Kottenheim

Kottenheim
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Ortsgemeinde Kottenheim
Kottenheim
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Kottenheim hervorgehoben
50.3502777777787.2563888888889194
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Mayen-Koblenz
Verbandsgemeinde: Vordereifel
Höhe: 194 m ü. NN
Fläche: 6,07 km²
Einwohner:

2.772 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 457 Einwohner je km²
Postleitzahl: 56736
Vorwahl: 02651
Kfz-Kennzeichen: MYK
Gemeindeschlüssel: 07 1 37 055
Adresse der Verbandsverwaltung: Kelberger Straße 26
56727 Mayen
Webpräsenz: www.kottenheim.de
Ortsbürgermeister: Toni Schüller (SPD)
Lage der Ortsgemeinde Kottenheim im Landkreis Mayen-Koblenz
Karte

Kottenheim ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Vordereifel an.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Kottenheim liegt in der oberen (westlichen) Pellenz, etwa 4 Kilometer nordöstlich von Mayen auf der Verkehrsachse Mayen-Andernach und besitzt Basaltgrubenfelder, die zu einem Naherholungsgebiet ausgestaltet wurden. Zahlreiche Häuser, Vorgärten und öffentliche Plätze im Ort sind durch Basaltskulpturen ausgeschmückt. Kottenheim gehört der Verbandsgemeinde Vordereifel an, die überwiegend die Fläche der Vordereifel westlich von Mayen abdeckt, obwohl die Gemeinde von Charakter, soziologischer und infrastruktureller Ausprägung eher der Pellenz nahe steht. Als Besonderheit kann auch die weithin bekannte Leistung des Karnevalsvereins genannt werden. Kottenheim erscheint damit als Hochburg des regionalen rheinischen Karnevals.

Infrastruktur

Geschichte

Bahnhof Kottenheim 1892
Bahnhof Kottenheim 2010

Erstmals wurde Kottenheim im Jahre 1008 gleich in zwei Urkunden erwähnt (Cutinheim, Cuttenheim). Im Jahr 1008 schenkte Erzbischof Magingaud der St. Martinskirche in Münstermaifeld Wingerte zu 13 Fuder Wein in Kottenheim. Ebenfalls aus diesem Jahr stammt die Mitteilung, dass Juta von Monreal in Kottenheim Wein kaufte. 1733 wurde eine namentliche Aufzeichnung der Weinbergbesitzer mit der Anzahl der Weinstöcke erstellt. Es gab 105 Personen, die - wohl nur im Nebenberuf - Weinbau betrieben. Die letzte Erwähnung des Weinanbaus in Kottenheim stammt von 1794, als Graf Metternich aus seinem Anteil am Zehnten zwei Fuder Wein bezog. Auch heute zeugen Flurnamen (Wingert) noch vom Weinanbau.

Im frühen Mittelalter hat das Dorf möglicherweise aus zwei getrennten ursprünglich fränkischen Siedlungen beiderseits eines Hügelrückens bestanden, auf dem die Einwohner gemeinsam eine Kirche bauten und damit das Dorf als solches schufen. Noch bis etwa 1990 wurden in den beiden Teilen (genannt Kottenheim-Dorf und Kottenheim-Stadt) gemeinsam, aber auch für sich zwei getrennte Kirmesfeiern (St. Nikolaus und St. Antonius) und zwei gleichzeitige aber örtlich verschiedene St.-Martins-Feuer ausgerichtet.

Im Mittelalter besaß eine ritterliche Adelsfamilie einen Hof in Kottenheim. Das Wappen dieser Adelsfamilie stellt noch heute das Wappen der Ortsgemeinde dar. Die Beschreibung dieses Wappens lautet: 'Ein Quergeteilter Wappenschild, oben weiß, unten schwarz, belegt mit einem goldenen Lilienstabkreuz mit acht Stäben. Die Wappenzier besteht aus einem Helm und einem sich nach rechts wendenden, wachsenden Schwan mit einem schwarzen und einem weißen Flügel. Die erste Urkunde, die mit diesem Wappen besiegelt wurde, stammt von Lantzlot von Kottenheim, der erstmals 1394 erwähnt wurde und 1448 starb.

