Kolin

Kolin
Kolín
Wappen von Kolin
Kolín (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Středočeský kraj
Bezirk: Kolín
Fläche: 3498 ha
Geographische Lage: 50° 2′ N, 15° 12′ O50.02805555555615.200555555556220Koordinaten: 50° 1′ 41″ N, 15° 12′ 2″ O
Höhe: 220 m n.m.
Einwohner: 30.823 (2006)
Postleitzahl: 280 02
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 10
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Jiří Buřič
Adresse: Karlovo nám. 78
28012 Kolín
Website: www.mukolin.cz
Rathaus von 1494, 1887-1889 historistisch restauriert
Marktplatz mit Kirche St. Bartholomäus

Kolín (deutsch Kolin älter auch Köln an der Elbe) ist eine Stadt in der Mittelböhmischen Region, etwa 35 km östlich von Prag. Die Stadt liegt an der Elbe sowie an einer wichtigen Eisenbahnkreuzung. Bis 1995 lag bei ihr das obere Ende der Elbschifffahrt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gegründet durch den böhmischen König Přemysl Otakar II., fand die Stadt die erste Erwähnung im Jahre 1261. Unter den Königen Karl IV. und Wenzel IV. erhielt die Stadt zahlreiche Privilegien und prosperierte beträchtlich. Sie gehörte zu den bedeutendsten Königsstädten in Böhmen. Im Jahre 1437 wurde hier eine Burg errichtet, die später zu einem Schloss und einer Brauerei umgebaut wurde. Bedřich von Strážnice verkaufte 1458 die Herrschaft Kolín dem böhmischen König Georg von Podiebrad. 1472 erbte dessen Sohn Viktorin von Münsterberg die Kolín. Dieser überliess die Herrschaft 1475 seinem Bruder Hynko, der sie noch im selben Jahre dem Matthias Corvinus überließ, der Kolín zu seinem böhmischen Stützpunkt wählte. Bis 1477 waren in der ganzen Herrschaft ungarische Truppen stationiert. Entsprechend eines mit Vladislav II. geschlossenen Vergleichs fiel Kolín 1487 der Böhmischen Krone zu und wurde Sitz eines königlichen Kreishauptmanns. Später wurde die Herrschaft verpfändet und gehörte u. a. von 1531 bis 1536 den Pernsteinern. 1556 überließ Ferdinand I. Kolín seinem Feldherrn Karl von Zierotin als Pfand. Dessen Sohn Kaspar Melchior verkaufte die Herrschaft 1591 an Kaiser Rudolf II.. 1611 erhielt Wenzel Graf Kinsky Kolín von Matthias II. als Dankgeschenk für die Unterstützung beim Sturz seines Bruders. Kinsky fiel wenig später bei Kaiser Matthias in Ungnade und wurde 1615 zum Tode und Verlust seiner Güter verurteilt. Er floh nach Krakau und wurde später zu lebenslangem Kerker begnadigt. 1618 kehrte er nach Böhmen zurück und konnte die Herrschaft Chlumetz wiedererlangen. Die Herrschaft Kolín wurde 1628 an die Herrschaft Poděbrady angeschlossen. Zwischen 1705 und 1745 war die Herrschaft an das Fürstentum Salzburg verpfändet. 1750 wurde in Kolín wieder ein Burgvogt ansässig, der dem Hauptmann von Poděbrady untergeordnet war.

Am 18. Juni 1757 ereignete sich die Schlacht von Kolín, in der die Österreicher die Preußen unter Friedrich dem Großen schlugen. Im Zuge der Josephischen Reformen erfolgte die Aufhebung aller fünf zur Herrschaft Kolín gehörigen Höfe, und die Ländereien wurden aufgeteilt. Die verbliebenen Güter der Herrschaft wurden 1827 an den aus Wallern stammenden Textilfabrikanten Jacob Veith verkauft, der es durch die Produktion von Piquéwaren zu großem Reichtum gebracht hatte. Veith, der in den erblichen Freiherrnstand erhoben war, verstarb 1833. Das Erbe, zu dem insgesamt drei Herrschaften gehörten, trat sein Sohn Wenzel Baron Veith († 1852) an. Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaft wurde Kolín 1850 zum Sitz eines Bezirkes. Veiths Erben verkauften die Güter in Kolín 1862 an Franz Horsky, der 1870 eine Zuckerfabrik gründete. Sein Enkel Adolf Richter ließ 1894 die 10,6 km lange schmalspurige Kolíner Rübenbahn errichten, die von der Zuckerfabrik zum Franzenshof (Františkov) und über Býchory zum Eleonorenhof (Eleonorov) führte. 1922 stellte die Zuckerfabrik den Betrieb ein. 1966 erfolgte die Stilllegung der Rübenbahn und der teilweise Abbau der Strecke.

Ortsteile

Die Stadt gliedert sich gegenwärtig in zehn Ortsteile:

  • Kolín I - das historische Zentrum mit den meisten Sehenswürdigkeiten
  • Kolín II - die sog. Prager Vorstadt im Westen, mit der größten Siedlung und den meisten Einwohnern der Stadt
  • Kolín III - die sog. Kouřim-Vorstadt im Süden
  • Kolín IV - die sog. Kuttenberger Vorstadt im Osten, mit Bahnhof und Busbahnhof
  • Kolín V - Zálabí, die flächenmäßig größte Vorstadt am rechten Elbeufer
  • Kolín VI - die sog. Štítary-Vorstadt, ein Villenviertel aus der Zwischenkriegszeit
  • Štítary - früher eigenständige Gemeinde, mit archäologischen Funden aus der Keltenzeit und Bronzezeit
  • sowie die ebenfalls ehemaligen eigenständigen Gemeinden Zibohlavy, Šťáralka und Sendražice

Wirtschaft

Die industrielle Produktion umfasst heute einige Betriebe der chemischen und petrochemischen Industrie, der Lebensmittel- und polygraphischen Industrie sowie der Maschinen- und Automobilindustrie.

Seit Februar 2005 befindet sich am nördlichen Stadtrand eine Automobilproduktion des Konsortiums TPCA (Toyota-Peugeot-Citroën Automobile), die 2007 eine Jahresproduktion von 300.000 Pkw erreichen sollte. 2006 wurden hier 293.650 Autos gebaut. Fast die gesamte Produktion wird exportiert.[1]

Sehenswürdigkeiten

Das historische Zentrum der Stadt steht unter Denkmalschutz.

  • Karlsplatz und die umliegenden Straßen
  • Jüdisches Ghetto
  • Gotische Kathedrale St. Bartholomäus aus dem 13. Jahrhundert, erbaut von Peter Parler und restauriert von Josef Mocker. Das Gemälde des Hauptaltars schuf Josef Kramolín.
  • Synagoge von 1642
  • Kolín beherbergt auch den zweitgrößten und zweitältesten jüdischen Friedhof in Böhmen (1418) mit etwa 2600 Gräbern.

Partnerstädte

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten

  • Peter Parler (1330 oder 1333–1399), Architekt und Dombaumeister
  • Jakub Vlk († 1439), radikaler hussitischer Priester
  • Bedřich Hrozný (1879–1952), tschechischer Linguist und Orientalist
  • Ambrož Hradecký († 1439), tschechischer hussitischer Priester und Politiker
  • František Kmoch (1848–1912), Komponist

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. tpca about us (englisch)

Weblinks



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