Kloster Ensdorf

Kloster Ensdorf
Pfarrkirche St. Jakob (ehem. Klosterkirche)

Das Kloster Ensdorf ist ein ehemaliges Benediktinerkloster in Ensdorf in Bayern in der Diözese Regensburg, in dem sich heute eine Niederlassung der Salesianer Don Boscos befindet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Benediktinerkloster von 1121 bis 1556

Gründung des Klosters

Das St. Jakobus d.Ä. geweihte Kloster der Benediktiner wurde 1121 durch Pfalzgraf Otto von Wittelsbach und Bischof Otto von Bamberg gegründet. Der Pfalzgraf erfüllte damit den Wunsch seines Schwiegervaters Friedrich III. von Pettendorf-Lengenfeld-Hopfenohe († 1119) nach einer Begräbnisstätte für die Familie. Der Graf, seine Frau Heilika von Schwaben, seine Tochter Heilika, ihr Mann Pfalzgraf Otto und ihr Sohn Pfalzgraf Friedrich von Wittelsbach, der im Alter als Laienbruder in das Kloster Indersdorf eingetreten war, wurden schließlich auch im Kloster bestattet. Außerdem wurden hier begraben die Schwester Heilikas, Heilwig von Lengenfeld und ihr Mann Gebhard von Leuchtenberg.

Besiedlung des Klosters

Die ersten Benediktinermönche kamen von Sankt Blasien im Schwarzwald, einem von der Abtei Cluny beeinflussten Reformkloster.

Kirchenbau

1123 konnte durch Bischof Otto die erste, noch aus Holz erbaute Kirche eingeweiht werden, der unter dem von 1170 bis 1202 regierenden Abt Boto 1179/80 und Pfalzgraf Friedrich von Wittelsbach eine zweite, steinerne im romanischen Hirsauer Bautyp folgte. Es handelte sich um eine kreuzförmige, flachgedeckte Basilika mit drei Schiffen und einem Drei-Apsiden-Abschluss, einer Vierungskuppel, zwei Doppeltürme und ein zweigeschossiges Vorhalle (Paradies) im Westen. Von dieser zweiten Kirche ist nur noch der Taufstein und ein Säulenkapitell erhalten.

Doppelkloster

Seit 1166 ist Ensdorf als Doppelkloster bezeugt. Der Frauenkonvent wurde nach dem Tod des Pfalzgrafen durch dessen Frau Heilika gegründet, allerdings bereits 1314 angesichts großer Not wieder aufgelöst.

Kastler Reform

Insgesamt erlebte das Kloster im 14. Jahrhundert neben dem wirtschaftlichen, einen Niedergang der Klosterdisziplin sowie einen Parteienstreit innerhalb des Konvents. Erst als von 1413 bis 1441 unter den Äbten Konrad II. († 1424) und Ludwig († 1441) die Kastler Reform gegen alle Widerstände durchgesetzt werden konnte, kam es zu einer neuen Blüte.

Gotisierung und Blütezeit

Unter Abt Ulrich († 1369) hatte die Kirche ein gotisches Gewölbe bekommen, von dem noch Stücke der Rippen erhalten sind. Der Kreuzgang wurde schließlich unter Abt Hermann Hollenfelder († 1468) und Abt Hauser († 1503) gotisiert. Von diesen beiden Äbten existieren auch noch die Grabsteine. Hollenfelder war 1452 das Recht verliehen worden, die Pontifikalien Mitra, Ring und Stab zu tragen. Mit 34 Mönchen bestand unter seiner Regentschaft der größte Konvent in der Geschichte des Klosters.

Klosterbrand und Niedergang

1507 kam es zum ersten großen Brandunglück, von dem sich das Kloster trotz Wiederaufbaus nicht mehr erholte. Nachdem 1524 unter Abt Gregor Sintersperger nur noch sechs Mönche in Ensdorf lebten und dieser zudem 1525 aufgrund von Nachlässigkeiten im Amt abdanken musste, war das Kloster geistlichen Administratoren unterstellt. 1549 war der letzte Konventuale gestorben, so dass es schließlich im Rahmen der Einführung der kurpfälzischen reformierten Kirchenordnung durch Kurfürst Ottheinrich 1554 unter die weltliche Verwaltung des Kurfürsten der Pfalz gestellt und 1556 ganz aufgehoben wurde.

Benediktinerkloster von 1669 bis 1802

Wiedergründung und Erhebung zur Abtei

Als 1669 Kurfürst Ferdinand Maria im Zuge der Rekatholisierung der Oberpfalz die ehemaligen Klöster der Oberpfalz wiederherstellte, wurde Ensdorf am 23. Juli 1669 zunächst als Priorat des Klosters Prüfening wiedergegründet. 1695 wurde es wieder zur eigenständigen Abtei erhoben. Erster Abt wurde der ehemalige Tegernseer Abt Bonaventura Oberhuber. Er regierte in Ensdorf bis 1716.

