Kloster Dargun

Kloster Dargun
Schloss Dargun, Blick auf die Eingangsfront

Die in der gleichnamigen Stadt Dargun im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, Landkreis Demmin, im ehemaligen Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, gelegene Schlossanlage ist aus einem Zisterzienserkloster hervorgegangen, welches nach seiner reformationsbedingten Auflösung zu einem Schloss im Renaissancestil umgebaut wurde. Der aus dem Renaissanceschloss und der im Stil der Backsteingotik erbauten Klosterkirche bestehende Hauptkomplex der Anlage ist als gesicherte Ruine erhalten. Das Ensemble mit seinen Nebengebäuden wie Brauhaus und Teepavillon ist denkmalgeschützt. In der Ruine der Klosterkirche und im Innenhof des Schlosses finden während der Sommersaison Musikaufführungen und Ausstellungen statt. Im Modellpark Mecklenburgische Seenplatte in Neubrandenburg findet sich ein Modell des Schlosses vor seiner Zerstörung. Ein Sandsteinkamin aus dem Darguner Schloss fand seinen Platz in der „Sylverstergalerie“ des Schweriner Schlosses.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zisterzienserabtei Dargun
Lage Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis Demmin
Koordinaten: 53° 54′ N, 12° 52′ O53.89222212.8616677Koordinaten: 53° 53′ 32″ N, 12° 51′ 42″ O
Ordnungsnummer
nach Janauschek
423
Gründungsjahr 1172
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1552
Mutterkloster Kloster Esrom
Primarabtei Kloster Clairvaux
Tochterklöster

Kloster Buckow (1260)

Nachdem Heinrich der Löwe im Jahr 1164 die Slawen am nahe gelegenen Kummerower See besiegt hatte, wurde die in Dargun vorhandene Burg bzw. Tempelanlage zerstört. An ihrer Stelle wurde im Jahr 1172 das Kloster von Bischof Berno von Schwerin als zweites Zisterzienserkloster in Mecklenburg begründet und mit dänischen Zisterziensern aus Esrom und wohl auch mit Mönchen des 1164 gegründeten Klosters Doberan besiedelt. Weil binnen weniger Jahre jedoch der Obotritenfürst Pribislaw († 1178), Fürst Kasimir († 1182), Graf Guncelin von Schwerin († 1185) und Bischof Berno († 1191) verstarben, kam die Ostkolonisation Vorpommerns ins Stocken. Die Wenden erhoben sich und erlangten kurzzeitig die Herrschaft zurück. Das Kloster wurde zerstört und lag einige Jahre wüst. Noch 1209 scheiterte der Versuch einer Wiederbesiedlung, die erst 1216 unter dem Camminer Bischof Sigwin abermals mit Mönchen des Klosters Doberan gelang.

Im Zuge der Säkularisierung des Klosters gegen Mitte des 16. Jahrhunderts übernahm Herzog Ulrich I. von Mecklenburg-Güstrow im Jahr 1556 den Gebäudekomplex. Nach Erlöschen der Güstrower Herzogslinie geriet das ausgebaute Schloss an die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin, die die Anlage im frühen 17. Jahrhundert erweiterten und nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg unter Herzog Gustav Adolf (1633-1695) wiederaufbauten. Das Schloss blieb im Wesentlichen in seiner Gestalt aus dem späten 17. Jahrhundert erhalten und war zunächst noch Sitz von Gustav Adolfs Tochter Auguste (1674-1756), nach deren Tod dann Sitz des Domanialamts und Wohnsitz fürstlicher Beamter. Das Schloss wurde im späten 19. Jahrhundert renoviert und weiter zu Verwaltungs- und Wohnzwecken genutzt, bevor es 1945 ausbrannte und zur Ruine wurde. Seit 1991 finden Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen an der Anlage statt.

Baulichkeiten

Das Schloss Dargun ist ein Hauptwerk des mecklenburgischen Schlossbaus. Es entstand aus dem Komplex eines 1172 als Filiation von Kloster Esrom gegründeten Klosters, das nach seiner Zerstörung 1209 mit Doberaner Mönchen neu besetzt wurde. Nach der Säkularisierung 1552 war es als Nebenresidenz des herzoglichen Hauses Mecklenburg-Güstrow ausgebaut worden.