Ein weiterer bedeutender Nachkomme dieses Adelsgeschlechtes war der Junker Konrad Schilling von Lahnstein, dessen Mutter Margarethe von Kottenheim war. Junker Konrad schenkte den Kottenheimer Bürgern seine anliegenden Waldbesitzungen, weswegen er bis heute in gutem Ansehen der Gemeinde steht. Seine erstaunlich gut erhaltene Grabplatte aus dem Jahr 1539, die sein Bildnis zeigt, ist heute in die Wand der Pfarrkirche St. Nikolaus eingelassen. Ein Standbild auf einem Brunnensockel am Ende der Junker-Schilling-Straße im Ortskern sowie eine in einen großen Basaltfindling eingravierte und gefärbte Abbildung im Kottenheimer Wald (Naherholungsgebiet "Auf der Birk") zeigen ebenfalls den Junker und erklären die Schenkung des Waldes.

Am 29. Mai 1880 wurde die Bahnstrecke Niedermendig – Mayen - Ost offiziell eröffnet. Um einen Bahnhof zu erhalten, musste die Gemeinde neben einem Betrag von 1500 Mark an die Aktionäre auch die zum Bahnbau benötigen Flächen im Wald unentgeltlich abgeben.

Seit 1952 wird in Kottenheim regelmäßig das Kröbbelchesfest gefeiert (siehe unten).

Kleine Geschichte der Not und Plagen

Das Leben im 17. und 18. Jahrhundert, teilweise auch das 19. Jahrhundert, war häufig durch Not und Plagen gekennzeichnet (frühere schriftliche Quellen liegen nicht vor). Zwar soll Kottenheim vom Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) kriegerisch wenig in Mitleidenschaft gezogen worden sein, aber die allgemeine Teuerung hatte auch ihre Auswirkungen. Nachfolgend eine (nicht abschließende) Auflistung der Not und Plagen aus den schriftlich überlieferten Quellen, die einen Einblick gibt über das Leben in dieser Zeit in Kottenheim. Die Auflistung dürfte für alle Eifeldörfer ähnlich sein. Die Auswirkungen auf den Alltag lassen sich nur erahnen.

  • 1673 sind französische Soldaten in das trierische Gebiet einmarschiert. Aus Rache für die Nichteinnahme von Mayen wird die Umgebung ausgeplündert.
  • 1688 waren wieder französische Soldaten im Land und legten „stark belastete Contributionen“ auf. Es gab kaum eine Familie im Dorf, die nicht verschuldet war.

Der Österreichische Erbfolgekrieg (1740 bis 1748) wütet in Europa. Davon ist auch wieder Kottenheim betroffen:

  • 1743 muss Bürgermeister May eine Schuld von 100 Reichstaler aufnehmen, um französische „fourage“ bezahlen zu können.
  • 1748 muss die Gemeinde 15 Reichstaler „zu den österreichischen Fuhren nach Aachen“ bezahlen (in Aachen finden 1748 die Friedensverhandlungen statt).

Auch der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763) hatte Auswirkungen auf Kottenheim, obwohl die Kampfhandlungen ganz woanders stattfanden. Die durchziehenden französischen Truppen verlangten von der Gemeinde Geld und Sachgüter:

  • 1761 musste die Gemeinde 8 Reichstaler Schulden aufnehmen, um „französische Sanktionen nach Limburg" zu zahlen
  • 1762 war Kottenheim verpflichtet, „Gäul“ (Pferde) nach Gießen zu bringen. Im selben Jahr müssen noch mal 20 Reichstaler Schulden aufgenommen werden, um Mehlsäcke nach Gießen zu liefern.
  • 1764: obwohl der Krieg zu Ende ist, muss Kottenheim noch mal 100 Reichstaler „fouragegelder“ an die Franzosen zahlen. Dieselbe Zahlung ist auch 1767 fällig. Die Schulden lasten natürlich stark auf der Gemeinde und den Einwohnern. Die nächsten Jahrzehnte sind geprägt von dieser Schuldenlast. Bis 1776 muss der Bürgermeister 77 Bittgänge machen, um „ambtsunkösten“ bezahlen zu können. 1780 kann die Miete für das Schulhaus nicht mehr bezahlt werden.
  • 1785 vermerkt ein erzbischöflicher Fragebogen zu Kottenheim: „Schier alles arme Leute. 1400 Rchsthr. Schulden, kein Land, kaum das nötige Brandholz.“
  • 1816 tritt eine Hungersnot auf, die bis 1817 anhält (Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien).
  • 1842 wird eine Teuerung durch „Mißwachs“ und Mäuseplage gemeldet, die bis Sommer 1843 anhält.
  • 1845 und 1846 ebenfalls „Mißwachs“. Zum ersten Mal tritt eine unbekannte Kartoffelkrankheit auf.
  • 1849 strenge Kälte, die bis Ostern anhielt und zu einer starken „Wolfsplage“ führte.
  • 1849 schwere Cholera in Mayen, wovon auch Kottenheim betroffen sein dürfte
  • 1866 wieder Cholera in Mayen mit 256 Toten in drei Monaten. In Kottenheim sterben „zwei Prozent der etwa 1200 Einwohner“.