Neubau der Kirche

Ab 1694 kam es zum Neubau der jetzigen Kirche, die aber erst am 8. Oktober 1717 eingeweiht werden konnte. Vor allem der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) ließ die Bauarbeiten ins Stocken geraten. Aber auch, dass Abt Oberhuber seit 1699 auch Abt des Klosters Reichenbach wurde und Ensdorf von dort aus administrierte, sowie der der Tod des vermuteten ersten Baumeisters Wolfgang Dientzenhofer († 1706) dürften den Bau verlangsamt haben. Erst unter dem aus Amberg stammenden Administrator Anselm Meiller gingen die Arbeiten wieder zügig voran.

Für die Gemälde des Hochaltars wurde Johann Gebhard von Prüfening engagiert. Für die Deckengemälde wurde Cosmas Damian Asam ausgewählt, der hier sein erstes großes Werk vollendete. Das Hauptfresko ist mit 1714 signiert. Auch der Vater Hans Georg Asam war als Maler vorgesehen, starb jedoch 1711 im nahegelegenen Sulzbach. Die Stuckarbeiten übernahmen die Brüder Thomas, Matthias und Bernhard Ehamb sowie Philipp Jakob Schmuzer. 1715 wurde auch das schlichte Stiftergrabmal fertiggestellt. 1720 erwarb Meiller schließlich eine Madonna mit Kind (um 1500).

Abt Meiller und die Prunksakristei

1716 wurde Anselm Meiller schließlich selbst Abt und hatte dieses Amt bis 1761 inne. 1743 wurde für Meiller wohl durch Kaiser Karl VII., Kurfürst von Bayern, eine geschnitzte Prunksakristei mit Reichsadler ausgeführt. Aus eigenem Vermögen war dies angesichts der Kriegslasten des Klosters im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748) nicht finanzierbar gewesen.

Abt Desing und die Klosterbibliothek

Auf Meiller folgte der Universalgelehrte Anselm Desing als Abt, der das Kloster bis 1772 leitete. Die Zeit zwischen 1716 und 1772 gilt als wissenschaftliche Blütezeit der Klostergemeinschaft. In seiner Zeit wurde die Klosterbibliothek stark erweitert.

Säkularisation 1802

Nach dem Tod von Abt Diepold Ziegler am 21. November 1801, untersagte die Regierung die Abtwahl. Das Kloster wurde am 25. Januar 1802 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst.[1] Die klösterliche Gemeinschaft umfasste zu diesem Zeitpunkt siebzehn Patres und einen Laienbruder und war intakt. Die Immobilien und Gründe gingen in Staatsbesitz über, darunter der Klosterwald und das Hammerwerk Leidersdorf. Die Abteikirche wurde zur Pfarrkirche. Die 7000 bis 8000 Bände starke Bibliothek ging zum großen Teil an die neu gegründete Provinzialbibliothek Amberg, wo sie weiterhin von Joseph Moritz betreut wurde.

Das bischöfliche Ordinariat Regensburg erwarb große Teile der Anlage und richtete das Priesterhaus Xaverianum ein.

Äbte von Ensdorf

Die bekanntesten Äbte von Ensdorf waren:

  • Anselm Meiller (1678-1761; Abt, Historiograph): sein Hauptwerk ist die Vita des heiligen Otto von Bamberg, die gleichzeitig eine Geschichte des Klosters Ensdorf ist. Sie ist dem maurinischen Wissenschaftsideal verpflichtet.
  • Anselm Desing (1699-1772; Abt, Polyhistor, Autor): Seine Werke umfassten die Geschichte, die Pädagogik, das Kirchenrecht und die Rechtsphilosophie. Außerdem beschäftigte er sich mit der Astronomie, der Mathematik, der Physik und der Technik. Er sammelte mathematische und physikalische Instrumente und fertigte sie zum Teil selbst an.
  • Diepold Ziegler (1728-1801; letzter Abt, Pädagoge): Der vormalige Professor für Philosophie, biblische Sprachen und Exegese errichtete 1778 ein sogenanntes Pädagogikum[1], eine "Erziehungsschule für tüchtige Schulmeister".

Für weitere Äbte siehe: Liste der Äbte von Ensdorf

Weitere bekannte Ensdorfer Benedikter

Niederlassung der Salesianer Don Boscos 1920 bis heute

1920 übernahmen die Kongregation der Salesianer Don Boscos die Anlage und errichteten darin ihr Noviziat.

Von 1959 bis 1996 gab es im Kloster die Unterstufe eines humanistisches Gymnasiums mit Internat. Organisatorisch war es dem Marianum Buxheim zugeordnet und wurde lange Jahre von P. Andreas Dietz geleitet, der nach der Schließung bis zu seinem Tod im März 2010 mit vielen seiner ehemaligen Schüler in Briefkontakt blieb. Das Gymnasium unterhielt vor allem in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts einen bekannten Knabenchor und ein Blasorchester unter der Leitung von P. Schachner. Bis heute spielt die musikalische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen eine wichtige Rolle.

