Kiefer (Insekt)

Kiefer (Insekt)

Die Kiefer bzw. Kieferpaare von Insekten sind – ähnlich wie bei anderen Tieren – ein Hartgebilde am Anfang des Verdauungskanals. Doch haben sie bei Insekten vier wesentliche Unterschiede:

  • Sie bewegen sich meistens rechts-links (statt oben-unten).
  • Sie sind bei weitem vielfältiger als in jeder anderen Tierklasse.
  • Sie dienen außer der Nahrungsaufnahme noch anderen Zwecken, die sich von jenen anderer Tierstämme unterscheiden.
  • Sie wandeln im Laufe der Entwicklung zum fertigen Insekt meist ihre Form und Funktion.

Inhaltsverzeichnis

Grundstruktur von Insektenkiefern

Die Mundwerkzeuge zählen anatomisch zur Gruppe der Gliedmaßen und können in ihrer primären Funktion folgende Werkzeugtypen sein:

  1. kauend – beißend (z. B. bei Käfern, Ameisen oder Schaben). Oft sind sie sichelförmig ausgebildet, aber auch dolchförmig, wie Werkzeugbacken etc.
  2. kauend – leckend (beispielsweise bei Bienen)
  3. stechend – saugend (z. B. Blattläuse, Mücken)
  4. leckend – saugend (oft mit Verdauungs-Enzymen wie bei Fliegen und anderen Klassen).

Sie setzen sich im Wesentlichen aus drei Teilen zusammen:

  • Mandibeln (sie entsprechen dem Oberkiefer ¹) und deren Grundglied Cardo,
  • 1.Maxille (Unterkiefer) mit Unterkiefertastern (dem ersten Paar von Mundwerkzeugen),
  • 2.Maxille oder Labium (Unterlippe mit Unterlippetastern).

Diese Gliedmaßen sind von vorne nach hinten paarig angeordnet, dahinter folgt unpaarig das Labrum (Oberlippe).
¹) Der Oberkiefer wird auch oft Maxilla superior genannt, und der Unterkiefer Maxilla inferior bzw. Mandibula.

Meyers Konversations-Lexikon von 1888 spricht bei manchen Insekten sogar vom „Schnabel“:

„Der Schnabel vieler Insekten (Schnabelkerfe: Wanzen, Cikaden, Blattläuse etc.) bildet ein Rohr, das aus Ober- und Unterlippe hervorgeht und im Innern die zu Stechborsten umgewandelten Kieferpaare birgt. Ähnlich verhält es sich mit dem S. mancher Schmarotzerkrebse. Im weitern Sinn ...“

Schnabel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, ‎ S. 570.

Ameisen und andere Hautflügler

Allein schon bei den Ameisen (Formicidae) finden sich verschiedenste Kieferformen. Während die meisten Arten Kiefern zum Beißen haben, sind sie bei Pilze-züchtenden Arten Süd- und Mittelamerikas auch schneidend entwickelt. Die von Obstplantagen gefürchteten Blattschneiderameisen etwa plündern jede Nacht (bei hoher Luftfeuchtigkeit auch tagsüber) in ganzen Heerscharen alle Blattpflanzen im Umkreis. Sie schneiden centgroße Blattstücke ab und schleppen sie ins Nest. Heimische Ameisen kennen abwechslungsreichere Nahrung (Gemüse, Zucker, Fleisch …); bei der Jagd nach letzterem hat z. B. die Rote Waldameise eine geschickte Taktik: Hat sie ein Tierchen aufgespürt und mit ihren „Kolleginnen“ umzingelt, schießen sie ihm zunächst eine Salve beißende Ameisensäure in die Augen. Dann beißen sie sich mit den Kiefern fest und schleppen die Beute ins Nest.

Die Mundwerkzeuge der Käfer sind meist beißend-kauend, bei mehreren Familien ist der Kopf rüsselartig verlängert (z. B. bei den Rüsselkäfern).

Hautflügler[1] haben meist kauende Mundwerkzeuge, können aber auch Nektar saugen; Raupen haben kauende Mundwerkzeuge; Schmetterlinge haben zu einem Saugrüssel umgebildete Mundwerkzeuge, wobei der Saugrüssel in Ruhestellung dicht aufgerollt an der Unterseite des Kopfes liegt. Manche haben Lippentaster (Palpen), die mit Sinneshaaren besetzt sind und zur Prüfung des Nahrungsangebots dienen.

Stechende Insekten

Die bekannten Methoden etwa von Stechmücken (Gelsen, Schnaken) beim Stechen müssen hier nicht beschrieben werden.

Spezielle Namen

Einige Insektenarten wurden nach Spezialitäten ihrer Kiefern benannt; andere wiederum heißen nach dem Baum Kiefer, dem sie am meisten zusetzen:

Übrigens kennt die Klasse der Wirbeltiere neben den bekannteren 5–6 Gruppen auch sogenannte Kieferlose.

Weblinks

Literatur

Einzelnachweise

  1. insektenbox.de

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