Zu den ältesten Bauteilen gehört die Südwand des nördlichen Flügels, die hinter den vorgebauten Arkaden liegt. Zu Zeiten des Klosters lagen hier im Erdgeschoss die Küchen- und Wirtschaftsräume des Klosters, darüber befand sich das Refektorium, oder der Speisesaal. Die innere Wandseite der westlichen Vorderfront stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Man erkennt dort Spuren alter Spitzbogenarkaden.

Wappensteine an der Brauerei von Schloss Dargun

Erste Umbauten zu einem weltlichen Schloss fanden wohl schon unter Herzog Ulrich im 16. Jahrhundert statt, erste gründliche Umänderungen zum Schloss machte aber der calvinistisch gesinnte Herzog Johann Albrecht II.. Von ihm stammen unzweifelhaft die Arkaden, mit dorisch-toskanischer Säulenordnung im Erdgeschoss, ionischer Ordnung in der Mitteletage und mit runden Holzsäulen im Obergeschoss. Der östliche Teil des Schlosses ist vor 1618 fertiggestellt worden, denn am Risalit des Hofes zeigen sich die Wappen Herzog Johann Albrechts und seiner Gemahlin Margaretha Elisabeth von Mecklenburg-Schwerin († 1616). 1618 heiratete er Prinzessin Elisabeth von Hessen († 1625). Der Westflügel muss also zwischen 1618 und 1626 fertiggestellt worden sein, denn am dortigen Risalit sind die Wappen des Herzogs, seiner ersten und seiner zweiten Frau zu sehen. Das dritte Mal heiratete er 1626 Eleanore Marie von Anhalt-Bernburg († 1657). Herzog Johann Albrecht II. selbst starb 1636.

1637 wurde das Schloss von den kaiserlichen Truppen des Generals Gallas in schonungsloser Weise verwüstet. Herzog Gustav Adolf war noch unmündig, so dass es in diesem Zustand blieb. In dieser Zeit gingen auch die Galerien des Westflügels verloren. Nach dem Regierungsantritt von Gustav Adolf am 2. Mai 1654 begann für das Schloss wieder eine größere Bauphase. Der Westflügel wurde in die Form gebracht die sich bis 1945 erhalten hat. Baumeister war Charles Philippe Dieussart, der auch in Güstrow und für das Herrenhaus Rossewitz tätig war. Er veränderte auch die Hauptfassaden des Nord- und Südflügels. Auf dem Inneren Turm in der Nord-Ost Ecke des Hofes befand sich eine Wetterfahne mit der Inschrift G.A.1646. Noch 1668 wurde an der Südseite des Schlosses gebaut. Mit Gustav Adolfs Tod starb die Linie des Hauses Mecklenburg-Güstrow im Mannesstamm aus, womit das Schloss in den Besitz der Schweriner Linie der Mecklenburger überging. Seit dieser Zeit ist am Schloss nicht mehr gebaut worden.

Lediglich die Dekoration im „Weißen Saal“ im Westflügel,den in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Prinzessin Auguste bewohnte, ist noch verändert worden, ebenso wie die Minerva auf dem Portal des Ostflügels, die eine Wetterfahne mit den Initialen von Friedrich Franz I. (FF 1787). Wahrscheinlich hat der Herzog Dargun auf seinen Reisen nach Bad Doberan und Heiligendamm öfter besucht.

Die Brauerei die sich links vor der Einfahrt zum Schloss befindet ist ein Wirtschaftsbau aus der Zeit des Klosters, jedoch war der Bau zur Zeit des Klosters bedeutend kleiner und niedriger, er wurde erst im Jahre 1585 unter Herzog Ulrich aufgestockt, der die vormalige Brauerei während der Umbauarbeiten am Schloss Dargun wohl bewohnte.

Die Klosterkirche

Chor der Klosterkirche

Die Klosterkirche geht auf die bereits bei Klostergründung 1172 vorhandene Kapelle zurück und wurde in mehreren Bauabschnitten im 13. Jahrhundert zur gotischen Hallenkirche in Backstein erweitert. 1241 fand die Grundsteinlegung eines Kirchenbaus statt, von dem sich heute die Ruine des westlichen Langhauses erhalten hat. 1292 wurde der Chor erweitert und der Kreuzgang umgestaltet. Der Chorumgang sowie das südliche Seitenschiff stammen von 1464. Bis heute sind Teile des Chors und des Quer- und Langhauses erhalten, ebenso wie die hohen Fenster.