Das Kloster beheimatet ein Jugendbildungshaus („Haus der Begegnung“), eine Umweltstation und eine Umwelt-Musik-Werkstatt. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf Orientierungstagen, Schullandheimaufenthalten und Schöpfungsbildung.

Auf dem Klostergelände angesiedelt, aber der Don Bosco Medien GmbH zugehörig, gibt es außerdem noch die Druckerei. Der ehemalige Klostergutshof gehört nicht mehr zum Kloster, die Gärtnerei war zwischenzeitlich verpachtet, und ist im Moment aufgelassen. Derzeit leben im Kloster ca. 20 Ordensangehörige.

Ein Salesianer Don Boscos ist zur Zeit Pfarrer von Ensdorf. Er und die umliegenden Pfarreien werden von den Patres in der Pfarrseelsorge unterstützt.

Bekannte Salesianer mit Bezug zum Kloster Ensdorf

Jakobsweg

Das Kloster Ensdorf ist eine seit dem Mittelalter bekannte Pilgerstation auf dem Jakobsweg durch die Oberpfalz nach Santiago de Compostela. Vom heutigen Grenzübergang Tillyschanz bei Eslarn an der tschechischen Grenze über Schwandorf kommend, führt der Weg über Nürnberg und Ansbach nach Rothenburg ob der Tauber. Dort mündet der Weg in den Fränkischen Weg, der von Fulda über den Kreuzberg nach Würzburg und von dort über Ochsenfurt und Uffenheim nach Rothenburg geht. Der Fränkische Albverein pflegt die Beschilderung zu dem fast 200 km langen Wanderweg von Ensdorf nach Rothenburg ob der Tauber.

Totenrotelsammlung des Klosters Ensdorf

Die Totenrotelsammlung des Klosters Ensdorf (1716-1789) mit 1497 Totenroteln auf sieben Foliobänden wird seit der Säkularisation in der Provinzialbibliothek Amberg aufbewahrt.[2]

Orgeln

Das Faßwerk der heutigen großen Orgel stammt aus dem Jahr 1739 durch die Orgelbauer Lidmann und Letzsch. Das heutige Orgelwerk der Firma Binder wurde 1913 eingebaut. Außerdem steht in der Kirche eine kleine Manderscheidt-Orgel.

Literatur

Über das Kloster Ensdorf
  • Hans Zitzelsberger: Chronik von Ensdorf. Gemeindeverwaltung, Ensdorf 1991.
Über einzelne Ensdorfer Benediktiner
  • Manfred Knedlik, Georg Schrott (Hrsg.): Anselm Desing (1699-1772). Ein benediktinischer Universalgelehrter im Zeitalter der Aufklärung. Verlag Lassleben, Kallmünz 1999, ISBN 3-7847-1167-7.
  • Manfred Knedlik, Alfred Wolfsteiner (Hrsg.): Literarische Klosterkultur in der Oberpfalz. Festschrift zum 300. Geburtstag von P. Odilo Schreger. Verlag Lassleben, Kallmünz 1997, ISBN 3-7847-1163-4.
  • Dietmunda Kagermeier: Joseph Moritz. 1769-1834. Eisele Verlag, Augsburg 1934 (zugl. Dissertation, Universität München 1934).
Über die Totenrotelsammlung
  • Manfred Knedlik, Die Totenrotelsammlung der Benediktinerabtei Ensdorf in der Staatlichen Bibliothek Amberg, in: Sitz der Weisheit. 200 Jahre Provinzialbibliothek Amberg. Verlag Lassleben, Kallmünz 2005, ISBN 3-7847-1187-1, S. 135–145.
Über die Bibliothek
  • Walter Lipp, Die Bibliothek des Klosters Ensdorf im Zeitalter des Spätbarock und der Aufklärung bis zur Auflösung 1802, in: Manfred Knedlik, Alfred Wolfsteiner (Hrsg.): Literarische Klosterkultur in der Oberpfalz. Festschrift zum 300. Geburtstag von P. Odilo Schreger. Verlag Lassleben, Kallmünz 1997, ISBN 3-7847-1163-4, S. 133-164.
Von einzelnen Ensdorfer Benediktinern
  • Odilo Schreger (Autor), Manfred Knedlik (Hrsg.), Alfred Wolfsteiner (Hrsg.): Speiß-Meister Oder Nutzlicher Unterricht Von Essen und Trincken. Verlag Lassleben, Kallmünz 2007, ISBN 978-3-7847-1205-5 (Nachdr. d. Erstausg. München 1766).
Hörbuch
  • Odilo Schreger: Merckwürdigkeiten Von Unvernünfftigen Thieren. kdg mediatech, Elbigenalp 2005 (1 CD, gesprochen von Manfred Brunner; HB 70900)

Einzelnachweise

  1. a b Josef Hemmerle: Die Benediktinerklöster in Bayern. Winfried-Werk, Augsburg 1970, S. 92.
  2. Totenrotelsammlung des Klosters Ensdorf. in der Bayerischen Landesbibliothek

Weblinks

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