Knivsberg

Knivsberg
Knivsberg

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BWf1

Höhe 97 m
Lage Gemeinde Aabenraa, Nordschleswig, Dänemark
Gebirge Östliches Hügelland
Geographische Lage 55° 8′ 5″ N, 9° 26′ 33″ O55.1347222222229.442597Koordinaten: 55° 8′ 5″ N, 9° 26′ 33″ O
Knivsberg (Syddanmark)
Knivsberg

Der Knivsberg bei Apenrade ist mit 97 m über NN eine eiszeitliche Erhebung in Nordschleswig (dänisch: Nordslesvig oder Sønderjylland) im Süden von Dänemark. Von hier hat man gute Rundumsicht auch über die Ostsee. Der Name Knivsberg hat nichts mit dem dänischen Wort „kniv“ (deutsch: Messer) zu tun. Die ursprüngliche Bezeichnung war „Knuvbjerre“, was soviel heißt wie eine aus der Ebene emporragende „feste Masse mit abgerundeter Spitze“.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Man geht davon aus, dass der Berg schon in vorgeschichtlicher Zeit wegen seiner Höhe als Thingplatz oder Kultstätte genutzt worden ist. Alle diesbezüglichen Überlegungen gehören jedoch in den Bereich der Spekulation. Ausgrabungen haben nicht stattgefunden, fest steht aber, dass der Knivsberg mit 97 Metern über NN (heute durch Aufschüttung 100 Meter) die höchste Erhebung Nordschleswigs ist. Vermutungen über eine vorgeschichtliche Rolle sind somit nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen.

Die Geschichte der Knivsbergfeste beginnt mit einem Vorschlag von Pastor Jessen, Süderwilstrup. Er regte anlässlich eines Volksfestes auf der Insel Kalö (dänisch: Kalvø) in der Gjenner Bucht (dänisch: Genner Fjord) 1893 an, künftig auf dem Knivsberg deutsche Volksfeste abzuhalten.

Sein Vorschlag wurde sehr bald in die Tat umgesetzt, der Berg mitsamt dem umliegenden Gelände für 6.750 Mark gekauft und am 11. Oktober 1893 die heute noch bestehende Knivsberggesellschaft gegründet.

Zum ersten Vorsitzenden wählte man den Schiffsreeder und Senator Michael Jebsen aus Apenrade. Als erste Bauten entstanden am Fuß des Berges ein Pferdestall und auf dem Gelände des heutigen Zeltplatzes ein Pavillon. Am 15. Juli 1894 erfolgte die feierliche Einweihung des Berges.

Bismarckturm und -denkmal

Bismarckturm auf dem Knivsberg (1905)

Ein weiterer wichtiger Abschnitt der Geschichte des Knivsberges beginnt mit dem Bau des Bismarckdenkmales, einem der zur damaligen Zeit wohl größten Denkmäler im Deutschen Reich. Hierbei hat sich der erste Vorstandsvorsitzende der Knivsbergesellschaft, Michael Jebsen, besonders verdient gemacht. Er sorgte dafür, dass bei vier Bewerbern die Wahl des Bauortes auf den Knivsberg fiel, indem er mitteilte, dass bereits 10.000 Mark für ein solches Denkmal gesammelt seien. Die Grundsteinlegung erfolgte am 4. August 1895, bis zur Fertigstellung vergingen jedoch noch fast sechs Jahre.

Auf Michael Jebsen, der 1899 verstarb, folgte sein Sohn Jacob Jebsen, der sich als Vorsitzender der Knivsberggesellschaft sehr für den Denkmalbau eingesetzt hat. Am 4. Mai 1901 konnte die Einweihung des Turmes stattfinden.

Hier stand nun ein monumentaler 46 Meter hoher Bismarckturm mit einem von Adolf Brütt in Kupfer getriebenen Bismarck-Standbild (sieben Meter hoch). Unterhalb der Statue waren der deutsche Reichsadler und das Wappen Schleswig-Holsteins mit der Inschrift Up ewig ungedeelt angebracht. Oberhalb der Bismarckbildes war die Inschrift Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt, ein Zitat Bismarcks aus einer Rede vor dem deutschen Reichstage, und die Jahreszahl des gewonnenen Deutsch-Dänischen Krieges 1864 angebracht. Das Standbild wurde aber schon am 13. Mai 1919 wieder abgebaut, da man in der Volksabstimmung für dieses Gebiet eine Entscheidung für Dänemark erwartete. Es steht seit 1930 auf dem Aschberg bei Ascheffel in den Hüttener Bergen in Schleswig-Holstein. Das Denkmal sollte der Knivsberg-Gesellschaft zurückgegeben werden, „wenn die Verhältnisse eine Wiederaufstellung ermöglichen“. Der Turm wurde am 28. August 1945 von der dänischen Widerstandsbewegung mit 850 kg Sprengstoff im Beisein von 40 Männern und zwei Frauen gesprengt. Das von Adolf Brütt für die Denkmalhalle des Turmes 1901 geschaffene Reliefporträt des Senators Michael Jebsen sen. wurde gerettet.

Ganz hatte sich die imposante Anlage jedoch nicht sprengen lassen. Nach den Bonn-Kopenhagener Erklärungen im März 1955 kam es zu einer Einigung zwischen Vertretern der Deutschen Minderheit, der Knivsberggesellschaft und dem dänischen Staatsministerium über die Räumung des Geländes. Die Trümmer wurden, soweit möglich, beseitigt und der Sockel des ehemaligen Denkmales mit Erdreich zugeschüttet. Dadurch hat sich der Knivsberg um die berühmten drei Meter auf 100 Meter über NN erhöht. Aus einigen Gesteinsresten des Bismarckturmes errichtete man die Gedenkmauer, die auf der einen Seite eine Tafel mit den Namen der Mitglieder des Gründungsvorstandes der Knivsberggesellschaft trägt, auf der anderen Seite ein Relief mit einer Darstellung des vormaligen Bismarckturmes.

