Kernenergie nach Staaten

Kernenergie nach Staaten

Dieser Artikel beschreibt die aktuelle Situation der zivilen Nutzung der Kernenergie in einzelnen Ländern. Derzeit betreiben 31 Länder 436 Kernkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 370.120 Megawatt (Stand: 1. April 2009).[1]

Stand der wirtschaftlichen Kernenergienutzung weltweit

Inhaltsverzeichnis

Übersicht

Mit der zivilen Nutzung der Kernenergie in Kernkraftwerken wurde Mitte der 1950er-Jahre begonnen. Nach dem 2. Weltkrieg war die Nutzung der Kernenergie gesellschaftlich höchst umstritten und wurde mit den Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki in Verbindung gebracht. US-Präsident Dwight D. Eisenhower skizzierte seine Vision einer "friedlichen Nutzung der Kernenergie" in der Rede Atoms for Peace 1953 vor den Vereinten Nationen. Ab den 1970er-Jahren gewannen Anti-Atomkraft-Bewegungen, die nicht nur den militärischen Einsatz, sondern auch die zivile Nutzung der Kernenergie in Frage stellten, zunehmend an Bedeutung. Der Unfall im Kernkraftwerk Three Mile Island 1979 und die Katastrophe von Tschernobyl 1986 zeigten die Risiken der Kernenergie für Bevölkerung und Natur auf.

Einige Länder entschieden sich daher für einen Atomausstieg und damit für die vorzeitige Schließung von Kernkraftwerken oder den Ausschluss weiterer Neubauten. An einigen Standorten wurden Kernkraftwerke (teilweise) gebaut, aber nie in Betrieb genommen. Oft wurde auch ein langsamer Übergang für einen Atomausstieg gewählt, um in der Zwischenzeit andere Kraftwerkstypen zu errichten. Einige Länder, die sich für einen Atomausstieg entschieden haben, importieren aus Kernenergie gewonnenen Strom von Nachbarländern.

In den letzten Jahren wurde in einigen Ländern der beschlossene Ausstieg vorerst verzögert oder ein Ausstieg ganz abgelehnt (Ausstieg aus dem Ausstieg), da die Probleme fossiler Energieträger, zum Beispiel die begrenzte Verfügbarkeit und die Gefahr von globalen Klimaänderungen, immer deutlicher wurden. Andere Länder erwägen zur Zeit einen weiteren Ausbau oder einen Neueinstieg in die Kernenergie.

Energierevolution: Die Europäische Kommission unterstützt Atomenergie. Sie hat Pläne für eine grundlegende Überarbeitung des EU-Energiemarktes vorgestellt und besteht weiterhin darauf, dass Atomenergie eine der Triebkräfte sei, die Europa mittels einer dritten industriellen Revolution in ein kohlenstoffarmes Zeitalter führen werde.[2]

Derzeit nutzen 31 (von 193 inkl. Taiwan) Staaten weltweit Kernenergie. Knapp die Hälfte der 436 in Betrieb befindlichen Reaktoren steht in den USA (104), Frankreich (59) und Japan (53). Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über alle Länder, die Kernenergie nutzen, genutzt haben, nutzen wollen oder ein Atomprogramm begonnen und wieder abgebrochen haben (Stand: 1. April 2009).[3][1]

Land Strom-
erzeugung
in TWh
(2007)
Anteil an
Gesamt-
strom-
erzeugung
(2007)
Reaktoren
in Betrieb
Reaktoren
abgesch.
Reaktoren
im Bau
Reaktoren
in Planung
Status
Argentinien 6.7 6 % 2 0 1 1 1 Bau neuer Anlagen
Finnland 22.5 29 % 4 0 1 0 1 Bau neuer Anlagen
Frankreich 420.1 77 % 59 11 1 1 1 Bau neuer Anlagen
Indien 15.8 3 % 17 0 6 10 1 Bau neuer Anlagen
Japan 267.0 28 % 53 7 2 13 1 Bau neuer Anlagen
Kanada 88.2 15 % 18 0 2 3 1 Bau neuer Anlagen
Pakistan 2.3 2 % 2 0 1 2 1 Bau neuer Anlagen
Russland 148.0 16 % 31 5 8 11 1 Bau neuer Anlagen
Slowakei 14.2 54 % 4 3 2 0 1 Bau neuer Anlagen
Südkorea 136.6 35 % 20 0 5 3 1 Bau neuer Anlagen
Taiwan 39.0 19 % 6 0 2 0 1 Bau neuer Anlagen
USA 806.6 19 % 104 28 1 11 1 Bau neuer Anlagen
Volksrepublik China 59.3 2 % 11 0 11 26 1 Bau neuer Anlagen
Bulgarien 13.7 32 % 2 4 0 2 2 Planung neuer Anlagen
Brasilien 11.7 3 % 2 0 0 1 2 Planung neuer Anlagen
Kasachstan 0 0 % 0 1 0 2 2 Planung neuer Anlagen
Rumänien 7.1 13 % 2 0 0 2 2 Planung neuer Anlagen
Südafrika 12.6 6 % 2 0 0 3 2 Planung neuer Anlagen
Ukraine 87.2 48 % 15 4 0 2 2 Planung neuer Anlagen
Iran 0 0 % 0 0 1 2 3 Bau erster Anlagen
Ägypten 0 0 % 0 0 0 1 4 Planung erster Anlagen
Indonesien 0 0 % 0 0 0 2 4 Planung erster Anlagen
Nordkorea 0 0 % 0 0 0 1 4 Planung erster Anlagen
Thailand 0 0 % 0 0 0 2 4 Planung erster Anlagen
Türkei 0 0 % 0 0 0 2 4 Planung erster Anlagen
Verein. Arab. Emirate 0 0 % 0 0 0 3 4 Planung erster Anlagen
Vietnam 0 0 % 0 0 0 2 4 Planung erster Anlagen
Weißrussland 0 0 % 0 0 0 2 4 Planung erster Anlagen
Armenien 2.4 44 % 1 1 0 0 5 derzeit kein Ausbau
Litauen 9.1 64 % 1 1 0 0 5 derzeit kein Ausbau
Schweden 64.3 46 % 10 3 0 0 5 derzeit kein Ausbau
Schweiz 26.5 43 % 5 0 0 0 5 derzeit kein Ausbau
Slowenien 5.4 42 % 1 0 0 0 5 derzeit kein Ausbau
Tschechien 24.6 30 % 6 0 0 0 5 derzeit kein Ausbau
Ungarn 13.9 37 % 4 0 0 0 5 derzeit kein Ausbau
Vereinigtes Königreich 57.5 15 % 19 26 0 0 5 derzeit kein Ausbau
Belgien 46.0 54 % 7 1 0 0 6 beim Atomausstieg
Deutschland 133.2 26 % 17 19 0 0 6 beim Atomausstieg
Italien 0 0 % 0 4 0 0 6 Atomausstieg vollzogen
Mexiko 10.0 5 % 2 0 0 0 2 beim Atomausstieg
Niederlande 4.0 4 % 1 1 0 0 6 beim Atomausstieg
Spanien 52.7 17 % 8 2 0 0 6 beim Atomausstieg
Irland 0 0 % 0 0 0 0 8 Anlagenbau abgebrochen
Kuba 0 0 % 0 0 0 0 8 Anlagenbau abgebrochen
Österreich 0 0 % 0 0 0 0 8 Anlagenbau abgebrochen
Philippinen 0 0 % 0 0 0 0 8 Anlagenbau abgebrochen
Welt 2608 15 % 436 121 44 108

