Klentnitz

Klentnitz
Klentnice
Wappen von Klentnice
Klentnice (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Fläche: 769 ha
Geographische Lage: 48° 51′ N, 16° 39′ O48.84462516.644686111111334Koordinaten: 48° 50′ 41″ N, 16° 38′ 41″ O
Höhe: 334 m n.m.
Einwohner: 535 (2005)
Postleitzahl: 692 01
Verkehr
Straße: Mikulov - Pavlov
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung (Stand: 2008)
Bürgermeister: Miroslav Musil
Adresse: Klentnice 54
692 01 Mikulov
Website: www.klentnice.cz

Klentnice (deutsch Klentnitz) ist eine Gemeinde im Jihomoravský kraj in Tschechien. Sie liegt 20 Kilometer nordwestlich von Břeclav (Lundenburg) und gehört zum Okres Břeclav.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Klentnice ist ein Straßendorf in den Pollauer Bergen. Es befindet sich am östlichen Fuße der Stolová hora (458 m) und wird überragt von der Ruine der Burg Sirotčí Hrádek (Waisenstein, auch Rosenburg genannt). Im Norden erheben sich der Děvín (549 m) und sein Vorberg Palava (461 m).

Nachbarorte sind Horní Věstonice und Dolní Věstonice im Norden, Pavlov im Nordosten, Milovice im Osten, Mikulov im Süden, Bavory im Südwesten sowie Perná im Westen.

Geschichte

Gräberfunde aus der La-Tène-Zeit belegen eine frühzeitliche Besiedelung. Der Ort wurde in einer königlichen Urkunde vom 11. März 1332 erstmals genannt und befand sich in Besitz der Liechtensteiner und des Klosters Kanitz.

Durch Kriege, insbesondere den Hussiteneinfall von 1426, verödete der Ort. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde er neu besiedelt. Bei der Aufteilung der Herrschaft Nikolsburg unter den Liechtensteinern 1514 werden Abgaben aus Klentnitz erwähnt. 1560 wird der Ort verkauft und fällt mit der Herrschaft Nikolsburg 1572 an Maximilian II. zurück, von ihm 1575 wiederum an Adam von Dietrichstein verkauft. Die Namensform wechselte von „Glemtitz“ (1332) und „Glewetitz“ (1351) über „Glennticz“ (1504) sowie „Glenginitz“ (1583) und „Glendnitz“ (1650) zu Klentnitz. [1] Bis 1775 war das Dorf nach Nikolsburg eingepfarrt. 1805 und 1809 wurde es von Franzosen besetzt und ausgeraubt.

Das ausgeglichene warme Klima macht das Gebiet zu einem fruchtbaren Gartenland für Wein, Obst und Gemüse mit besonderer Qualität. Neben allen Getreidearten wachsen auch Mais, Mohn und Raps. Auch in den Kalksteinbrüchen, der Ziegelei und in anderen Gewerbebetrieben fanden die Einwohner ihr Einkommen.

Der Siegel von Klentnitz enthält im Siegelfeld einen beidseitig eingebogenen Renaissanceschild. Darin stehen zwei voneinander abgewendete Pflugmesser und darüber die Jahreszahl 1560. Dieses verhältnismäßig früh entstandene Dorfsiegel verweist auf die damalige Bedeutung des Ortes im Bereich der Herrschaft Nikolsburg. Von einem zweiten, 1651 entstandenen Siegel ist heute noch das Original-Typar erhalten und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand ein einfaches bildloses Schriftsiegel.

Matriken gibt es seit 1785 und Grundbücher seit 1743. Der erste Schulbau erfolgte 1796 und der zweiklassige Neubau 1901.

Barocke Kirche St. Georg in Klentnice

Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Durch den Vertrag von Saint-Germain wurde Klentnitz zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Nach dem Münchner Abkommen rückten im Oktober 1938 deutsche Truppen im Ort ein. Danach gehörte der Ort bis 1945 zum Reichsgau Niederdonau. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Um den einsetzenden Drangsalen zu entgehen flüchteten bereits vor dem Potsdamer Abkommen 58 Familien nach Österreich. Aufgrund der Beneš-Dekrete erfolgte 1946 die Enteignung und Vertreibung der Restbevölkerung nach Deutschland. Der Ort wurde neu besiedelt.

Volkszählung Häuser Einwohner insgesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen andere
1793 88 405      
1836 90 437      
1869 96 434      
1880 96 494 494 0 0
1890 98 446 436 8 2
1900 104 525 523 2 0
1910 127 609 607 2 0
1921 134 630 615 2 13
1930 148 556 552 0 4
1939   567      
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Frodl, Blaschka: Südmähren von A-Z. 2006
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

Persönlichkeiten

  • Leopold Grech (* 5. Oktober 1900; † 11. November 1981), Heimatforscher

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche St. Georg, erbaut 1783/85, spätbarocker spiegelgewölbter fast quadratischer Saal; Hochaltarbild von Josef Winterhalter II.
  • Statuen des Hl. Florian und des Hl. Johannes von Nepomuk
  • Pfarrhaus 1785, Friedhof 1582 eingesegnet

Quellen und Literatur

  • F. Streloff , Luise Fleischmann: Der Bottichstein bei Klentnitz. 1956
  • Josef Freising: Die Rosenburg bei Klentnitz und ihre Geschichte. 1936
  • Franz Seidel, Josef Freising: Heimatbuch der Gemeinde Klentnitz. 1956
  • Jiří Říhovský: Das Urnengräberfeld von Klentnice. Fontes Arch. Pragensis 8, Praha 1965
  • Johann Schmied: Totenbuch der Gemeinde Klentnitz. 1986
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. 1990, Klentnitz Seite 14.
  • Bruno Kaukal: Wappen und Siegel. 1992, Klentnitz Seite 109.
  • Andreas Hönisch: Erinnerungen an unser unvergessenes Bergdorf Klentnitz. 1997
  • Helma Medek, Josef Medek: Klentnitz. 1999
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens Bd.3. 2001, Klentnitz Seite 226, 411, 417, 573.

Weblinks

Belege

  1. Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden, 1992, Klentnitz: Seite 109; Liechtenstein Archiv Wien/Vaduz (1332, 1504); Zemské desky Brno IV/78; Statní oblastní archiv, Brno G140/1023 und G135//2209; OA Lundenburg;

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