Anerriphtho kybos

Anerriphtho kybos

alea iacta est ist lateinisch und bedeutet wörtlich übersetzt „Der Würfel ist geworfen worden“.

Die traditionelle deutsche Übersetzung lautet jedoch frei „Der Würfel ist gefallen!“ oder „Die Würfel sind gefallen!“, wobei der Lateiner eher das Passiv, der Deutsche hingegen eher das Aktiv bevorzugt.

Inhaltsverzeichnis

Quelle des Sprichworts

Das Sprichwort ist in dieser Version erstmals beim Biographen Sueton belegt: Am 10. Januar 49 v. Chr. erschien Gaius Iulius Caesar mit seiner Armee am Rubikon, dem Grenzfluss zwischen der Provinz Gallia cisalpina und Italien, das kein römischer Feldherr mit seinen Truppen betreten durfte. Zunächst soll Caesar gesagt haben:

„Etiam nunc regredi possumus; quod si ponticulum transierimus, omnia armis agenda erunt.“

„Noch können wir zurück; wenn wir diese kleine Brücke überschreiten, wird alles mit Waffen auszutragen sein.“

Sueton: Divus Iulius, 31

Während er noch unschlüssig dastand, soll ein Hirte herangekommen sein, einem Soldaten die Trompete entrissen, den Fluss überschritten und Alarm geblasen haben. Daraufhin habe Caesar gesagt:

„Eatur quo deorum ostenta et inimicorum iniquitas vocat. Iacta alea est.“

„Dorthin führt der Weg, wohin die Zeichen der Götter und die Schandtaten der Feinde rufen. Geworfen ist der Würfel.“

Sueton: Divus Iulius, 32f

Der heute üblichen Bedeutung des Ausspruchs entsprechend soll Caesar damit die Unabänderlichkeit der aus der Überschreitung des Rubikon folgenden Ereignisse heraufbeschworen haben, im Sinne von „Die Entscheidung ist gefallen“, „Es gibt kein Zurück mehr“.

Andere Quellen

Plutarch

Plutarch berichtet:

„[7] […] πολλὰ δὲ καὶ τῶν φίλων τοῖς παροῦσιν, ὧν ἦν καὶ Πολλίων Ἀσίνιος, συνδιηπόρησεν, ἀναλογιζόμενος ἡλίκων κακῶν ἄρξει πᾶσιν ἀνθρώποις ἡ διάβασις, ὅσον τε λόγον αὐτῆς τοῖς αὖθις ἀπολείψουσι. [8] τέλος δὲ μετὰ θυμοῦ τινος ὥσπερ ἀφεὶς ἑαυτὸν ἐκ τοῦ λογισμοῦ πρὸς τὸ μέλλον, καὶ τοῦτο δὴ τὸ κοινὸν τοῖς εἰς τύχας ἐμβαίνουσιν ἀπόρους καὶ τόλμας προοίμιον ὑπειπὼν „ἀνερρίφθω κύβος,“ [anerriphtho kybos] ὥρμησε πρὸς τὴν διάβασιν“

„[7] […] Lange unterhielt er [Caesar] sich mit seinen Freunden, die ihn begleiteten, darunter Asinius Pollio. Er führte die Übel vor Augen, die die Überquerung des Flusses zur Folge haben könnte, und welches Urteil die Nachwelt über ihn fällen würde. [8] Schließlich verwarf er voll Leidenschaft alle Berechnungen und überließ sich dem, was kommen würde. Dabei sprach er die Worte derer, die einem ungewissen und gefährlichen Schicksal entgegengehen: ‚Hochgeworfen sei der Würfel‘ und setzte sich zur Überquerung in Bewegung.“

Plutarch: Leben des Caesar, 32, 7f

In der Übersetzung von Xylander taucht der futurische Imperativ auf:

„[7] […] multa etiam cum amicis, inter quos fuit Asinius Pollio, commentatus, quantorum malorum omnibus hominibus istius fluvii transitus esset praebiturus initium, et quae de eo iudicia posteritatis futura essent. [8] Tandem animi fervore quodam, veluti eventui se valere iussis rationibus committens, ac praefatus id, quod solent qui dubiae se fortunae et incertis periculis credunt: Iacta esto alea, transiit amnem; “

Plutarch: Leben des Caesar, 32, 7f; Übers. Wilhelm Xylander (1567)

Die Erwähnung von Asinius Pollio deutet darauf hin, dass Plutarch sich bei seinem Bericht auf Pollio als Augenzeugen stützte, da zudem bekannt ist, dass Pollio später ein (heute verlorenes) Geschichtswerk über den Bürgerkrieg verfasst hat. Der Satz „Hochgeworfen sei der Würfel“ war anscheinend eine bei Spielern und Glücksrittern übliche Phrase.