In Bangladesch, Israel[4], Italien und Polen wird ernsthaft ein Einstieg bzw. Wiedereinstieg in die Kernenergie diskutiert. Die avisierten Kernkraftwerke haben jedoch bislang noch keinen Planungsstatus erreicht.[3] Voraussichtlich werden nicht alle geplanten oder in Bau befindlichen Atomkraftwerke auch ans Netz gehen. So befinden sich einige Anlagen seit Jahrzehnten "im Bau", ohne dass die Konstruktion voranschreitet. In Österreich und den Philippinen wurden betriebsbereite Atomkraftwerke aus politischen Gründen nicht in Betrieb genommen.

Argentinien

Argentinien bezieht etwa sechs Prozent seiner Elektrizität aus insgesamt zwei Kernkraftwerksblöcken - Atucha 1 (seit 1974) und Embalse (seit 1983). In Atucha soll bis 2010 ein zweiter Reaktoren fertig gestellt werden.[5] Das Land besitzt außerdem noch einige Forschungseaktoren und exportiert Kerntechnik.

Armenien

In Armenien gibt es einen aktiven Druckwasserreaktor vom sowjetischen Typ WWER-440/270 im Kernkraftwerk Mezamor. Die Abschaltung ist für 2016 geplant, gleichzeitig bestehen Planungen für einen Neubau, der im Frühjahr 2009 international ausgeschrieben wurde.[6]

Australien

Australien betreibt nur den Forschungsreaktor Lucas Heights bei Sidney. Der 2007 abgewählten konservative Ministerpräsident John Howard befürworte die Kernenergie, um die Treibhausgase zu reduzieren (allerdings hat Australien unter Howard nicht das Kyoto-Protokoll ratifiziert, dies war eine der ersten Amtshandlungen seines Nachfolgers). Die damalige Regierung hatte vorgeschlagen, 25 Kernreaktoren zu bauen. Die nachfolgende Labor-Regierung unter Ministerpräsident Kevin Rudd lehnt den Bau von Atomkraftwerken im eigenen Land ab.[7].

Australien verfügt über etwa 40 % der weltweiten Reserven von Uranerz und ist einer der größten Exporteure von Uranerz.

Belgien

Der belgische Atomausstieg wurde 1999 von der damaligen Regierung bestehend aus den Liberalen (Vlaamse Liberalen en Democraten und Mouvement Réformateur), den Sozialisten (Sociaal Progressief Alternatief und Parti Socialiste) und den Grünen (Groen! und Ecolo) beschlossen und gesetzlich festgelegt. Die Abschaltung der sieben belgischen Reaktoren erfolgt nun stufenweise nach jeweils 40 Betriebsjahren, der Bau neuer Kernkraftwerke wurde verboten. Als das Gesetz verabschiedet wurde, spekulierten viele, dass es eine größere Überarbeitung durch neue Regierungen ohne die Beteiligung der Grünen geben würde.[8]

2002 wurde eine neue Regierung gewählt, an denen die Grünen nicht mehr beteiligt waren. Im September 2005 entschied diese, die vorher gefällte Entscheidung teilweise rückgängig zu machen. So wurde die Ausstiegsfrist um 20 Jahre verlängert, ebenso wird die Option für weitere Verlängerungen der Gesamtlaufzeit offen gehalten. Dabei bleibt unklar, ob neue Kernkraftwerke gebaut werden. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass es unrealistisch sei, den Strom, der durch Kernkraftwerke erzeugt wird, durch andere Methoden zu ersetzen. Die beiden einzigen realistischen Alternativen bestehen darin, in großen Menge Öl- und Kohlekraftwerke zu bauen oder Strom aus dem Ausland zu erwerben. Während die erste Möglichkeit den Anweisungen des Kyoto-Protokolls widerspricht, ist die zweite teurer als die Betreibung der Kernkraftwerke.

Im Juli 2005 veröffentlichte das nationale Planungsbüro einen Bericht, in dem steht, dass Öl und andere fossile Energieträger 90 % des belgischen Energieverbrauchs ausmachen, während Kernenergie 9 % ausmacht und erneuerbare Energien insgesamt 1 %. Bemerkenswert ist, dass der Strom nur 16 % des gesamten Energieverbrauchs beträgt. Und während der Atomstrom landesweit 9 % des Gebrauchs ausmacht, beziehen viele belgische Regionen (besonders Flandern) mehr als 50 %, um Haushalte und Geschäfte zu versorgen. Dies war einer der Hauptgründe, den anfänglichen Ausstieg rückgängig zu machen, weil es unmöglich scheint, mehr als die Hälfte des Stromes aus erneuerbaren Energien zu beziehen, und eine Rückkehr zu Strom, der aus Kohle gewonnen wird, mit dem Kyoto-Protokoll nicht vereinbar wäre. Aufgrund der hohen Kosten ist geplant, höchstens 5 % des Energieverbrauchs auf erneuerbare Energien umzustellen. Der aktuelle Regierungsplan sieht vor, dass alle Atomkraftwerke spätestens bis 2025 geschlossen werden sollen. Der bereits erwähnte Bericht beschäftigt sich vor allem mit Treibhausgasen und Nachhaltigkeit.

