Klavierkonzerte

Klavierkonzerte

Ein Klavierkonzert ist ein Solokonzert, in dem das Soloinstrument Klavier einem Orchester gegenübergestellt wird.

Johann Sebastian Bach löste spätestens 1721 in seinem Fünften Brandenburgischen Konzert das Cembalo aus seiner üblichen Generalbass-Rolle heraus und wies ihm umfangreiche solistische Passagen zu. Bach arbeitete später noch zahlreiche weitere Konzerte für andere Instrumente zu Cembalokonzerten um. Innerhalb weniger Jahrzehnte war für die Komponisten (etwa Bachs Söhne, Georg Friedrich Händel, Johann Adolph Hasse, die Brüder Graun und viele andere) der solistische Einsatz eines Tasteninstruments bereits Alltag – für das sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts durchsetzende Hammerklavier wurden von Anfang an Solokonzerte geschrieben.

Vom Barock bis zur Moderne ist das Klavierkonzert in allen Epochen anzutreffen. Dabei orientierte es sich in der Regel an den musikalischen Formen der jeweiligen Epochen.

In der Barockmusik folgt das Cembalokonzert der damaligen üblichen dreiteiligen Form. Es gibt heute Interpreten, die barocke Konzerte auf dem modernen Klavier aufführen.

Das Klavierkonzert der Wiener Klassik orientiert sich formal üblicherweise an der Sinfonie/Sonatenhauptsatzform. Haydn, Mozart und Beethoven haben derartige Konzerte geschrieben, die durch ein Wechselspiel von Orchester und Soloinstrument in Form eines Miteinander-Konzertierens charakterisiert sind. Oft gibt dem Solisten gegen Ende besonders des ersten Satzes eine Kadenz die Möglichkeit, seine pianistischen Fähigkeiten unbegleitet zu zeigen. Kadenzen wurden zu Beginn improvisiert und zunehmend von den Komponisten festgelegt; im Konzertbetrieb haben sich oft Kadenzen berühmter Interpreten durchgesetzt.

Klavierkonzerte der Romantik weichen häufig von den festen Formen des klassischen Klavierkonzerts ab. Da das 19. Jahrhundert zahlreiche virtuose Pianisten hervorbrachte, die sich eine bessere Präsentation ihres Könnens wünschten, verschob sich der Schwerpunkt des Wechselspiels zwischen Orchester und Solisten zugunsten der Solisten. Im solistischen Part stellt das Orchester im wesentlichen nur eine sich zurücknehmende Begleitung dar. Ein bezeichnendes Beispiel hierfür sind die Klavierkonzerte von Frédéric Chopin, die komplett auch ohne Orchester gespielt werden könnten, wenn der Pianist den in Klavierfassung transkribierten Orchesterpart übernimmt.

Das Klavierkonzert als eigenständige musikalische Form hat sich bis in die Moderne erhalten, daneben sind aber auch andere Formen entstanden, die gleichermaßen das Konzertieren von Klavier und Orchester vorsehen, ohne Klavierkonzerte im eigentlichen Sinne zu sein. Beispielhaft hierfür sind Franz Liszts „Wanderer-Fantasie (nach Franz Schubert)“, César Francks „Sinfonische Variationen für Klavier und Orchester“ oder George GershwinsRhapsody in Blue“.

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