Andreas Münzer

Andreas Münzer

Andreas Münzer (* 25. Oktober 1964 in Pack (Steiermark), Österreich; † 14. März 1996 in München) war ein österreichischer[1] Bodybuilder, der 1996 mit nur 31 Jahren an multiplem Organversagen infolge jahrelangen massivsten Dopings starb.

Münzer soll folgende Substanzen verwendet haben: Clenbuterol, Halotestin, Testosteron, Valium, Stanozolol, die androgenen Steroide Masteron und Parabolan, das Wachstumshormon STH; Insulin, Aspirin, die als Aufputschmittel missbrauchten Präparate: Ephedrin, AN1 und Captagon. Vor Wettkämpfen nahm Münzer Aldactone und Lasix, um subcutanes Wasser zu reduzieren.

Er war dafür bekannt, dass er auf Wettkampfbühnen stets einen extrem niedrigen Körperfettanteil und hohe Vaskularität, sogenannte Härte, präsentierte.

Folgende Wettkampfmaße werden für ihn angegeben:

  • Körpergröße: 1,73 m
  • Gewicht: 108 kg
  • Brustumfang: 147 cm
  • Oberarmumfang: 53 cm

Seinen letzten Wettkampf bestritt er fünf Tage vor seinem Tod in San Jose.

Inhaltsverzeichnis

Beruf

Münzer war gelernter Werkzeugmacher. Diesen Beruf übte er jedoch nur kurze Zeit aus. Im Jahr 1985 machte er sich selbständig und eröffnete in Köflach zusammen mit einem Freund den „Fitneßclub Florida Köflach“. Im Jahr 1989 erhielt er die IFBB Profilizenz und war ab da Profi Bodybuilder. Nebenbei arbeitete er im Fitness-Zentrum von Albert Busek als Trainer und Studioleiter.

Karriere

Andreas „Andi“ Münzer wuchs zusammen mit seiner vier Jahre älteren Schwester Maria (verh. Klement) auf einem abseits gelegenen Bauernhof unweit des Modriacher Sees auf. Sein Vater Kilian Münzer betrieb eine Milchwirtschaft.

Andreas zeigte früh sportliches Talent: Im Sommer spielte er Fußball, im Winter lief er Ski. Außerdem verstärkte er die Dorfkapelle als Trompeter. Zum Kraftsport kam er, als er sich in einem Fitnesscenter anmeldete, um nach Arbeitsschluss die zwei Stunden Wartezeit auf den nächsten Bus zurück nach Pack sinnvoll zu überbrücken. Aus dem anfänglichen Spaß wurde sehr bald Leidenschaft, als er sich von Trainingspartnern zur Teilnahme an Wettkämpfen überreden ließ und auf Anhieb Erfolg hatte, den er in den folgenden Jahren bestätigen konnte:

  • 2. Platz bei der steirischen Meisterschaft in der Juniorenklasse bis 80 kg
  • Sieg bei den Österreichischen Meisterschaften (Junioren- und Erwachsenenklasse)
  • 6. Platz Europameisterschaft in Hamburg 1986
  • 3. Platz Weltmeisterschaft in Madrid 1987
  • 3. Platz Weltmeisterschaft in Brisbane 1988
  • Sieg bei den World Games in Karlsruhe 1989 (bis 90 kg)

Der Erfolg in Karlsruhe markiert einen Wendepunkt in der noch jungen Karriere von Andreas Münzer. Er erhält eine Profi-Lizenz der IFBB und zieht die Aufmerksamkeit von Albert Busek auf sich, der ihn nach München holt. Busek, der als enger Vertrauter von Arnold Schwarzenegger gilt, verschafft Münzer nicht nur einen lukrativen Job in seinem Münchner Fitness-Zentrum, sondern auch das nötige Sprungbrett für eine internationale Karriere.

Andreas Münzer trainiert nun an sechs Tagen in der Woche zwischen sechs und acht Stunden täglich. Sein Gewicht steigt bei einer Körpergröße von nur 1,73 m auf deutlich über 100 kg. Während er in der Aufbauphase pro Tag zwischen 6000 und 8000 Kalorien zu sich nimmt, fährt er in der anschließenden Diätphase seinen Konsum nicht nur drastisch auf 2000 Kalorien (bei unvermindertem Trainingsumfang) herunter, sondern beschränkt in den letzten zehn Tagen vor einem Wettkampf auch die tägliche Flüssigkeitsaufnahme auf einen halben Liter Wasser, um auf diese Weise Gewebsflüssigkeit abzubauen. Sein Körperfettanteil liegt unter 5 Prozent, und die Hautschicht, die seine Muskeln bedeckte, ist Messungen zufolge weniger als 1 mm dick.

Trotz seiner außerordentlichen Definition, die ihm von Fachkreisen bescheinigt wird, gelingt ihm der große Durchbruch jedoch nicht:

  • Platz 2 Night of the Champions 1993
  • Platz 3 Grand Prix Germany 1990
  • Platz 3 Iron Man Pro 1991
  • Platz 4 Pittsburgh Pro 1991
  • Platz 4 Grand Prix Germany 1993

In dem für ihn wichtigsten Wettkampf, den Arnold Schwarzenegger Classics, ist sein bestes Ergebnis ein 3. Platz:

  • 1990: Platz 3
  • 1991: Platz 9
  • 1993: Platz 7
  • 1994: Platz 5
  • 1995: Platz 4
  • 1996: Platz 6

Bei Mr. Olympia erreicht er keine Top-Platzierung. Seine besten Ergebnisse sind drei 9. Plätze (1990, 1993 und 1994).