Brasilien

Brasilien hat derzeit zwei aktive Kernreaktoren im Kernkraftwerk Angra. Dort werden etwa vier Prozent des inländischen Stromes – pro Jahr etwa 13.000 Gigawattstunden – produziert. Seit 30 Jahren ist ein dritter Reaktor am gleichen Standort in Planung und im Bau. Eine Fertigstellung des Baus ist derzeit nicht abzusehen.

Bulgarien

Bulgarien betreibt derzeit zwei von ursprünglich sechs aktiven Kernreaktoren am Standort Kosloduj. Vier Blöcke mussten im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt abgeschaltet werden. In Belene gibt es ein Projekt für ein neues Kernkraftwerk, um den Produktionsausfall durch die Abschaltung der Blöcke in Kosloduj aufzufangen. Am 3. September 2008 fand der erste Spatenstich zum 2000 Megawatt-Kraftwerk Belene statt. Das neue bulgarische Atomkraftwerk wird zwei VVER-1000/V-446B Reaktoren der dritten Generation nach russischer Bauart umfassen[9].

Deutschland

In Deutschland ist der Atomausstieg in einem Vertrag der Bundesrepublik mit den Betreibergesellschaften geregelt, dem so genannten Atomkonsens. Auf Grundlage des Vertrags wurde das Atomgesetz 2002 novelliert. Ausgehend von einer Regellaufzeit von etwa 32 Jahren bestimmt der Vertrag genau, welche Reststrommengen ein Kraftwerk in den Betriebsjahren noch produzieren darf. Das Übereinkommen zwischen Regierung und Stromkonzernen war von langen Verhandlungen geprägt. Demnach würde das letzte Kernkraftwerk im Jahre 2021 abgeschaltet. Vom Netz genommen wurden inzwischen die Kernkraftwerke Stade (am 14. November 2003) und Obrigheim (am 11. Mai 2005). Der Abbau des Letzteren begann erst im Jahr 2007. 17 kommerziell genutzte Kraftwerke sind noch in Betrieb, die voraussichtlich bis 2021 abgestellt werden sollen.

Allgemeine Positionen zur aktuellen Situation

Manche Atomkraftgegner kritisieren den Atomkonsens. Sie sehen darin eine Bestandsgarantie für Kernkraftwerke, keinen Ausstieg. Ihre Kritikpunkte lauten:

  • Die vereinbarten Reststrommengen seien generell zu hoch und entsprächen nur durch Rechentricks 32 Betriebsjahren, tatsächlich seien es mehr.
  • Das in dem Vertrag enthaltene Neubauverbot gelte nur für kommerzielle Kernkraftwerke. Tatsächlich wurde erst nach dem so genannten Ausstieg der Forschungsreaktor München II in Betrieb genommen.
  • Der Atomkonsens berücksichtige nur Kernkraftwerke selbst, keine weiteren kerntechnischen Anlagen. Die Urananreicherungsanlage Gronau wurde nach dem Atomkonsens ausgebaut.
  • In vielen Fällen habe die Regierung die Nutzung der Kernenergie im Ausland, beispielsweise durch Hermes-Bürgschaften, unterstützt.
  • Die Wiederaufarbeitung von Atommüll sei nicht sofort verboten worden, sondern eine Anlieferung von abgebrannten Brennelementen sei bis Mitte 2005 zugelassen gewesen.
  • Der so genannte geregelte Ausstieg sei mit Eingeständnissen in Sicherheitsfragen erkauft worden. Mit einer Verschärfung der Sicherheits- oder Steuervorschriften hätte ein schnelles Ende der Kernkraft erzwungen werden können.

Selbstverständlich kritisieren vor allem Befürworter der Kernkraft den Atomausstieg. Teile der Politik fordern seit der Vertragsschließung den so genannten „Ausstieg aus dem Ausstieg“. Kernenergie liefere Versorgungssicherheit, verringere den CO2-Ausstoß und nutze einen preisgünstigen Primärenergieträger (Uran). Aufgrund steigender Preise für fossile Energieträger (Kohle, Gas) bekommen diese Argumente neuen Aufschwung. Aber auch der Uranpreis hat sich von 2001 bis 2006 verfünffacht, wobei er einen sehr geringen Anteil an den Betriebskosten eines Kernkraftwerks ausmacht, anders als es bei den fossilen Energieträgern der Fall ist, die einen hohen Anteil haben. Die Kernkraftbefürworter argumentieren weiterhin mit der Sicherheit deutscher Kernkraftwerke. Ihrer Meinung nach werde diese durch den Betrieb der Kernkraftwerke erhöht und die durch einen Ausstieg verursachte Erhöhung der anderen Risiken (zum Beispiel das Klimarisiko) überwiege die Risiken der Kernkraftwerke bei weitem. Die Kernkraftwerke der so genannten Konvoi-Baureihe sind zudem für eine Betriebsdauer von rund 65 Jahren ausgelegt, durch das Atomgesetz kann kein Konvoi-Reaktor diese Laufzeit erreichen. In der Debatte um längere Laufzeiten geht es vorwiegend um die nächsten abzuschaltenden Kernkraftwerke Biblis A und B, Brunsbüttel, und Neckarwestheim 1.

Positionen der deutschen Parteien

Im Jahr 2000 verkündete die damalige Bundesregierung aus SPD und GRÜNEN offiziell ihre Absicht, aus der Kernenergienutzung auszusteigen. Der damalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin schloss mit den Energieunternehmen eine Vereinbarung ab, die beinhaltete, dass die damals insgesamt 19 aktiven Kernkraftwerke schrittweise abgeschaltet würden und dass die zivile Nutzung der Kernenergie spätestens 2020 enden solle. Daraufhin wurde das Atomgesetz verabschiedet.

Im Bundestagswahlkampf 2002 verkündete der Kanzlerkandidat der Unionsparteien, Edmund Stoiber, im Falle eines Wahlsieges das Atomgesetz wieder zu ändern. Auch andere Unionspolitiker sind für den Wiedereinstieg in die Kernenergie beziehungsweise für längere Laufzeiten der deutschen Kernkraftwerke.

Die große Koalition aus SPD und CDU/CSU hat sich nicht auf eine einheitliche Position zur Kernenergie einigen können. Im Koalitionsvertrag von 2005 ist das Fortbestehen der von der rot-grünen Regierung getroffenen Regelung vereinbart worden. Auch innerhalb der CDU/CSU gibt es Mitglieder, die gegen den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken sind, über 800 davon haben sich im Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft zusammengeschlossen.