„Wolfsplagen“ wurden häufig aus der Eifel gemeldet. Gerade in strengen Wintern konnten Wölfe auch für Menschen gefährlich werden. In Trier gab es bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts Prozessionen gegen die Wolfsgefahr. Der letzte Wolf in Kottenheim soll „Auf dem Hufnagel“ abgeschossen worden sein (Jahreszahl unbekannt). Die Flurbezeichnung „Auf der Wolfskaul“ in der Hausener Straße, die erstmals 1528 („uff der Wolffkulen“) auftaucht, erinnert noch heute daran.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Kottenheim besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden.

Sitzverteilung im gewählten Gemeinderat:[2]

  SPD CDU FWG Gesamt
2009 11 6 3 20 Sitze
2004 10 7 3 20 Sitze

Regelmäßige Veranstaltungen

Kröbbelchesumzug 1978
Luftbild Winter in Kottenheim
  • Alle zwei Jahre (mit gerader Jahreszahl) findet in Kottenheim (in der Regel am letzten Wochenende im August) das Kröbbelchesfest statt, ein Fest zu Ehren der zu Kartoffelpuffern (=Kröbbelche) verarbeiteten Erdfrucht. Neben den Kröbbelche, die in der Regel mit Apfelmus oder mit Brot gegessen werden, kann auch der sog. Döppekooche (=Topfkuchen, eine Art Auflauf aus geriebenen Kartoffeln) zu den typischen Gerichten dieses Ortes gerechnet werden. Die Kartoffel war zu der Zeit, als die Kottenheimer noch fast alle im Basaltabbau tätig waren, das preiswerte Grundnahrungsmittel der Bevölkerung. Neben einem einer Kirmes ähnlichen Festplatz ist dabei der thematisch ausgestaltete Festzug sehenswert.
  • Des Weiteren findet jedes Jahr das vom Junggesellenverein traditionell ausgerichtete Junggesellenfest statt. Mit jährlich über 3000 Besuchern ist die Veranstaltung eine feste Größe in den Terminkalendern anderer Junggesellenvereine. Das Junggesellenfest findete jedes Jahr am Fronleichnamswochenende statt.

Persönlichkeiten

  • Caspar Clemens Pickel (1847−1939), war ein Architekt und Ehrenbürger von Kottenheim, der vor allem Kirchen baute.
  • Wilhelm Caroli (1895−1942), katholischer Priester, NS-Opfer, starb im KZ Dachau, lebte von 1939 bis 1941 im Zwangsruhestand in Kottenheim, hielt hier eine Predigt gegen Euthanasie, weshalb er ins KZ kam.
  • Alfons Moog (1915−1999), Fußballspieler, geboren in Kottenheim

Siehe auch

Literatur

  • Lung, Walter: Kottenheim - ein Dorf und seine Landschaft. Mayen 1962
  • Verschönerungs- und Verkehrsverein Kottenheim (Hrsg.): Kotteme Lede. Kottenheim 1982
  • Schmitz, Johannes: Esuh schwätzen de Kotteme ... Kottenheim 1999

Weblinks

 Commons: Kottenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerung der Gemeinden am 31. Dezember 2010 (PDF; 727 KB) (Hilfe dazu)
  2. Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Gemeinderat

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