Kieler Yacht-Club

Kieler Yacht-Club
Stander des Kieler Yacht-Clubs

Der Kieler Yacht-Club (KYC; gesprochen: Küz) ist ein deutscher Traditions-Yachtclub in Kiel. Seit 1891 hieß der Verein „Kaiserlicher Yacht Club“. Kaiser Wilhelm II. und Prinz Heinrich waren Mitglieder des Clubs.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1887 wurde der KYC als Marine-Regatta-Verein von Offizieren und Beamten der Marine gegründet. Der segelbegeisterte Prinz Heinrich wurde zum „Protektor“ des Clubs. 1891 ermöglichte man auch Bürgerlichen, Mitglied zu werden. Kaiser Wilhelm II., selbst „Commodore“ des Vereins, verlieh im selben Jahr dem Marine-Regatta-Verein den Titel „Kaiserlicher Yacht Club“ und verschiffte seine erste eigene Yacht, die Meteor I, nach Kiel. Sämtliche späteren kaiserlichen Segelboote sollten folgen.1893 erhielt der Club eine vom Kaiser verliehene Clubflagge. Als 1895 der Kaiser-Wilhelm-Kanal mit großen Feierlichkeiten eröffnet wurde, verhalf dies dem Verein zu größerer Geltung. Von nun an orientierte sich der Segelsport in Deutschland am KYC. 1900 war der KYC mit 1.410 Mitgliedern einer der größten Yachtclubs des Reiches. Alfred Krupp überließ dem Verein für eine symbolische Jahresmiete von 1 Goldmark elegante Clubräume am heutigen Hindenburgufer. Bis 1910 hatte sich die Zahl der Mitglieder auf 3.106 mehr als verdoppelt. 1907 schied Admiral Volkmar von Arnim nach mehr als vierzigjähriger Dienstzeit aus dem aktiven Marinedienst aus und wurde Vorstand des Vereins.

1910 wurde die Jugendabteilung gegründet. Zu diesem Anlass schenkte der Kaiser dem Verein ein zweites Ausbildungsboot, die Sonderklasseyacht „Bibelot“. 1914 erhielt der Kaiser die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajewo während einer Regatta des KYC. Die Meteor IV. und die Schiffe Krupps brachen die Wettfahrt sofort ab.

Der Erste Weltkrieg leitete den Niedergang des Club ein. Beinahe das gesamte Vereinsvermögen im Wert von 1 Million Mark ging durch Kriegsanleihen verloren. Das Clubhaus wurde zum Lazarett. 455 Mitglieder fielen im Krieg. Die Firma Krupp verkaufte das Clubhaus 1919. Der KYC entschied sich dafür, ein altes Maschinenhaus am Hafen zum Clubhaus auszubauen. 1921 wurde die vom Kieler Yacht-Club maßgeblich mitgestaltete und begründete Kieler Woche abgesagt, weil zwei Tage zuvor Deutschland den Friedensvertrag von Versailles unterzeichnete. Kaiser Wilhelm II. blieb auch nach dem Ende der Monarchie Kommodore auf Lebenszeit. Aufgrund der kaiserlichen Tradition des Vereins mussten 1929 alle Marine-Angehörigen den KYC verlassen. Dies veranlasste den Vorstand dazu, auch weibliche Mitglieder aufzunehmen, um den herben Mitgliederschwund zu kompensieren. In Marblehead, USA, fand eine Regatta zwischen einem US-amerikanischen Spitzen-Boot und der „Hathi“ vom KYC statt. Das Rennen, das in der Tradition des Roosevelt-Pokals stand, wurde vom deutschen Team unter Dr. Hans-Carl Rüdel gewonnen, der später zum Kommodore ernannt wurde. Dieser Sieg verschaffte dem Kieler Yacht-Club neue Hoffnung.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen gegründet. Nach und nach verloren fast alle Sportfachverbände ihre Eigenständigkeit und wurden als „Fachämter“ in den DRL überführt. 1936 richtete Kiel den Segelwettbewerb der Olympischen Sommerspiele aus. Die örtliche Organisation lag in den Händen des KYC-Regattaseglers Hans Lubinus, der selbst auch aktiver Teilnehmer in der 6m-R Klasse war. Der bis dato immer noch „Kaiserliche“ Yacht Club" sollte 1937 mit der Kieler Segel-Vereinigung (KSV) und anderen Yachtclubs mit „nicht mehr zeitgemäßen Namen“ zum „Yacht-Club von Deutschland“ (YCvD) zwangsweise fusioniert werden. Dem entging der Kaiserliche Yachtclub, indem er sich am 28. Oktober 1936 selbst auflöste, nachdem er noch bei der Durchführung der Segelwettbewerbe der Olympischen Spiele in Kiel eine wichtige Rolle spielte. Den Antrag dazu stellte der damalige langjährige Vorsitzende des Clubs, Konteradmiral Alfred Begas. Dieser wurde übrigens kurz zuvor noch zum „Honorary Life Member“ des Royal Ocean Racing Clubs ernannt. Lediglich Reste des Clubs fanden sich im Yacht-Club von Deutschland wieder. Das Clubhaus wurde 1940 beschlagnahmt, die Segelmöglichkeiten extrem beschnitten. Viele Mitglieder fielen dem Krieg zum Opfer.