Der Grund dafür war einerseits die offensichtliche Bevorzugung farbiger Bodybuilder - Münzer wurde bei seinem letzten Auftritt bei den „Arnold Classics“ in Ohio als „Bester Weißer“ gefeiert - , andererseits aber auch die Tatsache, dass seine Posing-Kür die von dem Kampfrichtern gewünschte Ausdrucksstärke vermissen ließ, was damit zusammengehangen haben mag, dass es Münzer nicht besonders lag, vor den Augen voyeuristischer Zuschauer Selbstdarstellung zu betreiben. Er war von ruhigem und ernstem Wesen und frei von den bei Bodybuildern häufig zu beobachtenden Allüren. Dass er dennoch ein randvolles Programm von rund 40 Auftritten pro Jahr absolvierte, erklärt sich dadurch, dass er Geld brauchte, um seinen Medikamentenmissbrauch (Steroide und andere Hormone) zu finanzieren – während er systematisch als Saubermann vermarktet und sogar als Vorbild für gesunde Ernährung (seine bevorzugten Nahrungsmittel waren Putenfleisch und Reis) hingestellt wurde.

Tod

Andreas Münzer wurde bereits Monate vor seinem Tod von Magenschmerzen geplagt, die er erfolglos mit Rollkuren bekämpfte. Am 13. März 1996, ein Tag nach seiner Rückkehr aus den USA, wo Freunden bereits seine gedrückte Stimmung aufgefallen war, wurde Münzer ins Krankenhaus eingeliefert, da die Schmerzen unerträglich geworden waren. Man diagnostizierte eine Blutung im Bauchraum, die im Rahmen einer Operation gestillt werden konnte. Noch in derselben Nacht starb Münzer an multifunktionalem Organversagen.

Der Obduktionsbericht brachte folgendes zutage:

  • In Münzers Leber befanden sich tischtennisballgroße Tumore, wie sie von anderen Anabolikamissbrauchsfällen bekannt sind, während die andere Hälfte der Leber nur noch aus einer bröseligen Masse, ähnlich Polystyrolschaum (Styropor), bestand.
  • Zusätzlich wurde eine akute Vergiftung festgestellt, die möglicherweise auf ein Aufputschmittel zurückzuführen war.[2][3]
  • Münzers Elektrolythaushalt war völlig aus dem Gleichgewicht geraten.
  • Sein Körper wies einen extrem hohen Kaliumgehalt auf. Darüber hinaus wurden Spuren von rund zwanzig verschiedenen Medikamenten gefunden.

Im Münchner Stadtteil Sendling wurde für Münzer eine Totenmesse gelesen. Sein Grab befindet sich in seinem Heimatort Pack. Arnold Schwarzenegger schickte einen Kranz mit der Aufschrift „A last greeting to a friend“.

Andreas Münzer lebte zuletzt in Neuhausen. Er war unverheiratet und kinderlos, jedoch seit 1990 mit der Bodybuilderin Elisabeth Schwarz liiert.

Dopingplan von Andreas Münzer

Dass der als dopingfreier "Saubermann" präsentierte Münzer ein Doppelleben führte, ist erwiesen. Sein Dopingplan über das gesamte Jahr:[4]

  • Ephedrin, AN 1, Captagon, Aspirin, Valium
  • Kälbermastmittel Clenbuterol (Muskelaufbau mit Fettabbau)

10–6 Wochen vor dem Wettkampf täglich:

  • 2 Injektionen Testoviron à 250 mg (Massegewinn in der Muskulatur)
  • 1 Injektion Parabolan (Anabolikum zum Muskelwachstum)
  • 30 Tabletten Halotestin (Anabolikum zur Kraftgewinnung)
  • 30 Tabletten Metandienon (Anabolikum zur Masse & Kraftgewinnung)
  • 16 IE STH (Wachstumshormon: Muskelaufbau mit gleichzeitigem Fettabbau)
  • 20 IE Insulin

5–2 Wochen vor dem Wettkampf täglich:

  • 3 Injektionen Masteron
  • 2 Injektionen Parabolan
  • 30 Tabletten Halotestin (Anabolikum zur Kraftgewinnung)
  • 50 Tabletten Stromba (Anabolikum zur Muskelerhaltung und Definition mit mehr Härte)
  • 2 Injektionen Stromba
  • 24 IE STH

2 Wochen bis zum Wettkampf täglich:

  • 2 Injektionen Masteron
  • 2 Injektionen Stromba
  • 40 Tabletten Halotestin (Anabolikum zur Kraftgewinnung)
  • 80 Tabletten Stromba
  • 24 IE STH (Wachstumshormon)
  • Insulin
  • Aldactone und Lasix (Wasserreduzierung im Muskel)

Literatur

  • Gemästete Jugend – Aufstieg und Tod des Andreas Münzer in: Werner Franke, Udo Ludwig: Der verratene Sport. Zabert-Sandmann-Verlag, München 2007, S. 177–194.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.d-bol.de/cms/index.php?name=PNphpBB2&file=viewtopic&p=183451
  2. Athleten-Galerie: Andreas Münzer.
  3. Luitpold Kistler: Todesfälle bei Anabolikamissbrauch - Todesursache, Befunde und rechtsmedizinische Aspekte Dissertation, Ludwig-Maximilian-Universität zu München, 2006
  4. Dopingplan von Andreas Münzer

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