Kerubim

Kerubim

Die Cherubim (Hebräisch cherub כרוב; Plural cherubim, כרובים) waren im Alten Orient und im Alten Testament geflügelte Fabelwesen, zumeist mit Tierleib und Menschengesicht.

Mittelalterliche Darstellung eines Cherubs (ca. 1156 n.Chr)

Inhaltsverzeichnis

Cherubim der Bibel

In der Bibel sind Cherubim Engel von hohem Rang, die für besondere Aufgaben herangezogen werden. Sie unterscheiden sich von den Seraphim, einer anderen Klasse von Engeln, welche einen Menschenkörper haben.

Cherube werden in der Bibel über 90 mal erwähnt. Zum ersten Mal tauchen sie in der Genesis auf, wo sie nach dem sog. Sündenfall und der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Garten Eden als Wächter den weiteren Zugang zum Paradies versperrten und damit den Baum des Lebens für Menschen unerreichbar werden ließen:

Er vertrieb den Menschen und stellte östlich des Gartens von Eden die Cherubim auf und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten. (Gen 3,24 EU)

Die Bundeslade in der Stiftshütte wurde nach Anweisung Gottes mit zwei Cherubim-Statuen verziert:

Verfertige auch eine Deckplatte aus purem Gold zweieinhalb Ellen lang und anderthalb Ellen breit! Mach zwei Kerubim aus getriebenem Gold und arbeite sie an den beiden Enden der Deckplatte heraus! Mach je einen Kerub an dem einen und dem andern Ende; auf der Deckplatte macht die Kerubim an den beiden Enden! Die Kerubim sollen die Flügel nach oben ausbreiten, mit ihren Flügeln die Deckplatte beschirmen und sie sollen ihre Gesichter einander zuwenden; der Deckplatte sollen die Gesichter der Kerubim zugewandt sein. (Ex 25,17-20 EU).

Die Beschreibung der Cherubim im Buch Ezechiel 1,4-19 EU zeigt sie als begrenzt menschenähnliche Wesen, die einen himmlischen Wagen (Merkaba) begleiten, auf dem Gott thront (Ähnlichkeit mit geflügelten Sphingen, typologisch mit Greifen verwandt):

4 Und ich sah, und siehe, es kam ein ungestümer Wind von Norden her, eine mächtige Wolke und loderndes Feuer, und Glanz war rings um sie her, und mitten im Feuer war es wie blinkendes Kupfer. 5 Und mitten darin war etwas wie vier Gestalten; die waren anzusehen wie Menschen. 6 Und jede von ihnen hatte vier Angesichter und vier Flügel. 7 Und ihre Beine standen gerade, und ihre Füße waren wie Stierfüße und glänzten wie blinkendes, glattes Kupfer. 8 Und sie hatten Menschenhände unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; die vier hatten Angesichter und Flügel. 9 Ihre Flügel berührten einer den andern. Und wenn sie gingen, brauchten sie sich nicht umzuwenden; immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter. 10 Ihre Angesichter waren vorn gleich einem Menschen und zur rechten Seite gleich einem Löwen bei allen vieren und zur linken Seite gleich einem Stier bei allen vieren und hinten gleich einem Adler bei allen vieren. 11 Und ihre Flügel waren nach oben hin ausgebreitet; je zwei Flügel berührten einander und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib. 12 Immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter; wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 13 Und in der Mitte zwischen den Gestalten sah es aus, wie wenn feurige Kohlen brennen, und wie Fackeln, die zwischen den Gestalten hin und her fuhren. Das Feuer leuchtete und aus dem Feuer kamen Blitze. 14 Und die Gestalten liefen hin und her, dass es aussah wie Blitze. 15 Als ich die Gestalten sah, siehe, da stand je ein Rad auf der Erde bei den vier Gestalten, bei ihren vier Angesichtern. 16 Die Räder waren anzuschauen wie ein Türkis und waren alle vier gleich, und sie waren so gemacht, dass ein Rad im andern war. 17 Nach allen vier Seiten konnten sie gehen; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 18 Und sie hatten Felgen, und ich sah, ihre Felgen waren voller Augen ringsum bei allen vier Rädern. 19 Und wenn die Gestalten gingen, so gingen auch die Räder mit, und wenn die Gestalten sich von der Erde emporhoben, so hoben die Räder sich auch empor.

Weitere Darstellungen der Cherubim finden sich auch in den Beschreibungen der Tempelheiligtümer der Bibel.

Mythengeschichtlich

Manche Autoren nehmen an, dass die alte polytheistische Götterschar in der Bibel zu den Cherubim wurde. Durch monotheistische Vorstellungen wurde Gott vom obersten Schöpfergott, der einem Pantheon vorstand, zum Allgott, der die wichtigsten Attribute der Götter in sich vereinte. Damit verkamen alle anderen Gottheiten (insbesondere die Planeten, die Gestirne und die Bewohner des Himmels) von einstmals differenzierten göttlichen Individuen zu den Cherubim, die alle gleich waren. Ihre Bedeutung war nun, den einen Gott zu begleiteten, um seine Pracht zu umrahmen, wobei sie schließlich in den jüngeren Schichten der Schrift (im Neuen Testament) zu Engeln wurden.

Kunstgeschichte

In der Kunst kommen die Cherubim häufig vor und werden meist menschenähnlich (außer in den mittelalterlichen Abbildungen) dargestellt. Auch hier wird die Bezeichnung Cherubim oft als Synonym für Engel gebraucht.

Beispiel: Cherubim, Seraphim und Erzengel, um 1150; Cefalù (Sizilien), Kuppel des Doms San Salvatore

Speziell in der Musik wurde der Cherub zum Beispiel auch im Text von Beethovens neunter Sinfonie erwähnt, wobei der Text von Friedrich Schiller stammt:

"…und der Cherub steht vor Gott"

Literatur

  • Yves Cattin und Philipp Faure: Die Engel und ihre Bilder im Mittelalter. Regensburg 2000, ISBN 3-7954-1290-0.

Weblinks

Siehe auch


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