Auf einem Parteitag in Stuttgart hat die CDU im Falle eines Wahlsieges bei der Bundestagswahl 2009 angekündigt den Atomausstieg wieder rückgängig zu machen. Laufzeiten von Kernkraftwerken sollen dann verlängert werden, der Beschluss sieht aber auch vor, dass keine neuen Kraftwerke gebaut werden sollen.[10]

Meinungsumfragen

Im August 2005 war in einer Greenpeace-Umfrage die Mehrheit der befragten deutschen Bevölkerung (etwa 70 %) für den Atomausstieg.[11]

Im Gegensatz dazu sprachen sich im Januar 2007 laut einer TNS-Infratest-Umfrage 51 % der Bundesbürger dafür aus, dass die Bundesregierung den Ausstieg aus der Atomenergie überdenkt. 45 % wollten an dem Ausstiegsbeschluss festhalten.[12]

Umfragen in zeitlicher Nähe zum 20. Jahrestag von Tschernobyl, etwa in der Süddeutschen Zeitung haben Mehrheiten für den Ausstieg ergeben. Eine Forsa-Umfrage Ende August 2006 hat mit 62 % Atomausstiegsbefürwortern in Deutschland eine Mehrheit für den Atomausstieg ergeben.[13]

Zuletzt wurde im Dezember 2006 eine wissenschaftliche Studie der Philipps-Universität Marburg veröffentlicht, nach der zwei Drittel der in der Studie befragten Deutschen am beschlossenen Atomausstieg festhalten oder ihn noch beschleunigen wollen. 15 % der Befragten befürworten einen verlangsamten Ausstieg aus der Kernenergienutzung. 37 % meinen hingegen, Deutschland solle an dem geplanten Atomausstieg bis zum Jahr 2021 festhalten. 28 % sind der Ansicht, der Ausstieg solle schneller vonstatten gehen.[14]

Eine Umfrage des Tagesspiegels des ZDF im Juli 2008 ergab, dass sich 54 % der Befragten für einen längere Laufzeit der Kernkraftwerke in Deutschland aussprechen. In einer zeitgleich durchgeführten Umfrage der BILD-Zeitung waren es sogar 57 %.[15]

Finnland

Finnland hatte 1977 den ersten Reaktor in Betrieb genommen. 1993 wurde aufgrund erheblicher öffentlicher Proteste die Planung für den Neubau von Kernkraftwerken gestoppt. Derzeit werden vier Reaktoren in zwei Kernkraftwerken betrieben. 2005 wurde in Olkiluoto mit dem Bau eines fünften begonnen, dem ersten Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) von Areva NP und Siemens. Der Bau sollte ursprünglich 2009 abgeschlossen sein, verzögert sich aber voraussichtlich bis 2012. Der finnische Energiekonzern TVO hat mit dem Baukonsortium einen Festpreis von 3,2 Mrd. Euro vereinbart. Die tatsächlichen Kosten liegen um 1,5 Mrd. Euro darüber.[16] Am Standort Loviisa will Atomstroiexport einen weiteren Reaktor vom Typ WWER-1000 als AES-91 errichten. Ob und wann der Baubeginn erfolgen wird, ist noch nicht bekannt[17].

Das Endlager Olkiluoto soll so erweitert werden, dass es auch für hochradioaktive Abfälle genutzt werden kann. Bis 1996 hat Finnland Atommüll nach Russland exportiert, dies ist mittlerweile verboten.[16]

Frankreich

Frankreich bezieht 80 Prozent seiner elektrischen Energie aus Kernenergie und hat damit eine der höchsten Quoten weltweit. Ein Teil des erzeugten Stroms wird exportiert, vor allem nach Italien, aber auch nach Deutschland. Dazu wurde das Kernkraftwerk Cattenom nahe an der französisch-deutschen Grenze in einer wirtschaftlich eher schwach entwickelten Region erbaut.

Zur Erprobung des Ersatzes für die derzeit am weitesten fortgeschrittenen Druckwasserreaktoren vom Typ N4 im Kernkraftwerk Civaux nach 2020 wird zur Zeit ein Europäischer Druckwasserreaktor in Flamanville gebaut. Ziel ist es, Betriebserfahrungen zu sammeln und eventuelle auftretende Probleme des Reaktors zu finden, um einen möglichst glatten Wechsel zur nächsten Reaktorgeneration zu gewährleisten. Der Bau eines weiteren EPR wurde am 3. Juli 2008 von Staatschef Nicolas Sarkozy angekündigt. Der Reaktor soll aber unabhängig von dem Reaktor in Flamanville gebaut werden.[18] Weiterhin wurde vom ehemaligen Präsidenten Jacques Chirac die Erforschung von natriumgekühlten schnellen Reaktoren zur Vernichtung des militärischen Plutoniums wie anderen Generation-IV-Konzepten in Auftrag gegeben.

Indien

In Indien werden zur Zeit acht Kernreaktoren gebaut. Außerdem plant das Land, noch 24 weitere zu errichten. Indien ist der weltweite technologische Vorreiter bezüglich des Thorium-Kreislaufes und plant seine zukünftigen Reaktoren mit diesem Kreislauf, anstatt Uran, zu betreiben.

Israel

Israel darf kein Kernkraftwerk betreiben, weil es eine Überwachung seiner Nuklearanlagen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nicht zulassen will. Seit 2007 plant es den Bau eines 2000-Megawatt-Meilers in der Negev-Wüste[19].

Italien

Italien hat den Atomausstieg innerhalb von nur drei Jahren abgeschlossen. Nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 gab es eine Volksabstimmung, mit der der Atomausstieg beschlossen wurde. Von 1987 bis 1990 wurden alle vier Kernkraftwerke Italiens abgeschaltet. Eine Wartefrist für den Bau neuer Kernkraftwerke, die ursprünglich von 1987 bis 1993 galt, wurde auf unbestimmte Zeit verlängert.

Im Oktober 2005 gab Umweltminister Altero Matteoli seine Ansicht kund, die Kernenergie innerhalb von 10 bis 15 Jahren zur wichtigsten Energiequelle zu machen. Mittlerweile hat in Italien ein Regierungswechsel stattgefunden und auch die neue Staatsführung setzt sich für eine Wiedereinführung der Kernenergie ein. Der Industrieminister Claudio Scajola gab am 22. Mai 2008 bekannt, Italien werde bis zum regulären Ende der Legislaturperiode (2013) mit dem Bau mehrerer moderner Atomkraftwerke beginnen[20]. Mit der französischen Regierung wurde am 24.02.2009 vereinbart, in Italien vier neue KKW vom Typ des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) zu bauen[21]. Auch will sich Italien am zweiten Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) in Frankreich beteiligen[22].

