapie, 17, 1996, S. 180-194
  2. A. Lopez-Avila, J. Benedicto: Supercritical Fluid Extraction of Kava Lactones from Piper methysticium (Kava) Herb. In: J.High. Resol. Chromatogr., 20, 1997, S. 555-559
  3. Klaus Dragulla, Wesley Y. Yoshidab und Chung-Shih Tang: Piperidine alkaloids from Piper methysticum. Phytochemistry 63/2/2003 S. 193-198. doi:10.1016/S0031-9422(03)00111-0 PDF
  4. Kava: Keine Angst vor guter Laune
  5. Pratibha V. Nerurkar et al.: In Vitro Toxicity of Kava Alkaloid, Pipermethystine, in HepG2 Cells Compared to Kavalactones. Toxicological Sciences 79/-/2004. S. 106-111. Online Version
  6. New Evidence Links Kava To Liver Damage
  7. Augustine Kohler: Sakau – Pohnpei’s communal narcotic. In: Charting the Pacific. ABC radio Australia, abgerufen am 24.Mai 2008.
  8. Dokumente des BfArM zu Kava-haltigen Arzneimitteln
  9. Swissmedic: Widerruf der Zulassungen von Arzneimitteln mit Kava-Kava und Kavain
  10. MHRA Expert Working Group on the safety of Kava
  11. Statement der Kommission E: Zitatauszug (ab ca. Mitte der Seite; ohne Primärquelle)
  12. http://lib.bioinfo.pl/pmid:12834011

Literatur

  • Hermann Mückler: Kava in Ozeanien: Neue Betrachtungen zu einer Kulturpflanze und deren Bedeutung im kulturellen Kontext. In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien, Band CXXV, Wien 1996, S. 207–224.

Weblinks

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