Das Schloss

Blick in das Innere des hinteren Schlosstraktes

Von 1556 an wurde das Kloster über die nächsten zweihundert Jahre zu einem vierflügeligen Schloss umgebaut. Die breiten Fronten wurden mit Ecktürmen betont. 1637 brannte das Schloss aus und wurde bis 1654 erneuert. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts diente das Schloss als Witwensitz der Mecklenburg-Güstrower Linie. Später wurde es als Wohn- und Verwaltungssitz genutzt. Das im 19. Jahrhundert unter der Leitung von Georg Adolf Demmler nochmals umgebaute Schloss brannte gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in den ersten Maitagen 1945 völlig aus und verfiel in der Folgejahren. Obwohl es schon seit 1979 unter Denkmalschutz steht, wurden erste Teile erst seit 1991 gesichert. Im Jahre 1994 hat der schrittweise Wiederaufbau mit der Wiederherstellung des Mittelrisalits begonnen. Diese Arbeiten wurden mittlerweile abgeschlossen, der Bau beherbergt ein Informationsbüro zu Stadt und Schloss Dargun sowie die Stadtbibliothek.

Schlosspark

Der Schlosspark wurde ab Beginn des 18. Jahrhundert angelegt. Das Schloss wurde in eine axiale Anlage eingebunden, von der heute noch das Gelbe Tor und Heckengänge vom Beginn des 19. Jahrhunderts erhalten sind. Die Eiben des 3,5 Hektar großen Parks sind nahezu 300 Jahre alt. Der barocke Teepavillon im Schlosspark wird von der Stadt Dargun für standesamtliche Trauungen genutzt.

Gästehaus und Pforte

Im am Rande des Schlossparks erhaltenen Gästehaus des Klosters befindet sich ein Heimatmuseum für Dargun. Daneben befinden sich Mauerreste des Pfortenhauses.

Außenstandort der IGA 2003 Rostock

Während der Internationalen Gartenausstellung 2003 in Rostock war der Schlosspark Dargun einer der Außenstandorte der IGA. Im Zuge der Ausstellung wurden die doppelläufige Freitreppe zum Schlossgarten und eine Hainbuchenallee rekonstruiert.

Galerie

Die Äbte des Klosters Dargun

Name Jahre
Hermann 1176
Iwan vor 1198
Helmenbert 1218–1219
Detmar 1230–1232
Heinrich I. 1236–1239
Nikolaus I. 1241–1244
Heinrich II. 1245–1248
Albert 1249–1251
Heinrich III. 1253–1269
Johannes I. 1271–1275
Hermann II. 1276
Johannes II. 1276–1277
Hildeward von Thun 1282–1290
Johannes III. von Erteneburg 1291–1320
Johannes IV. von Rostock 1321–1326
Gerhard I. 1332
Johannes V. Billerbeck 1336–1349
Gerhard II. 1349–1355
Dietrich I. Wilde 1358–1362
... von Attendorne 1362–1367
Hermann III. von Riga 1367–1369
Reiner 1370–1379; 1381–1387
Gregor Haselow von Rostock 1379–1381
Gottschalk Sasse 1387–1403
Rothger 1406–1412
Johannes VI. 1415–1423
Bernhard 1425–1446
Otto Vieregge 1449–1454
Johannes VII. Depzow 1456–1467
Joachim 1471
Johannes VIII. Becker 1475–1491
Peter I. 1493
Dietrich II. Becker (Breker) 1496–1514
Heinrich IV. 1515–1532
Peter II. 1534–1535
Heinrich V. 1535–1538
Johannes IX. 1539–1549
Jakob Baumann 1549–1552

Literatur

  • Hubertus Neuschäffer: Mecklenburgs Schlösser und Herrenhäuser. Husum, 1990. ISBN 3-88042-534-5
  • Christine Kratzke: Das Zisterzienserkloster Dargun in Mecklenburg-Vorpommern. Studien zur Bau- und Kunstgeschichte, Michael-Imhof-Verlag, Petersberg 2004. ISBN 3-935590-09-1.

Weblinks


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