Andreas von Bülow

Andreas von Bülow
Andreas von Bülow (2005)

Andreas von Bülow (* 17. Juli 1937 in Dresden) ist ein ehemaliger deutscher Politiker (SPD) und Autor mehrerer politischer Sachbücher, in denen er Verschwörungstheorien propagiert, insbesondere zum 11. September 2001.[1][2][3][4]

Er war von 1980 bis 1982 Bundesminister für Forschung und Technologie.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Andreas von Bülow entstammt dem mecklenburgischen Uradelsgeschlecht derer von Bülow. Sein Vater Georg-Ulrich von Bülow kam 1911 auf dem Bülowschen Familiengut Rogeez im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte als Sohn des Otto von Bülow und dessen Ehefrau Auguste, geb. von Plessen, zur Welt und wurde Professor für Violoncello an der Musikhochschule Heidelberg. Seine 1901 geborene Mutter Susanne, geb. Haym, war die Tochter des Musikdirektors Professor Hans Haym. Andreas von Bülow ist verheiratet, hat vier Kinder und einen jüngeren Bruder.[5]

Leben und Beruf

Nach dem Abitur 1956 in Heidelberg absolvierte Bülow ein Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg und München, welches er 1960 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. Im Jahre 1964 beendete er seine juristische Ausbildung mit dem zweiten juristischen Staatsexamen. 1966 trat er in den höheren Verwaltungsdienst des Landes Baden-Württemberg ein und war hier in den Landratsämtern Heidelberg und Balingen sowie beim Regierungspräsidenten Südwürttemberg-Hohenzollern tätig. 1969 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur. an der Universität Heidelberg mit der Arbeit Die Überwachung der Erdgasindustrie durch die Federal Power Commission als Beispiel der Funktionen der unabhängigen Wirtschaftsüberwachungskommissionen der amerikanischen Bundesverwaltung.

Politische Karriere

Andreas von Bülow (links) mit Hans Matthöfer am SPD-Parteitag in München, 1982

Partei

Seit 1960 ist er Mitglied der SPD. Von 1968 bis 1975 war er Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Balingen.

Abgeordneter

Von 1969 bis 1994 war Bülow Mitglied des Deutschen Bundestages. Zeitweise war er Mitglied der parlamentarischen Kontrollkommission der Nachrichtendienste.

Öffentliche Ämter

Von 1976 bis 1980 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung. Nach der Bundestagswahl 1980 wurde er dann am 6. November 1980 als Bundesminister für Forschung und Technologie in die von Bundeskanzler Helmut Schmidt geführte Bundesregierung berufen. Am 1. Oktober 1982 schied er nach der Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler aus der Bundesregierung aus.

Bilderberg

Von Bülow nahm an einer der Bilderberg-Konferenzen teil.

Publizistische Tätigkeit

Seit seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 1994 arbeitet Bülow als Publizist mit dem Schwerpunkt Geheimdienste. Erfahrungen hierzu konnte er als Mitglied der parlamentarischen Kontrollkommission der Nachrichtendienste und 1992/1993 als SPD-Obmann im Schalck-Golodkowski-Untersuchungsausschuss sammeln. Nach eigener Aussage machte ihn dabei stutzig, dass in dem Untersuchungsausschuss zwar illegale Aktivitäten östlicher Nachrichtendienste diskutiert wurden, aber bei dem Verdacht illegaler Aktionen westlicher Dienste eine Mauer des Schweigens bestanden hätte. Dies regte ihn zu Recherchen zu verdeckten Operationen westlicher Dienste an, die er in seinem ersten Buch Im Namen des Staates veröffentlichte. Er stieß dabei nach eigener Aussage auf ein „erschreckendes Gemälde der systematischen operativen Verschränkung geheimdienstlicher, also staatlicher, Operationen mit der organisierten Kriminalität, dem Drogenhandel und dem Terrorismus“.

Als Publizist ist Bülow seit seinem Buch zu den Terroranschlägen vom 11. September umstritten. Kritiker bezeichnen ihn als Verschwörungstheoretiker und werfen ihm vor, dass er sich vielfach auf unzuverlässige Quellen berufe und wenig selbst recherchiert habe. Bülow selber sieht sich einer Kampagne ausgesetzt.[6]

Im Namen des Staates

In seinem ersten Buch Im Namen des Staates schreibt Bülow über den Einsatz krimineller Methoden bei den Geheimdiensten BND, Mossad und CIA. Vor allem zu letzterem stellte er zahlreiche Thesen auf, die vielfach im Zusammenhang mit bekannten Ereignissen wie dem mysteriösen Tod Uwe Barschels oder dem Attentat auf Johannes Paul II. stehen. Im Falle Barschel beschreibt er beispielsweise detailliert dessen vermeintliche Ermordung durch Geheimdienste. Zur Geiselnahme von Teheran behauptet er, das Team um den späteren Präsidenten Ronald Reagan habe zur Verzögerung der Freilassung der Geiseln beigetragen, um Reagan zum Sieg bei der Präsidentenwahl gegen Jimmy Carter zu verhelfen (October-Surprise-Theorie nach Angaben des früheren iranischen Präsidenten Bani-Sadr). Das Buch erhielt gute Kritiken, war recht erfolgreich und wird derzeit als Taschenbuch im Piper Verlag in der 12. Ausgabe verlegt. Der Spiegel nannte es eine „eingehend dokumentierte, bissige Kritik an den Machenschaften der CIA und anderer West-Dienste.“[7]

Die CIA und der 11. September. Internationaler Terror und die Rolle der Geheimdienste

Das zweite Buch Die CIA und der 11. September. Internationaler Terror und die Rolle der Geheimdienste aus dem Jahr 2003 behandelt die Anschläge des 11. Septembers. Es beschäftigt sich damit, welche Rolle amerikanische Regierungsbehörden, insbesondere die CIA, bei deren Zustandekommen und der späteren Aufklärung gespielt haben könnten.