Gefallenengedenkstätte

Im Januar 1960 begann man eine Sammlung zugunsten des sog. Ehrenhains, einer Gedenkstätte für die Gefallenen der Minderheit in den beiden Weltkriegen. Am 18. August 1962 wurde die schlichte und der natürlichen Umgebung angepasste Gedenkstätte eingeweiht. Sie besteht aus zwölf Tafeln, entsprechend den Kriegsjahren, auf denen jeweils die Jahreszahl und bei den Kriegsfreiwilligen des Zweiten Weltkrieges die Namen der Gefallenen und Vermissten festgehalten sind. Die Namen der im Ersten Weltkrieg Gefallenen befinden sich auf Gedenksteinen und Tafeln in den Dörfern und Städten Nordschleswigs. Des Weiteren besteht die Anlage aus einem Relief, die Landkarte Nordschleswigs darstellend, und einem großen senkrecht aufgestellten Gedenkstein aus Granit.

Knivsbergfeste - Knivsbergspiele

Die Knivsbergfeste - Kivsbergspiele begannen im Sommer des Jahres 1895 und haben seither mit Unterbrechungen während der beiden Weltkriege regelmäßig jedes Jahr stattgefunden. Zunächst spielte man Schlagball, Faustball, Grenzball und ähnliches, später traten Leichtathletik und dann immer mehr das Handballspiel in den Vordergrund. Ab 1922 nahmen die deutschen Jugendbünde die Spiele wieder auf und nach dem Zweiten Weltkrieg war es der heute noch existierende Deutsche Jugendverband für Nordschleswig, der am 29. Juni 1947 das erste Nachkriegs-Knivsbergfest veranstalten konnte. Heute gibt es eine Zweiteilung des Festes: Einerseits findet ein großes Handballturnier mit Mannschaften aus Nordschleswig und Deutschland statt, andererseits gibt es ein buntes Kulturprogramm mit Familienangeboten und angeboten für Kinder auf dem ganzen Berg, drei Tage lang. In der zur Freilichtbühne ausgebauten „Mulde“ wird abschließend ein Festprogramm mit Darbietungen von Musik, Tanz, Gesang, Turnen und einer Festrede, im jährlichen Wechsel von Rednern aus Nordschleswig und Deutschland, gehalten.

Langbehnhaus

Mit der zu Ostern 1931 vorgenommenen Einweihung der Jugendherberge begann ein weiterer Arbeitszweig auf dem Knivsberg. Das Gebäude trägt den Namen des aus Hadersleben gebürtigen Philosophen August Julius Langbehn (1851–1907). Man nannte ihn wegen eines von ihm verfassten Buches (Rembrandt als Erzieher, Von einem Deutschen) den Rembrandtdeutschen. Er gilt in Deutschland als Begründer der Kunstpädagogik.

Der großzügige Spender wollte damals ungenannt bleiben; es ist heute aber kein Geheimnis mehr, dass es sich um den bekannten Hamburger Großkaufmann Alfred Toepfer handelte. Das Grundstück für den Bau stellte die Knivsberggesellschaft unentgeltlich zur Verfügung, die Innenräume zieren Ölgemälde des für seine Karikaturen und Grafiken berühmten deutschen Künstlers A. Paul Weber. Heute dient das Haus als Tagungsgebäude des Jugendhofes Knivsberg.

Michael-Jebsen-Haus - Jugendhof Knivsberg

Mit der Fertigstellung des aus Mitteln der Bundesrepublik Deutschland und der Stiftung Deutsche Jugendmarke erbauten Michael-Jebsen-Hauses 1970 erfolgte ein grundlegender Wechsel in der Zweckbestimmung des Knivsberges. Der Jugendhof Knivsberg, wie die Gesamteinrichtung heute heißt, arbeitet seither als musisch-kulturelles Zentrum des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig. Darüber hinaus versteht er sich als Begegnungs-, Freizeit- und Bildungsstätte der Deutschen Minderheit in Dänemark. Das weitgefächerte Programm an Kursen, Seminaren und Aktivitäten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene veröffentlicht der Jugendhof in der von ihm herausgegebenen „Brücke“. Die Einrichtung steht mit ihren Unterbringungsmöglichkeiten und Tagungsräumen Gästen aus Deutschland und Dänemark sowie Gruppen anderer europäischer Minderheiten zur Verfügung. Das Michael-Jebsen-Haus erfuhr in den Jahren 1985–1987 und 2006–2007 eine bauliche Erweiterung und Sanierung, die aus bundesdeutschen Mitteln finanziert wurden, die jüngste Maßnahme zur Hälfte aus Mitteln der Gemeinnützigen Hermann-Niermann-Stiftung

Literatur

  • Max Erhardt: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Eisenach/ Leipzig 1903
  • 100 Jahre Knivsbergfest. Sonderbeilage. In: Der Nordschleswiger - Die deutsche Tageszeitung in Dänemark, 49. Jahrgang, Nr. 133 vom 11. Juni 1994
  • Harboe Kardel: Knivsbergfeste-Knivsbergspiele, 1971
  • Nis-Edwin List-Petersen: Jugendhof Knivsberg - Bildungsstätte des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig, Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, 1982
  • Jürgen Ostwald (Hrsg.): Der Knivsberg - 100 Jahre deutsche Versammlungsstätte in Nordschleswig Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co, Heide, 1994

Siehe auch

Weblinks


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