Iran

Das iranische Atomprogramm reicht zurück bis in die 1950er Jahre. Mehrere kerntechnische Anlagen, jedoch noch kein Reaktor zur Energieversorgung sind im Betrieb. Der erste Reaktor des Kernkraftwerk Buschehr soll voraussichtlich 2009 in Betrieb gehen, der erste Testlauf wurde bereits durchgeführt[23]. Iran wird von westlichen Staaten verdächtigt, begleitend zur sogenannten friedlichen Nutzung der Kernenergie Atomwaffen entwickeln zu wollen.

Irland

In Irland wurde 1968 das erste Kernkraftwerk geplant und in den 1970ern in Carnsore Point im County Wexford gebaut. Zunächst war lediglich ein Reaktor geplant, schließlich wurden es dann vier. Allerdings wurde der Bau nach starken Protesten von irischen Atomkraftgegnern eingestellt. Seitdem ist Irland frei von Nuklearanlagen.

Japan

Neben Kohle und Erdgas bilden Kernkraftwerke einen der drei gleichberichtigten Stützpfeiler der japanischen Stromerzeugung. Japan betreibt derzeit 56 Kernkraftwerke und 15 Versuchsreaktoren. Das Langzeitprogramm der Regierung sieht vor bis 2010 die Kapazität durch neue Kernkraftwerke auf 70.000 Megawatt zu erhöhen. Japan ist Teil der Forschungsanstrengungen zu Generation-IV-Reaktor-Konzepten und sehr aktiv auf dem Gebiet der Kernenergie. Derzeit sind 15 weitere Reaktoren in Planung bzw. bereits im Bau.

Kasachstan

In Kasachstan wurde 1999 das Kernkraftwerk BN-350, das einzige Kernkraftwerk des Landes abgeschaltet. Es ist jedoch seit 1998 geplant, im Norden des Landes am Balkasch-See bis zu sechs Reaktoranlagen des Typs WWER-640/WPBER-600 in Betrieb zu nehmen.[24] Auch einige andere Neubauprojekte sind in Planung[25], der Baubeginn für ein Atomkraftwerk in Kasachstan verzögert sich[26].

Mexiko

In Mexiko gibt es ein Kernkraftwerk mit zwei Reaktoren, das Laguna Verde am Golf von Mexiko. Die beiden Reaktoren wurden 1990 und 1995 gegen den Protest der Bevölkerung in Betrieb genommen. 2005 wurde von der Regierung beschlossen, das Kernkraftwerk stillzulegen, ohne hierfür einen Termin bekannt zu geben.[27] 2007 wurde beschlossen die Leistung der beiden Reaktoren bis 2010 um etwa 20 Prozent zu erhöhen.[28]

Niederlande

In den Niederlanden stimmte die Mehrheit des dortigen Parlaments 1994 für den Ausstieg, nachdem über den Umgang mit Atommüll debattiert wurde. Das Kernkraftwerk Dodewaard in Neder-Betuwe wurde 1997 geschlossen. Im selben Jahr beschloss die Regierung, die Laufzeit des Kernkraftwerks Borssele im Jahr 2003 zu beenden, jedoch entschloss die konservative Regierung unter Jan Peter Balkenende, die Schließung auf das Jahr 2013 zu verschieben. 2005 wurde der Atomausstieg aufgehoben und Untersuchungen, um Kernenergie auszubreiten, initiiert. Der Wende vorausgegangen war die Veröffentlichung eines Berichts der an der Regierung beteiligten Partei Christen Democratisch Appèl, der sich mit erneuerbaren Energien befasste. Die übrigen Regierungsparteien nahmen daraufhin dieselbe Position ein. 2006 beschloss die Regierung, dass das Kernkraftwerk Borssele bis 2034 betrieben werden soll. Essent und Delta, die beiden Eigentümer, werden zusammen mit der Regierung fünfhundert Millionen Euro in erneuerbare Energien investieren. Dieser Geldbetrag, den die Regierung auf andere Weise beansprucht, sollte ursprünglich den Besitzern der Kernkraftwerke als Schadenersatz gezahlt werden.

Nordkorea

In Nordkorea waren in der kerntechnischen Anlage Nyŏngbyŏn zwei Druckwasserreaktoren waren im Bau, bis dieses Vorhaben im November 2003 vorerst ausgesetzt wurde. Am 27. Juni 2008 begann man durch die Sprengung des Kühlturms mit dem Abriss der Anlage. Damit wurde der einzige in Betrieb befindliche Reaktor zur Stromerzeugung unbrauchbar gemacht. Der Kernreaktor war als maßgeblich für das nordkoreanische Kernwaffenprogramm gesehen worden.

Österreich

Österreich nahm sein einziges, in Niederösterreich errichtetes Kernkraftwerk Zwentendorf nie in Betrieb, da es 1978 durch eine Volksabstimmung abgelehnt wurde; diese wurde später in ein Verfassungsgesetz umgewandelt.[29] Am 9. Juli 1997 beschloss das österreichische Parlament einstimmig, die Anti-Atom-Politik des Landes fortzusetzen. Heute setzt sich Österreich auch in der Außenpolitik gegen Kernkraft ein, unter anderem gegenüber der Tschechischen Republik und gegen die Europäische Atomgemeinschaft der EU.

Philippinen

Auf den Philippinen wurde 2004 von Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo eine neue Energieleitlinie vorgeschlagen. Die Leitlinie sieht eine stärkere Nutzung der heimischen Öl- und Gasreserven vor, ebenso wie die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien, unter anderem Kokos-Diesel. Außerdem sollen mit Saudi-Arabien, China, Russland und weiteren asiatischen Ländern Handelsgesellschaften gebildet werden. Das einzige vorhandene, aber nie in Betrieb genommene Kernkraftwerk in Bataan soll danach in ein Gaskraftwerk umgebaut werden.

Polen

In Polen wurde der Bau von vier Reaktoren des Kernkraftwerk Żarnowiec aufgrund von Protesten 1990 eingestellt. Polen hat einen grundlegenden Wechsel in seiner Energiepolitik beschlossen. Es wurde bestätigt, dass bis 2025 zwei neue Kernkraftwerke fertig gestellt werden sollen. Dies ist Teil eines Energie-Aktionsplans, der anstrebt, Polens Abhängigkeit nach Kohle zu vermindern[30]. Die Inbetriebnahme des ersten Kernkraftwerks ist für 2020 geplant[31].

