KdF-Wagen

KdF-Wagen
KdF-Wagen auf einer Autobahn, Januar 1943

Der als Volkswagen im Wortsinne geplante KdF-Wagen war eines der wichtigsten Projekte der nationalsozialistischen Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF). Das Auto sollte mit 990 Reichsmark (entspricht heute: 3.760 EUR) für jedermann erschwinglich sein. Als Urheber des VW-Käfer-Vorläufers gilt Ferdinand Porsche, der bei der Konstruktion jedoch maßgeblich auf Entwürfe des tschechischen Tatra V 570 sowie des österreichischen Autokonstrukteurs Béla Barényi als Grundlage seiner Arbeit zurückgegriffen hatte.[1][2]

Am 1. August 1938 wurde von Reichsleiter Robert Ley in Leverkusen verkündet, dass Interessierte wöchentlich Sparmarken für den KdF-Wagen im Wert von fünf Mark erwerben können, nach Erreichen der Kaufsumme sollten sie dann ein Fahrzeug erhalten.[3] Dazu wurden Sparkarten ausgegeben, die anfänglich gelb und die Marken rot, ab Ende 1941 dann blau und die Marken grün waren.[4] Dazu erhielten die Sparer einen Prospekt.

Zum Bau des KdF-Wagens wurde am 26. Mai 1938 nahe Fallersleben mit dem Bau des Volkswagen-Werks begonnen und am 1. Juli 1938 eine neue Stadt mit Namen Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben gegründet.[5][6]

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Herstellung des KdF-Wagens als ziviler Pkw jedoch zugunsten von Rüstungsgütern wie dem „KübelwagenTyp 82, dem „Kommandeurwagen" Typ 87 mit Allradantrieb oder dem „Schwimmwagen" Typ 166, die allesamt auf dem KdF-Wagen basierten, zurückgestellt. Der KdF-Wagen wurde den vorgesehenen Käufern nicht angeboten, 630 Exemplare wurden aber hergestellt und an das Deutsche Afrikakorps, die Luftwaffe, zivile Dienststellen sowie später auch an die britische Besatzungsmacht abgegeben.[7]

Nach dem Krieg verloren die Anrechtsscheine im Wert von über 280 Millionen Reichsmark, die von etwa 340.000 Personen (davon 70.000 nach 1939) erworben worden waren, ihren Wert.[8] Eine Vielzahl von Sparern versuchte ab 1948 ihre Ansprüche mit juristischen Mitteln durchzusetzen. Da das Volkswagenwerk aber nie in Besitz der Sparergelder auf einem Sperrkonto der Bank der Deutschen Arbeit gelangt war, endeten die Prozesse 1961 unter Ausschluss eines Rechtsanspruches mit dem Angebot der Volkswagenwerk AG, den KdF-Sparern einen Rabatt von 600 DM (entspricht heute: 1.230 EUR) beim Kauf eines Fahrzeugs zu gewähren, was knapp einem Sechstel des Neupreises entsprach. Wer sich keinen neuen Wagen kaufen wollte oder konnte, erhielt 100 DM ausbezahlt.

1945 wurde die Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben in Wolfsburg umbenannt und das Volkswagenwerk begann (zunächst unter Leitung der britischen Besatzungsmacht) mit der Serienproduktion des nun Volkswagen genannten KdF-Wagens, dem späteren VW Käfer.

Bilder

Einzelnachweise

  1. Handelsblatt: Béla Barényi war der geistige Vater des VW-Käfers, 1. März 2007
  2. Béla Barényi,. In: Der Spiegel. Nr. 24, 1997 (9. Juni 1997, online).
  3. Bericht in der Freiburger Zeitung vom 1. August 1938
  4. KdF-Wagen - Sparkarten
  5. Walter Krämer, Götz Trenkler und Denis Krämer: Das neue Lexikon der populären Irrtümer, Frankfurt am Main, Eichborn, 1998, S. 365.
  6. Chronik der Stadt unter www.wolfsburg.de
  7. Hans Mommsen, Manfred Grieger: Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich, ECON Verlag, Düsseldorf 1996, ISBN 3-430-16785-X, S.1032, Tabelle 11
  8. Hans Mommsen, Manfred Grieger: Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich, ECON Verlag, Düsseldorf 1996, ISBN 3-430-16785-X, S. 198.

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