Kleinfahner

Kleinfahner
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Gierstädt
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Gierstädt hervorgehoben
51.04305555555610.827222222222245Koordinaten: 51° 3′ N, 10° 50′ O
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Gotha
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Fahner Höhe
Höhe: 245 m ü. NN
Fläche: 10,62 km²
Einwohner: 867 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 82 Einwohner je km²
Postleitzahl: 99100
Vorwahl: 036206
Kfz-Kennzeichen: GTH
Gemeindeschlüssel: 16 0 67 026
Adresse der Gemeindeverwaltung: Markt 7
99958 Tonna
Webpräsenz:
Bürgermeister: Ulf Henniger (CDU)

Gierstädt ist eine Gemeinde im Landkreis Gotha in Thüringen, deren Ortsteile Gierstädt und Kleinfahner am Nord-Rande der Fahner Höhe liegen. Sie gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Fahner Höhe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gierstädt war zusammen mit Burgtonna Teil der Südgrenze des Altgaues Kaiser Karls des Großen. Eine Urkunde vom 3. August 775 berichtet, wie der Ackerbau auf kleinen Feldern betrieben wurde und dafür zuvor der Wald gerodet werden musste. Gierstädt gehörte mit zum Herrschaftsbereich der Herren von Vanre. Hiervon leitet sich der Name des Nachbardorfes Großfahner (Gross-Vanre) und von Kleinfahner (Wenigen-Vanre) ab. 1412 wurde den Herren von Seebach das Mitlehen an den beiden Fahner Dörfern und Gierstädt gegeben, 1434 hat dann Thilo von Seebach Groß- und Kleinfahner gekauft. Von da an bis 1945 blieben diese Güter in der Hand der Familie.

Der 30-jährige Krieg brachte sehr viel Not und Leid über die Orte. In der anschließenden Wiederaufbauphase wurde das älteste noch heute bewohnte Fachwerkhaus in Gierstädt errichtet (1666).

Im Jahr 1806 fielen Truppen Napoleons über die Orte her, und in den Befreiungskriegen von 1813 wurden sie durch Kosaken geplündert.

Ab 1791 blühte der Obstanbau in der Region auf. Die Fahnersche Höhe wurde der "Obstgarten Thüringens".

Wegen seiner idyllischen Lage am Fuße des Landschaftsschutzgebiets Fahner Höhe wurde Gierstädt schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu Erholungszwecken genutzt. Das 1929 eingeweihte Freibad ist eines der ältesten in Thüringen.

Der Besetzung durch US-Truppen im April 1945 folgte im Juli die Eingliederung in die SBZ (später DDR), mit Enteignungen, Bodenreform, Zwangskollektivierung und LPG-Gründung. Gierstädt wurde mit erfolgreichem Obstanbau und -Verarbeitung eine Art von Vorzeige-Dorf in der DDR.

Nach der "Wende" und Wiedervereinigung wurden viele Häuser saniert, manche im alten Fachwerkstil, nicht wenige sind aber uniform verputzt und werden zunehmend mit Dämmplatten belegt. Auch moderne Neubausiedlungen entstanden.

Gemeindeleben

Das traditionelle Blütenfest im Frühling zur Kirschblüte und das Apfelfest zur Ernte mit der größten Auswahl an Äpfeln ganz Thüringens sind Höhepunkte im Gemeindeleben Gierstädts. [2]. Das Blütenfest wird Ende April 2009 zum 111. mal gefeiert.

Das Kirschfest in Kleinfahner mit dem Wettbewerb im Kirschkernweitspucken hat Kultstatus erreicht. Der Kirschlauf als familienorientiertes Lauf-Ereignis ist im Laufkalender gelistet.

Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Kleinfahner halten mit ihrer Traditions-Wehr alte Geräte und Ausrüstungen einsatzbereit und präsentieren diese in traditionellen Uniformen.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994 – 911
  • 1995 – 926
  • 1996 – 924
  • 1997 – 912
  • 1998 – 973
  • 1999 – 908
  • 2000 – 975
  • 2001 – 986
  • 2002 – 991
  • 2003 – 890
  • 2004 – 965
  • 2005 – 942
  • 2007 − 867
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Wirtschaft

Größter Arbeitgeber ist die Fahner Obst e.G., die aus der ehemaligen LPG Fahner Obst hervorging.

Vereine

Wichtige Vereine der Gemeinde Gierstädt sind der SV Fahner Höhe (Kegelverein), die Freiwillige Feuerwehr und der Gierstädter Traditionsverein.

Sehenswürdigkeiten

  • St. Bonifatius-Kirche am Kirchberg über Gierstädt am Waldrand: erbaut 1844/46, vereint englische und deutsche Neugotik sowie italienische Renaissance. Die Kirche gilt als eine der schönsten der Umgebung. Der Ausblick auf das Thüringer Becken ist großartig. Alte Grabdenkmäler auf dem Kirchhof.
  • St. Veit-Kirche in Kleinfahner: 1865 im neugotischen Stil erbaut, auf dem Standort einer früheren Wallfahrtkirche.
  • Pfarrhaus in Kleinfahner: neben der Kirche. Tafel zur Erinnerung an Johann Volkmar Sickler, den "Begründer des Obstanbaues entlang der Fahnerschen Höhen", der hier von 1770 bis 1820 als Pfarrer wirkte.
  • Wuchtiges Steinkreuz in der NO-Ecke des Kirchhofs in Kleinfahner: 2,20 m hoch, das größte Sühnekreuz der Region, Kalkstein, gotische Form. Der ursprüngliche Standort war bis 1959 20 m entfernt nahe einem abgebrochenen Haus.
  • Alter Dorfbrunnen an der Hauptstraße unweit des Pfarrhauses.
  • Fahner Mühle: östlich Kleinfahner, Bockwindmühle, erstmals 1728 als Lehen der Gutsherrschaft von Seebach erwähnt. Nach Brand 1893 neu aufgebaut, 1970 Betrieb eingestellt, 1986 und Mitte der 1990er Jahre erneuert. Benachbarter Hofladen und Cafe in restaurierten Fachwerkgebäuden haben leider den Betrieb eingestellt.
  • Doppelstämmige Linde als Naturdenkmal in Kleinfahner, nahe westlichem Ortsausgang.
  • Große Trauerweide in Gierstädt.
  • "Vier Linden" am Waldrand oberhalb Gierstädt.

Persönlichkeiten

  • Johann Volkmar Sickler (geb. 1742 in Günthersleben, gest. 1820 in Kleinfahner): war von 1770 bis 1820 Pfarrer in Kleinfahner. Er begründete seit 1791, zusammen mit dem Grundherrn (und Dompropst in Naumburg) Friedrich Wilhelm von Seebach, den Obstanbau an der Fahner Höhe. Züchtete Apfel- und Birnengehölze sowie die Herzkirsche. Führender deutscher Obstspezialist. Veröffentlichte "Der teutsche Obstgärtner", das "Allgemeine Teutsche Garten-Magazin" und das "Gartenlexikon für Unerfahrene".

Dies und Das

  • 1986 besuchte Erich Honecker Gierstädt und pflanzte einen Apfelbaum, der allerdings in der Zeit der Wende entfernt wurde.
  • Das empfehlenswerte Freibad in Gierstädt wurde 1929 erbaut und 2004/05 aufwendig saniert.
  • Gierstädt und Kleinfahner werden entlang des Waldrandes durch einen Naturlehrpfad verbunden, der auf mehreren Holzschildern über die ortsspezifische Flora und Fauna informiert.

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
  2. „Es geht ans Eingemachte“ – Unterwegs in Thüringen, mdr-Sendung vom 15. Oktober 2005

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