Rumänien

In Rumänien wird derzeit am Standort Cernavodă ein Kernkraftwerk betrieben. Im Juni 2006 wurde seitens eines großen deutschen EVU ein neues Kernkraftwerksprojekt für Rumänien angekündigt. Das neue Kernkraftwerk soll in Drobeta Turnu Severin gebaut werden und im Jahre 2020 bis 1200 MW produzieren.

Schweden

Nach der partiellen Kernschmelze im US-amerikanischen Kernkraftwerk Three Mile Island 2 im Jahr 1979 folgte in Schweden eine Volksabstimmung über die Zukunft von Kernenergie. In Folge dessen beschloss das schwedische Parlament 1980, dass keine weiteren Kernkraftwerke gebaut werden sollen und leitete einen Atomausstieg ein, der bis 2010 vollendet sein soll. Nach der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 wurde erneut über die Risiken von Kernenergie diskutiert. Der schwedische Reichstag (Parlament), beschloss 1997, einen der beiden Reaktoren des Kernkraftwerkes Barsebäck bis zum 1. Juli 1998 zu schließen und den zweiten noch vor dem 1. Juli 2001, jedoch unter der Bedingung, dass die Energieproduktion bis dahin ausgeglichen ist. Als 2006 eine konservative Regierung ihr Amt antrat, versuchte diese zunächst, den Ausstieg abzubrechen, sah davon jedoch nach Protesten wieder ab. Allerdings beschloss sie, die Laufzeiten zu verlängern, sodass der Ausstieg nicht bis 2010 wie ursprünglich geplant vollzogen sein wird. Der Block 1 im Kernkraftwerk Barsebäck wurde am 30. November 1999 geschlossen, Block 2 folgte am 1. Juni 2005.

Der Ausstieg aus der Kernenergie wird in Schweden ebenfalls kontrovers diskutiert. Es wird befürchtet, dass Schweden seine internationale Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnte. Die Energieproduktion der verbliebenen Kernkraftwerke wurde zuletzt beträchtlich erhöht, um die Verluste, die durch das Abschalten der beiden Barsebäck-Reaktoren entstanden waren, zu kompensieren. 1998 beschloss die Regierung, keine weiteren Wasserkraftwerke zu bauen, um die inländischen Wasserressourcen zu schützen. Trotz großer Anstrengungen, Alternativen wie fossile Energie zur Kernenergie zu suchen, ist es unmöglich, dass das Land den Atomausstieg bis 2010 vollziehen kann. Die sich in Betrieb befindenden Kernkraftwerke werden voraussichtlich noch eine Laufzeit bis zum Jahr 2050 haben. Im Januar 2008 sprach sich Jan Bjorklund, der Vorsitzende der liberalen Partei Schwedens, für einen Neubau von vier weiteren Reaktoren aus[32]. Eine Umfrage im Juni 2008 ergab dass 40 % der Schweden diesen Plänen zustimmen, wohingegen 42 % lediglich den Betrieb der derzeitigen Anlagen befürworten, nicht aber einen Neubau weiterer Anlagen[33]. Am 5. Februar 2009 wurde bekannt, dass Schwedens Regierung das seit 30 Jahren bestehende Verbot für den Neubau von Kernkraftwerken aufheben wird.[34]

Schweiz

In der Schweiz gab es bereits mehrere Volksabstimmungen zum Thema Kernenergie. Die erste wurde 1979 mittels einer Volksinitiative für nukleare Sicherheit durchgeführt, die abgelehnt wurde. 1984 gab es eine Abstimmung über die Initiative „Für eine Zukunft ohne Kernkraftwerke“, das mit 45 % aber ebenfalls scheiterte. Am 23. September 1990 gab es zwei weitere Volksabstimmungen über Kernenergie. Die Initiative „Stoppt den Bau von Kernkraftwerken“, die eine zehnjährige Wartefrist für den Bau neuer Kernkraftwerke vorschlug, war mit 54,5 % erfolgreich. Die Initiative für den Ausstieg wurde mit 47,1 % abgelehnt. 2000 wurde ein Referendum über die Einführung einer Ökosteuer durchgeführt, deren Aufkommen in die Förderung der Sonnenenergie fließen sollte. Dies blieb aber ebenfalls erfolglos. Zwei weitere Volksentscheide gab es am 18. Mai 2003: Der eine, der den Namen „Strom ohne Atom“ hatte, bat um einen Atomausstieg, der zweite, der „Für längere Wartefristen“ hieß, sah eine Verlängerung der Wartefristen vor, die beim Referendum „Stoppt den Bau von Kernkraftwerken“ festgelegt worden waren. Beide wurden abgelehnt. Ersterer erhielt 33,7 %, letzterer 41,6 % Zustimmung.

Die Initiative „Strom ohne Atom“ hatte vorgesehen, bis 2033 alle Kernkraftwerke zu schließen. Hierbei sollte mit den beiden Reaktoren in Beznau begonnen werden; Mühleberg sollte 2005 folgen, Gösgen 2009 und Leibstadt im Jahr 2014. „Für längere Wartefristen“ plante eine Anhebung der Wartefristen um weitere zehn Jahre und zusätzlich eine Bedingung, die aktuellen Reaktoren nach einer Gesamtlaufzeit von vierzig Jahren zu schließen. Um genau diese vierzig Jahre um weitere zehn Jahre zu verlängern, wäre eine erneute Volksabstimmung notwendig, die allerdings hohe Verwaltungskosten mit sich ziehen würde. Das Scheitern von „Für längere Wartefristen“ war für viele sehr überraschend, da zuvor durchgeführte Meinungsumfragen eher das Gegenteil voraussagten. Die zum Zeitpunkt des Volksentscheids verschlechterte Wirtschaftslage der Schweiz wurde vielfach als Hauptgrund für die Ablehnung beider Initiativen betrachtet.

Es werden in der Schweiz insgesamt fünf Kernreaktoren (Beznau 1 und 2, Gösgen, Leibstadt und Mühleberg) betrieben. 40 % des Stroms wird durch Kernenergie erzeugt, die restlichen 60 % auf hydroelektrischem Weg.