Bülow stellt hierzu zahlreiche Fragen und führt Indizien an, die nach seiner Auffassung die offizielle Darstellung der Anschläge in Zweifel ziehen. Insbesondere die Tatsache, dass nach dem 11. September kein reguläres Verfahren eingeleitet wurde, wie dies sonst bei jedem Verbrechen üblich ist, sondern unmittelbar danach die Schuldigen präsentiert wurden, ist für ihn ein Indiz, dass Fakten über die Hintergründe der Anschläge zurückgehalten oder verfälscht wurden.

Er stellt die These auf, die Anschläge seien in Wirklichkeit von der amerikanischen Regierung geplant und von den US-amerikanischen Geheimdiensten CIA und dem israelischen Mossad ausgeführt worden. Die Flugzeuge seien ferngesteuert gewesen und das World Trade Center von innen heraus gesprengt worden. Die Attentäter hätten gar nicht auf den Passagierlisten gestanden und würden zum Teil noch leben.

Das Buch stieß bei Publikum und Medien auf großes Interesse. Mittlerweile ist es in der 7. Auflage erschienen und ins Arabische übersetzt worden.

Das Buch wurde neben Publikationen des ehemaligen taz-Redakteurs Mathias Bröckers oder des freien Journalisten Gerhard Wisnewski zum Gegenstand von Diskussionen und teils heftiger Kritik seitens der Medien.[8]

Bülow gab zahlreiche Interviews zu seinem Buch, darunter dem Magazin konkret[9], der MLPD-Wochenzeitung Rote Fahne, dem Tagesspiegel[10] und dem ZDF. Das größte Echo rief ein Auftritt bei Sandra Maischberger am 9. September 2003 hervor. Maischberger kritisierte Bülow darin stark, dass er sich zu großen Teilen auf Zeitungsberichte und Internetquellen berufe. Ihr Hauptkritikpunkt war, dass er zwar behaupte, die Attentäter lebten und seien schon interviewt worden, er aber nicht versucht habe, selbst mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Bülow erwiderte darauf, dass er hierzu nicht die Kapazitäten hätte.

Der Journalist Hans Leyendecker verweist in der Frage der kontaktierbaren Attentäter darauf, dass Bülow sich immer wieder auf einen Artikel der britischen Zeitung Daily Telegraph berufen habe, dessen Autoren wiederum auch nicht direkt mit den angeblichen Attentätern gesprochen hätten.

Auch die arabische Ausgabe des Buches sorgte für Kontroversen. So kritisierte Khalil al Haidar in der kuwaitischen Zeitung Al-Watan am 21. Mai 2006 das Buch heftig[11]. Einer der dortigen Kritikpunkte war allerdings die falsche Behauptung auf dem Klappentext der arabischen Ausgabe, Bülow sei „Chef der Geheimdienste in der deutschen Regierung“ gewesen.

Da sich Bülow in dem Buch auch mit der Frage beschäftigt, wie viele Israelis im World Trade Center umgekommen sind[12], und der Neonazi Horst Mahler eine Veranstaltung, bei der Bülow auftrat, im Publikum saß[13], wurde Bülow eine Nähe zu Mahler unterstellt. Bülow selbst sagte bei Maischberger hierzu, er kenne Mahler überhaupt nicht.

Veröffentlichungen

  • Das Bülow-Papier. Strategie vertrauenschaffender Sicherheits-Strukturen in Europa Wege zur Sicherheits-Partnerschaft.. Eichborn, 1985, ISBN 3-821-81050-5
  • Im Namen des Staates. CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste.. Piper, München 2000, ISBN 3-492-23050-4
  • Die CIA und der 11. September. Internationaler Terror und die Rolle der Geheimdienste. Piper, München 2011. ISBN 978-3-492-27251-3.
  • DVD: Die Lügen um 9/11. Kai Homilius Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-89706-204-7

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Dominik Cziesche: Dunkle Mächte. In: Der Spiegel. Nr. 32, 2003, S. 32-33 (online).
  2. http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,783641,00.html
  3. http://books.google.de/books?id=4_27bg1VCrcC&pg=PA95
  4. http://www.uni-muenster.de/PeaCon/hw-online/10-krys-verschw%94rungen.htm
  5. Genealogisches Handbuch des Adels. v. Bülow, Band 92 der Gesamtreihe; Limburg (Lahn): C. A. Starke, 1987, S. 235–238
  6. http://www.heise.de/tp/artikel/33/33298/1.html Interview bei Telepolis
  7. LITERATUR zu Geheimdienst und Spionage. In: Der Spiegel. Nr. 8, 1999, S. 149 (online).
  8. Siehe z.B. Panoptikum des Absurden. In: Der Spiegel. Nr. 37, 2003, S. 58 (online).
  9. Interview von konkret mit Andreas von Bülow, 2001
  10. Interview mit von Bülow im Tagesspiegel, 2002
  11. Übersetzte Auszüge aus dem Artikel finden sich in einem Beitrag des Spiegel-Autors Henryk M. BroderEin deutscher Versuch, Bin Laden freizusprechen
  12. Offizielle Angaben des israelischen Außenministeriums http://www.mfa.gov.il/MFA/History/Modern%20History/Historic%20Events/Israel%20Remembers%20September%2011
  13. http://www.klick-nach-rechts.de/gegen-rechts/2003/07/mahler.htm

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