Im Leben des Pompejus berichtet Plutarch, dass der Ausspruch auf Griechisch gefallen ist:

„Ἑλληνιστὶ πρὸς τοὺς παρόντας ἐκβοήσας, "Ἀνερρίφθω κύβος," [anerriphtho kybos] διεβίβαζε τὸν στρατόν.“

„Er [Caesar] sprach mit lauter Stimme in griechischer Sprache zu den Anwesenden ‚Hochgeworfen sei der Würfel‘ und führte das Heer hinüber.“

Plutarch: Leben des Pompejus, Kap. 60

Appian

Appian erwähnt das Zitat invertiert und mit Artikel:

„καὶ πρὸς τοὺς παρόντας εἶπεν ἀνενεγκών: "ἡ μὲν ἐπίσχεσις, ὦ φίλοι, τῆσδε τῆς διαβάσεως ἐμοὶ κακῶν ἄρξει, ἡ δὲ διάβασις πᾶσιν ἀνθρώποις." καὶ εἰπὼν οἷά τις ἔνθους ἐπέρα σὺν ὁρμῇ, τὸ κοινὸν τόδε ἐπειπών: "ὁ κύβος ἀνερρίφθω." [ho kybos anerriphtho]“

„Wieder aufmerkend sprach er [Caesar] zu den Anwesenden: ‚Auf diese Überquerung zu verzichten, meine Freunde, wird das schlimmste Übel für mich sein, sie zu unternehmen, das schlimmste Übel für alle Menschen.‘ Dann, wie von einer Eingebung durchdrungen, sagte er diesen geläufigen Satz: ‚Der Würfel sei hochgeworfen!‘“

Appian: Die Bürgerkriege II, 35

Auch hieraus geht hervor, dass es sich um eine oft verwendete Redensart handelte.

Menander

Gemäß Athenäus von Naukratis stammt dieser Satz von Menander:

„Α. […] οὐ γαμεῖς, ἂν νοῦν ἔχῃς, τοῦτον καταλείπων τὸν βίον. Γεγάμηκα γὰρ καὐτος · διὰ τοῦτό σοι παραινῶ μὴ γαμεῖν.
Β. Δεδογμένον τὸ πρᾶγμ' · ἀνερρίφθω κύβος [anerriphtho kybos].“

„A: Wenn du Verstand hast, heiratest du nicht und gibst nicht das Leben auf, das du führst. Ich war verheiratet, deshalb rate ich dir, es nicht zu tun.
B: Warten wir die Sache ab. Der Würfel werde geworfen!“

Menander: Arrephoros oder Auletris zitiert nach Athenäus von Naukratis Gastmahl der Gelehrten XIII, 8

Historisch korrekt

Historisch gesehen ist die Episode rund um die Überschreitung des Rubikon folgendermaßen zu sehen: Den römischen Feldherren war es verboten, sich mit bewaffneten Truppen Rom zu nähern. Der Rubikon war die Grenze, an der diese entmilitarisierte Zone begann. In Rom brodelte es schon eine ganze Weile und Caesar überquerte schließlich trotz Verbots am 10. Januar 49 v. Chr. den Rubikon und schlug seinen Konkurrenten Gnaeus Pompeius Magnus und Teile des Senats in die Flucht, da diese zuvor Caesars Sturz vorbereitet hatten.

Der Ausspruch bezieht sich einerseits auf die nun begangene Gesetzesübertretung, die sich nicht ohne weiteres rückgängig machen ließ (der Würfel ist in der Luft und nicht mehr in der Hand / im Becher), andererseits auf die Gewagtheit des Unternehmens, denn der Erfolg war keineswegs garantiert (der Würfel kann auf jede Seite fallen – gerade hier ist die Differenz zu „alea iacta est“ in heutiger Verwendung deutlich).

Näheres zum geschichtlichen Kontext im Artikel Julius Caesar (Bürgerkrieg)

Syntaktische Fehlinterpretationen

Häufige Falschschreibungen sind:

  • „Aleum iactum est“ (unter der falschen Annahme, dass Alea der Plural von Aleum sei. Dabei ist die Endung „-a“ lediglich Indiz dafür, dass es sich um ein feminines Substantiv handelt.)
  • „Alea iacta sunt“ (wie oben, aber im Plural)

Syntaktisch richtig wäre als Plural die Schreibweise „Aleae iactae sunt“. Diese wird aber nicht verwendet, da schon mit alea mehrere Würfel gemeint sein können (alea lässt sich auch mit „Würfelspiel“ übersetzen). Aleae hingegen bezeichnet mehrere Würfelspiele. Tatsächlich ist alea also ein Wort, das sowohl den Singular als auch den Plural darstellen kann. In jedem Fall steht das dazugehörige Verb jedoch im Singular. Demzufolge ist die Übersetzung „die Würfel sind gefallen“ dennoch zulässig und nicht falsch.

Siehe auch

Weblinks


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