Kerzendorf

Kerzendorf
Kerzendorf
Koordinaten: 52° 16′ N, 13° 17′ O52.27138888888913.28111111111138Koordinaten: 52° 16′ 17″ N, 13° 16′ 52″ O
Höhe: 38 m
Fläche: 9 km²
Einwohner: 200 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 31. Dez. 1997
Postleitzahl: 14974
Vorwahl: 03378

Das ehemalige Gutsdorf Kerzendorf ist ein Ortsteil der Stadt Ludwigsfelde und gehört zum Landkreis Teltow-Fläming im Bundesland Brandenburg.

Das vom Bauboom in der Zeit nach der Wende verschont gebliebene märkische Runddorf mit seinen 200 Einwohnern (Stand 2009) und einer Fläche von 9 km² liegt an der alten Bundesstraße 101 ca. 3 km südöstlich des Stadtzentrums von Ludwigsfelde. Der Ort weist noch heute vielfältige Zeugnisse seiner wechselvollen Geschichte auf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstmalig wurde Kerzendorf im Jahre 1378 urkundlich erwähnt, für eine Erwähnung aus dem Jahre 1346 liegt keine Originalurkunde mehr vor. Bekannt ist, dass 1378 im Ort bereits eine Wehrkirche und ein Wirtshaus existierten. Johann von Torgow, Herr zu Zossen, wird 1413 durch Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg (später Friedrich I. von Brandenburg) mit Hebungen aus dem Zoll zu Berlin sowie mehreren umliegenden Dörfern, so auch Kerzendorf, belehnt. 1813 wurde auch Kerzendorf zum Schauplatz von Schlachten im Napoleonischen Krieg. Daran erinnert noch heute ein im Wald nahe dem Ort gelegenes Denkmal an der so genannten Schanze. Nach unterschiedlichen Besitzern erwarb im Jahre 1882 Julius Leopold Schwabach das Gut zu Kerzendorf (1914 391 Hektar) mit dem im 18. Jahrhundert entstandenen Herrenhaus und ließ es als luxuriösen Sommersitz ausbauen. Später übernahmen sein Sohn Paul (von) Schwabach und nachfolgend dessen Schwiegersohn Alfred Horstmann das im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstörte Anwesen. Seit 1952 gehörte die Gemeinde Kerzendorf zum Kreis Zossen/Bezirk Potsdam in der DDR. Nach weiteren Reformen in der Nachwendezeit gehört das Dorf nun seit dem 31. Dezember 1997[1] als unselbständiger Ortsteil zur Stadt Ludwigsfelde im Landkreis Teltow-Fläming/Land Brandenburg, hat sich aber seine dörflich geprägte Eigenständigkeit bewahrt.

Ort

Gemeindehaus mit dem Feuerwehrneubau hinter der Dorfeiche, 2004

Architektonische Mittelpunkte des noch immer von Landwirtschaft (heute vorwiegend Pferdezucht, z.B. Irish Tinker) und dörflicher Struktur geprägten Ortes sind die Kirche sowie das Gemeindehaus mit dem 2002 neu errichteten Feuerwehrgebäude der 1934 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr Kerzendorf.

Botanischer Mittelpunkt ist eine große Dorfeiche, welche auf dem Dorfanger neben dem Dorfbrunnen steht.

Kirche

Kirche, 2004

Die erste Kirche in Kerzendorf war ein Feldsteinbau mit einem verbretterten etwa 20 m hohem Turm. Ende des 19. Jahrhunderts ließ Paul Schwabach nach einem Entwurf von Karl Hoffacker die heutige Kirche im neoromanischen Stil errichten. Sie wurde am 10. November 1897 feierlich eingeweiht.

Schloss

Beim, im Volksmund Schloss genannten, herrschaftlichen Anwesen handelte es sich im eigentlichen Sinne um ein märkisches Guts- oder Herrenhaus. Zum Gut gehörten noch weitere Gebäude wie das sogenannte Kavaliershaus, das Gutsverwalterhaus, der Marstall mit 25 m hohem Wasserturm, das Gärtner- später Forsthaus, Gewächshäuser sowie weitere Nebengebäude, Bauernhäuser und Ställe. Das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg durch Brandbomben fast völlig zerstört, nach dem Krieg durch die Bevölkerung ausgeplündert und schließlich dem Erdboden gleich gemacht. Man kann aber auch heute noch Teile der alten Gutsanlage erkennen (z. B. das Gutsverwalterhaus, Teile des Marstalls, das Gärtnerhaus sowie Stallanlagen und das Schlosstor). Das Tor wurde nach Restaurierung im Sommer 2009 wieder aufgebaut.

Schlosspark

Skulptur im Garten, 2004

Einige noch heute im Dorf verstreut stehende Statuen sowie der fast ausgetrocknete und verwilderte Schlossteich lassen den verblichenen Glanz des romantischen Schlossparks erahnen. Das Refugium war durch von Schwabach nach Vorlagen des französischen Gartenarchitekten Jacqes Francois Blondel gestaltet worden. In späterer Zeit wurde aus Schloss und Park ein harmonisches Gesamtkunstwerk, welches kaum spürbar in den natürlich gewachsenen Wald überging. Es befanden sich viele Steinbänke und Skulpturen im Park. Auf der kleinen Insel im Schlossteich, der über einen Graben auf dem Gondeln fuhren mit Wasser versorgt wurde, wachte ein großer Buddha über Rhododendron und all die Blütenpracht. Am Rande des Parks befand sich auch eine Fasanerie. Der Park soll nach Restrukturierungsmaßnahmen ein attraktiver Ort für Touristen und die Bevölkerung werden.

Filmstandort

Schon 1942/43 wurde der Schlosspark zu Kerzendorf als Kulisse für den Film "Romanze in Moll" genutzt. 2006 wurde dieses Potential Kerzendorfs wiederentdeckt und das ehemalige Parkgelände war Drehort für die Serie "Allein unter Bauern". Die verträumt romantischen Alleen und Gassen des kleinen Dorfes präsentierten sich auch als gelungene Szenerie für Dreharbeiten zur Serie "SOKO Wismar" im Jahr 2007.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Dr. Gerhard Birk: Kerzendorf. Historisches Mosaik eines märkischen Gutsdorfes. Erschienen in der Reihe Verwehte Spuren. Märkischer Verlag Wilhelmshorst, 1998. ISBN 3-931329-11-9.
  • Derselbe: Jüdische Schicksale in Brandenburg. Das tragische Ende des deutschen Patrioten jüdischer Herkunft Dr. Paul von Schwabach. - In: Heimatjahrbuch Teltow-Fläming 1999, S. 5-11.
  • Lally Horstmann: Kein Grund für Tränen. Aufzeichnungen aus dem Untergang Berlin 1943-1946. Aus dem Engl. übertragen und herausgeg. von Ursula Voß. Siedler Verlag Berlin 1995. ISBN 3-88680-509-3 (engl. Ausgabe 1953).
  • Christa und Johannes Jankowiak: 5. Brandenburger Allerlei. Verlag Magenow, 2003.

Weblinks

 Commons: Kerzendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997

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