Unter der britischen Besatzung erlag der Segelbetrieb schließlich ganz. Britische Marine-Soldaten gründeten den „British Kiel Yacht Club“ (mit Sitz im Clubhaus des KYC), der 1946 und 1947 sogar die so genannte „British Kiel Week“ veranstaltete – für Deutsche war das Segeln noch verboten.

Schon 1945 wurde der Club neu zum Leben erweckt und der politisch unbelastete Dr. Ferdinand Hell zum Vorsitzenden gewählt. Als im Herbst 1946 die Bildung von Segelvereinen wieder erlaubt wurde, wurde der Club legalisiert und heißt seitdem Kieler Yacht-Club. Er führt den alten KYC-Stander—allerdings ohne Krone. Im Mai 1952 bekam der KYC sein Clubhaus zurück.

Clubhaus an der Kieler Förde

1948 fand wieder eine deutsche Kieler Woche statt, der „British Kiel Yacht Club“ besteht bis heute mit eigenem (neuen) Clubhaus in Kiel und ist ein befreundeter Verein. 1951 besuchte der deutsche Bundespräsident Theodor Heuss den KYC und segelte mit der Jugend. Damit begründete er eine kleine Tradition (zuletzt segelte der Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler mit der KYC-Jugend). In den kommenden Jahrzehnten stieg die Zahl der Mitglieder wieder stetig an, Meisterschaften und Regatten von internationaler Bedeutung–darunter auch die olympischen Segelwettbewerbe 1972–wurden in Kiel ausgerichtet. Heute ist der Kieler Yacht-Club einer der renommiertesten Yachtclubs in Deutschland.

Im Zuge der Vorbereitungen für die Olympiade 1972 sagte der damalige Club-Vorstand zu, sein Clubhaus um einen Anbautrakt zu ergänzen, in dem zusätzliche Zimmer für den Hotelbetrieb zur Verfügung gestellt werden sollten. Die Baukosten wurden jedoch nie wieder erwirtschaftet und belasteten über Jahrzehnte den Clubhaushalt. Durch die Insolvenzen von drei aufeinander folgenden Pächtern entstanden ernsthafte Probleme auf der Einnahmenseite des Clubs.

Im Jahr 2007 kam der Verein wegen dieser wirtschaftlichen Schwierigkeiten wiederholt in die Schlagzeilen. Schließlich wurde das vereinseigene Hotel (und Clubhaus) an die Firma ThyssenKrupp Real Estate verkauft. Gleichzeitig wurde das Gebäude auf Anregung von Berthold Beitz nach dem großen Gönner des KYC in Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Haus umbenannt. Der KYC genießt ein Dauermietrecht, musste jedoch–entgegen anderslautender Zusagen durch ThyssenKrupp Real Estate–auf einen Teil seiner Räumlichkeiten zugunsten des Hotelbetriebs verzichten.

Kieler Yachtschule

Bereits 1910 wurde die Kieler Yacht Schule (KYS) als wahrscheinlich älteste Jugendabteilung eines Segelvereins in Deutschland gegründet. Die Mitglieder sind Jugendliche zwischen zwölf und 24 Jahren, Mädchen werden seit 1963 aufgenommen. Von Anfang an war die Selbstverwaltung und -führung das Prinzip der Yachtschule. Dies schließt die Verantwortung für erhebliche Werte in Form von eigenen Schiffen der KYS ein. Das geschieht durch einen Vorstand aus zehn Yachtschülern. Er ist für Verwaltung und Segelbetrieb verantwortlich. Der Vorstand der KYS wird nach außen und im Vorstand des KYC durch den Leiter vertreten und unterstützt. Das Konzept ist nach wie vor einzigartig und pädagogisch für die damalige Zeit revolutionär. Der KYC wurde mehrfach für seine vorbildliche Jugendarbeit ausgezeichnet.

Die Kommodore

Vizekommodore: Prinz Heinrich von Preußen, ab 1930 sein Sohn Prinz Waldemar von Preußen bis 1936

Literatur

  • Schlenzka, Otto: 100 Jahre Kieler Yacht-Club 1887-1987 Kieler Yacht Club, Kiel 1987

Weblinks

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