Konsonantenalphabet

Konsonantenalphabet

Unter Konsonantenschriften oder Konsonantentext versteht man eine Schrift, die nur mit Konsonanten geschrieben wird, unter Weglassung der Vokale. Der Text wird dadurch schwerer lesbar und ist stellenweise wegen der abweichenden Vokalisierungen nicht mehr eindeutig.

Die Konsonantenschrift wird vor allem zur Schreibung semitischer Sprachen verwendet. In neuerer Zeit ist der von Peter T. Daniels geprägte Begriff Abdschaden oder Abdschad-Alphabete gebräuchlich geworden. Der Ausdruck stammt von ‏ابجد‎ abdschad, DMG abǧad den ehemals ersten vier Buchstaben des arabischen Alphabets: Alif, Bāʾ, Dschīm, Dāl (die heute übliche Sortierung des Arabischen ist anders).

Auch in der Stenografie wird mit dieser Verkürzung gearbeitet – besonders in der höchsten Stufe, der Redeschrift.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die so genannten Konsonantenschriften entwickelten sich wahrscheinlich aus ägyptischen Hieroglyphen, die jeweils nur eine, einen einzigen Konsonanten enthaltende Silbe bezeichneten. Die Anfänge der Konsonantenschrift reichen bis in die erste Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends zurück. Die so genannte proto-sinaitische Schrift und die Wadi-el-Hol-Schrift sind die ältesten erhaltenen Beispiele von Konsonantenschriften.

Alle bekannten Abdschaden gehören zur Familie der semitischen Schriftsysteme. Wenn diese Schriften später zum Schreiben nicht-semitischer Schriften angepasst wurden, sind die Vokale ergänzt worden und das Abdschad somit zum Alphabet geworden; das bekannteste Beispiel ist die Entwicklung des Griechischen Alphabets aus der Phönizischen Abdschad.

Funktionsweise

Charakteristisch für Konsonantenschriften ist, dass nur Konsonanten dargestellt werden. Jedoch entwickelte sich früh die Tradition, lange Vokale, die aus Diphthongen (vokalische Doppellaute) hervorgegangen waren, durch die jeweiligen zugrundeliegenden so genannten Halbkonsonanten zu bezeichnen. Auch so genannte Laryngale (von Larynx "Kehle"), die später schwanden, wurden zur Bezeichnung langer Vokale genutzt; desgleichen der Konsonant H, vor allem am Ende eines Wortes.

Die korrekte Aussprache von Wörtern zu erkennen, die in einer Konsonantenschrift geschrieben sind, kann schwierig sein oder gar unmöglich, wenn mehrere Möglichkeiten in Frage kommen, die Vokale zu ergänzen. Um solche Uneindeutigkeiten bei Bedarf auflösen zu können, oder um Lernende zu unterstützen, können hebräische und arabische Texte mittels diakritischer Zeichen vokalisiert werden.

Beispiele

Literatur

  • Harald Haarmann: Universalgeschichte der Schrift, 1991, Frankfurt, New York: Campus, ISBN 3880599556

Siehe auch


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