Da die Kernkraftwerke Beznau und Mühleberg ihre geplante Laufzeit in den nächsten Jahren erreichen werden, wird derzeit über den Neubau zweier neuen Kernkraftwerke nachgedacht. Des Schweizer Energieversorgers Atel favorisiert die Standorte Gösgen und Beznau und gab die Gründung einer Planungsgesellschaft für die beiden Anlagen mit einer Leistung von je 1.600 MW bekannt. "Ich hoffe, dass die neuen Anlagen spätestens bis 2020 ans Netz gehen können. Sie werden mindestens 60 Jahre laufen können", sagte Atel-Chef Giovanni Leonardi dazu. Am 10 Juni 2008 hat die Aare-Tessin AG für Elektrizität beim Bundesamt für Energie (BFE) ein Gesuch um eine Rahmenbewilligung für ein zweites Kernkraftwerk in Gösgen eingereicht, das Kernkraftwerk Niederamt heißen soll. Dieses soll ab 2025 Strom liefern.[35].

Am 30. November 2008 stimmten 76,4 Prozent des Wahlvolkes der Stadt Zürich für einen Ausstieg aus der Atomenergie. In der Gemeindeordnung wird festgehalten, dass die Stadt sich an keinen Neubauten von Atomkraftwerken beteiligen darf und auf neue Bezugsrechte von Atomstrom verzichtet. Die Beteiligung am AKW Gösgen wird 2039 enden.[36]

Slowenien

Slowenien wird sein einziges Kernkraftwerk in Krško voraussichtlich 2023 abschalten. Dies ist das einzige Kernkraftwerk der ehemaligen Volksrepublik Jugoslawien. Das Land beabsichtigt einen neuen Reaktor zu bauen [37][38].

Spanien

In Spanien wurden im vergangenen Jahrhundert zehn Kernkraftwerke errichtet. 1983 wurde ein Moratorium verabschiedet. Trotzdem wurden noch mehrere Kernkraftwerke fertiggestellt. Weitere Neubaupläne wurden allerdings immer wieder verschoben und 1994 endgültig eingestellt. Im selben Jahr wurde auch der Reaktor Vandellòs 1 aus Sicherheitsgründen stillgelegt. Mit dem Regierungswechsel 2004 hat sich jedoch die Atompolitik gewandelt. Die neue Regierung unter Führung der Sozialisten will bis 2024 aus der Kernenergienutzung aussteigen.

Südafrika

Das Kernkraftwerk Koeberg sowie eine Aufbereitungsanlage in Pelindaba liegen in Südafrika. Bezüglich der Kernenergie verfolgt das Land zur Zeit eine Expansionspolitik, die auf dem Hochtemperaturreaktor basiert und die Fertigstellung des ersten Prototypen wird um 2010 erwartet. Die Planung eines EPR-Reaktors wurde gestrichen, weil der südafrikanische Energiekonzern Eskom nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügt[39].

Südkorea

Seit 2005 betreibt Südkorea insgesamt 18 Kernkraftwerke, zwei weitere befinden sich gerade im Bau, die planmäßig im Jahr 2004 in Betrieb hätten gehen sollen. Trotzdem gewinnen Erneuerbare Energien, insbesondere Wasserkraft zunehmend an Einfluss.

Tschechien

Der Betrieb des Kernkraftwerks Temelín nahe der Grenze zu Österreich und Bayern hat zu Spannungen zwischen Tschechien und Österreich geführt, da das Kraftwerk von österreichischen Kernkraftgegnern als unsicher eingestuft wird; der IAEO-Generaldirektor Mohammed el-Baradei hat es jedoch für sicher erklärt [40]. Die Erweiterung des tschechischen Kernkraftwerks Temelín um zwei weitere Blöcke ist geplant[41].

Türkei

Im Juli 2000 hat die Regierung der Türkei entschieden, das umstrittene Kernkraftwerk Akkuyu nicht zu bauen. Die Atompolitik des Landes ist allerdings wechselhaft. Es existieren Pläne für drei Kernkraftwerke mit insgesamt fünf Blöcken in Sinop oder Gokova.[42] Erste Angebote für den Bau eines Kernkraftwerks lieferte der russische Kernkraftwerksbauer Atomstroiexport. Das Kernkraftwerk soll günstiger und zuverlässiger als amerikanische Reaktoren sein.[43] Atomstroiexport ist als einziger von allen Unternehmen an dem Projekt geblieben. Alle anderen Unternehmen, die ebenfalls an der Ausschreibung für den Bau des Kernkraftwerks Akkuyu teilnahmen, haben abgesagt. Das Kernkraftwerk soll eine Leistung zwischen 3.000 und 5.000 MW Leistung besitzen.[44]

Ungarn

Die Leistung des einzigen ungarischen Atomkraftwerks in Paks soll verdoppelt werden[45]

USA

In den USA werden momentan keine neuen Kernkraftwerke gebaut, jedoch haben 50 Reaktoren (Stand Januar 2008) ihre Lizenzen auf 60 Jahre Betriebszeit verlängert. Für weitere 35 Reaktoren befinden sich dementsprechende Lizenzersuche in Bearbeitung. Bereits 2002 hat Energieminister Spencer Abraham das „Nuclear Power 2010 Program“ angekündigt, wodurch mit finanzielle Beihilfen des Staates bis Ende des Jahrzehnts die ersten, mittelfristig insgesamt sechs bis sieben neue Atomkraftwerke errichtet werden sollen. Der 2005 verabschiedete Energy Policy Act beinhaltet Anreize, um Kernenergie auszubauen. Aufgrund dieses Gesetzes befinden sich im Moment (Stand Januar 2008) Anträge für den Neubau von 32 Reaktoren beim NRC, teilweise von Anlagen mit Reaktoren des AP1000 (Reaktorgeneration III+), der von Westinghouse entwickelt wurde und bei denen schon ab 2008 mit dem Baubeginn zu rechnen ist.

Vereinigtes Königreich

Das Vereinigte Königreich (Großbritannien) betreibt derzeit 14 kommerzielle Kernkraftwerke. Die britische Regierung forderte im Januar 2008 die Industrie dazu auf, Pläne zum Ausbau der Kernenergie auszuarbeiten[46]. Eine staatliche Finanzierung von Aufbau, Betrieb, oder Entsorgung wurde dabei ausgeschlossen[47]. Daraufhin kündigte das französische Unternehmen EDF den Bau von vier Kernkraftwerken in Großbritannien an, von denen das erste 2017 fertig gestellt werden könnte. Die britische Regierung hat am Donnerstag (10. Januar 2008) Pläne angenommen, die die Errichtung neuer Atomkraftwerke ‚weit vor 2020’ vorsehen. [48].

