Korsisch

Korsisch
Korsisch (Corsu)

Gesprochen in

Korsika (Frankreich) , (als Varietät) ferner auf Sardinien (Italien)
Sprecher schätzungsweise 100.000 auf Korsika, 225.000 auf Sardinien, inklusive Zweitsprecher womöglich bis zu 400.000 Sprecher weltweit
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Anerkannte Minderheitensprache in: CorsicaCorsica Korsika
Sprachcodes
ISO 639-1:

co

ISO 639-2:

cos

ISO 639-3:

cos

Korsisch (kors. corsu) ist sprachsystematisch ein Dialekt der Italoromania. Die nördlichen Dialekte Korsikas sind mit dem toskanischen Italienisch, die südlichen mit den nordsardischen Dialekten Sassaresisch und Galluresisch verwandt. Korsisch wurde ursprünglich nur in der mündlichen Kommunikation verwendet. Ihm stand Italienisch als Schriftsprache gegenüber. Das mündlich verwendete Korsisch wird zunehmend durch die offizielle Amtssprache Französisch verdrängt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die sich nur allmählich durchsetzende Latinität schloss auf der Basis des gemeinsamen vorrömischen (u.a. libyschen, phönizischen, etruskischen) Substrats die Inseln Korsika und Sardinien zu einem Sprachgebiet zusammen und orientierte Korsika nach Mittel- und Süditalien. Die sprachliche Einheit mit der Nachbarinsel [Sardinien] zerbrach ab dem 9. Jahrhundert, als beide Inseln unter unterschiedlichen politischen Einfluss gerieten. Korsika ging zunächst in den Machtbereich Pisas ein. In der Seeschlacht von Meloria (1289) verlor Pisa die Insel an Genua. Die sprachliche 'Toskanisierung' Korsikas hielt während der genuesischen Periode (1289-1768) an, da Genua die toskanisch basierte Schriftsprache verwendete. Als 1768 Korsika an Frankreich überging, begann die kulturelle und sprachliche 'Französisierung' der Insel.

1852 wurde die Schriftsprache Italienisch aus allen offiziellen Bereichen verbannt. Dies und die Einführung der allgemeinen Schulpflicht (1882) waren u.a. Maßnahmen, die zur Erstarkung des Französischen und zur Schwächung des Korsischen (und Italienischen) führten. Der Schwund des Italienischen als Schrift- und identitätsstiftende Kultursprache brachte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein eigenes, auf dem korsischen Idiom basiertes Identitätsbewusstsein, das sich sprachlich in der zunehmenden Produktion korsischer, meist literarischer Texte äußert. Dieses erste Aufblühen des Korsischen in schriftlichen Texten, das unter soziolinguistischen Aspekten als 'Vorausbauphase' bezeichnet werden kann, erfolgte nicht im Rahmen institutionell gelenkter, sprachplanerischer Aktivitäten.

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erfuhr der Wille, das Korsische als Schriftsprache auszubauen, eine politische Umdeutung, die sich in der Gründung der sich für die Autonomie Korsikas einsetzenden Partei 'Partitu corsu d'azzione' spiegelte. Diese politische Organisation ging aus dem Kreis um die Zeitung 'A Muvra' (Der Mufflon) hervor, die mit ihrem 'corsisme' einen ideologischen Gegenpart zum stärker frankophil orientierten 'cyrneisme' des Almanachs 'Annu Corsu' (später Année Corse) bildete.

1973 gründete Jean Rocchi die "scola aperta", freiwillige Sommerschulen für Kinder, die das in der Schule verbotene Korsisch lernen wollten. Korsisch wurde zu einem wichtigen Symbol der Identität der Korsen. 1974 wurde Korsisch von der Französischen Republik im Rahmen der Novellierung des Loi Deixonne als Regionalsprache anerkannt und wird mittlerweile in begrenztem Umfang in den Schulen unterrichtet. Seit 1989 hat das Korsische den Status einer dem Französischen gleichberechtigten Verwaltungssprache; viele Korsen streben jedoch eine weitere Institutionalisierung und damit eine Situation der offiziellen Zweisprachigkeit an.

Sprecherzahl

Die Angaben zu den Sprecherzahlen des Korsischen schwanken stark. Man schätzt unter anderem, dass es auf Korsika selbst etwa 100.000 Sprecher gibt; hinzu kommen 33.000, die auf dem französischen Festland leben. Rechnet man die Sprecher des Galluresischen (bis zu 100.000) sowie jene des Sassaresischen (bis zu 125.000) hinzu (was jedoch umstritten ist), so ergibt sich eine Gesamtsprecherzahl von 358.000 in Frankreich und Italien. Schätzungen von über 400.000 Sprechern weltweit sind demnach äußerst großzügig.

Die 1981 wiedereröffnete Universität von Corti ist die einzige weltweit, an der zum Teil auf Korsisch gelehrt wird.

Der language code ist nach ISO 639-1 co und nach ISO 639-2 cos.

Literatur

  • FALCUCCI, Francesco Domenico: Vocabolario dei dialetti della Corsica, 1915
  • MARCHETTI, Pascal: Intricciate è cambiarine, Éd. Beaulieu, 1971
  • CECCALDI, Mathieu: Dictionnaire corse-français, Éditions Klincksieck, 1974
  • MARCHETTI, Pascal: Le corse sans peine (U corsu senza straziu), Chennevières sur Marne: Assimil, 1974
  • MELILLO, A.M: Profilo dei dialetti italiani: Corsica, Pisa: Pacini Editore, 1977
  • AGOSTINI, Pàulu Marì:. L'usu di a nostra lingua, 1984
  • FUSINA, Jaques: Les racines de la vie, La Corse naturelle, Paris: Éditions CRITT/DRAE/DRT, 1991
  • FUSINA, Jaques: Parlons Corse, Paris: Éditions L'Harmattan, 1999
  • MARCHETTI, Pascal. L'usu còrsu (diziunariu corsu-talianu-francese), Éditions Stamperia Sammarcelli, 2001
  • DURAND, Olivier: La lingua còrsa, Brescia: Paideia Editrice, 2003 - ISBN 88-394-0674-3
  • MARCHETTI, Pascal: Korsisch - Wort für Wort (Kauderwelsch Band 165), REISE KNOW-HOW Verlag Peter Rump, aus dem französischen Original Le Corse de poche (ASSIMIL France), 2003 - ISBN 3-89416-343-7
  • FABELLINI, Simona: Sprachkonkurrenz auf Korsika von ca. 1852 bis ca. 1920, 2008 (unveröff. Diss).
  • FABELLINI, Simona: "Korsisch", in: Janich, Nina/Greule, Albrecht, Sprachkulturen in Europa, Tübingen, 2002, S. 129-134.

Weblinks

  • Wikipedia Wikipedia auf Korsisch

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