Volksrepublik China

Die Volksrepublik China hat aufgrund seines enormen Wirtschaftswachstums einen extrem großen Energiebedarf festgestellt. Der größte Teil der Energie soll durch Kohle gedeckt werden. In China werden zur Zeit fünf Kernreaktoren gebaut. Weiterhin wurden Aufträge für den baldigen Bau von vier AP1000 und zwei EPR-Reaktoren unterzeichnet. Das Land plant weiterhin noch weitere 40–45 Reaktoren vom Typ Hochtemperaturreaktor (HTR) aus eigener Entwicklung mittelfristig zu bauen.

Weißrussland

Weißrussland plant ein Kernkraftwerk mit zwei Blöcken von jeweils 1.000 MW an der Grenze zu Litauen[49]. Mit dem KKW-Bau soll 2009 begonnen werden.

Weitere Länder

  • Lettland erzeugt Elektrizität zu gut zwei Dritteln aus Wasserkraft, die aus drei Wasserkraftwerken an der Daugava stammt. Die restliche selbst erzeugte Elektrizität stammt aus zwei großen Verbrennungskraftwerken bei Riga (TEC-1 und TEC-2), die ein Gemisch aus Schweröl, Erdgas und Torf verbrennen. Lettland möchte sich jedoch an einem geplanten Kernkraftwerks-Neubau der baltischen Staaten, eventuell gemeinsam mit Polen, beteiligen, um sich von russischen Energie-Lieferungen unabhängig zu machen.
  • Neuseeland verabschiedete 1987 den sogenannten New Zealand Nuclear Free Zone, Disarmament, and Arms Control Act, der zum einen verbietet, Kernwaffen auf neuseeländischem Terrain zu stationieren und zum anderen, dass Schiffe, die entweder Kernwaffen tragen oder per Kernenergie angetrieben werden, sich nicht mehr in den neuseeländischen Gewässern aufhalten dürfen. Allerdings verhindert dieses Gesetz nicht den Bau neuer Kernkraftwerke. Trotzdem sind in Neuseeland keine Kernkraftwerke geplant.

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. a b Power Reactor Information System (PRIS) der internationalen Atomenergiebehörde IAEA
  2. 'Energierevolution': Kommission unterstützt Atomenergie
  3. a b World Nuclear Power Reactors 2007-08 and Uranium Requirements, World Nuclear Association, Stand 1. April 2009
  4. Israel-steht-mit-seinen-atomplaenen-nicht-allein
  5. Website des Atomkraftwerks Atucha 2
  6. Armenien schreibt Bau von Atomreaktor aus. RIA Novosti (23. Februar 2009). Abgerufen am 27. Februar 2009.
  7. Australien öffnet sich Schritt für Schritt der Atomkraft
  8. http://www.scientific-alliance.org/pdf/essential_programme_to_underpin_government_policy_on_nuclear_power.pdf PDF
  9. Bulgarien baut zweites Kernkraftwerk
  10. Nach Wahlsieg soll der Atomausstieg gestoppt werden
  11. Emnid-Umfrage im Auftrag von Greenpeace: Deutsche für Atomausstieg (Die Welt, 2. August 2005)
  12. Spiegel-Umfrage 14. Januar 2007
  13. BMU – Forsa-Umfrage August 2006
  14. Atomausstieg und Erneuerbare Energien, Internetarchive-Version vom 13. Oktober 2007
  15. Atomstreit in Koalition verschärft sich
  16. a b Nuclear Power in Finland
  17. Atomenergoprojekt - Тендер ФИН5 АЭС "Ловииза (russisch)
  18. Frankreich baut zweiten Europäischen Druckwasserreaktor; Artikel vom 3. Juli 2008
  19. Israel-steht-mit-seinen-atomplaenen-nicht-allein
  20. Neue Zürcher Zeitung: Italien setzt wieder auf Atomkraft
  21. Franzosen bauen Kernkraftwerke in Italien
  22. Italien will bei EPR in Frankreich einsteigen
  23. Erster Testlauf im Atomkraftwerk Buschehr
  24. Seite über schnelle Brüter: Kernkraftwerke in Kasachstan
  25. icjt.org - Kazakhstan
  26. Baubeginn für Atomkraftwerk in Kasachstan verzögert sich
  27. La Journada, 13. März 2005: Comenzó CFE el proceso para desmantelar Laguna Verde
  28. Nuclear Power in Mexico, Juli 2008
  29. http://www.bund-gegen-atomkraft.de/europa/europa_20/europa_96.htm BUND über Österreichs Atompolitik
  30. Polen setzt auf Kernenergie um Abhängigkeit von Kohle zu mindern
  31. Polen setzt auf Kernenergie
  32. World Nuclear News vom 14. Januar 2008 (englisch)
  33. Supporters of Nuclear Energy vom 26. Juni 2008 (englisch)
  34. Schweden baut wieder Kernkraftwerke
  35. http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/konkretes_begehren_fuer_ein_zweites_kernkraftwerk_goesgen_1.755951.html Konkretes Begehren für ein zweites Kernkraftwerk Gösgen
  36. Neue Zürcher Zeitung, 1. Dezember 2008: Stadt Zürich macht Ernst mit dem Atomausstieg. Überraschend deutliches Ja zur energiepolitischen Vorlage
  37. http://www.croatia-blog.net/2006-10-21/slowenien-neue-energiepolitik-und-neues-kernkraftwerk/
  38. Slowenien ändert Energiepolitik und plant neues Kernkraftwerk
  39. Südafrika streicht Kernkraftwerkspläne
  40. http://www.networld.at/articles/0734/560/181863.shtml?print
  41. Erweiterung des tschechischen Kernkraftwerks Temelín um zwei weitere Blöcke geplant
  42. WNA - Emerging Nuclear Energy Countries, November 2007 (englisch)
  43. RIA Novosti - Russland-Türkei-Beziehungen: Mehr als nur Blue Stream; vom 1. Juli 2008
  44. Verivox - 24. September 2008 - Nur Atomstroiexport will Atomkraftwerk in der Türkei bauen
  45. Budapest plant massiven AKW-Ausbau
  46. http://www.berr.gov.uk/energy/nuclear-whitepaper/page42765.html
  47. http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/politics/7179579.stm
  48. http://www.euractiv.com/de/energie/grobritannien-gibt-neuen-atomkraftwerken-grunes-licht/article-169498 Großbritannien gibt neuen Atomkraftwerken grünes Licht
  49. Belarus plant Kernkraftwerk an der Grenze zu Litauen

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