Kraft-Verfahren

Kraft-Verfahren
Kraft-Papiermühle am Sampit River, Georgetown, South Carolina

Sulfatverfahren oder Kraft-Aufschluss nennt man einen chemisch-industriellen Prozess zur Herstellung von Zellulose aus dem Holz von Bäumen oder aus einjährigen Pflanzen wie Schilf, Getreide(stroh), Zuckerrohr (Bagasse), Mais- oder Sonnenblumen(stängeln). Die Zellwände werden dabei aufgeschlossen und das im pflanzlichen Material enthaltene Lignin sowie Polyosen werden dabei abgetrennt. Die entstehenden Zellstoffe können hervorragend als Verstärkungsfasern dienen.

Inhaltsverzeichnis

Verfahren

Beim Sulfat- oder Kraftverfahren erhitzt man Hackschnitzel oder zerkleinerte Pflanzenstängel in Druckkesseln drei bis sechs Stunden lang bei erhöhtem Druck (7 bis 10 bar) mit im wesentlichen Natronlauge, Natriumsulfid und Natriumsulfat. Hierbei wird durch einen nukleophilen Angriff des Sulfid-Anions das Lignin gespalten und geht in sog. Schwarzlauge (lösliches Alkali-Lignin) über, die dann mit Hilfe von Zellenfiltern von dem zurückbleibenden Zellstoff abgetrennt wird. Beim Kochen und Eindampfen der Lauge entwickeln sich übelriechende Thiole.

Vorprozesse

Durch eine vor den Kraft-Aufschluss vorgeschaltete Hydrolyse kann der Anteil an Polyosen verringert und ein Zellstoff mit einem sehr hohen Zellulose-Gehalt gewonnen werden.

Nebenprozesse

Aus den Ablaugen der Sulfatverfahren lassen sich z.T. noch mehr brauchbare Chemikalien und Nebenprodukte gewinnen als aus den Ablaugen des konkurrierenden Sulfitverfahrens. Bei der Verarbeitung von harzreichen Hölzern (z.B. Kiefer) fallen auf je 1000 kg Zellstoff 30 kg Tallöl sowie Sulfat-Terpentinöl und verschiedene Holzzucker an. Die Harze können auch zu Papierleimungsmittel, zu Phenolharzen, zu Dispersionsmitteln usw. verarbeitet werden. Aus den Fettsäuren lassen sich Alkydharze, Tenside oder Weichmacher herstellen.

Das Beiprodukt Natrium-Lignin kann zur Produktion von Kunststoffen verwendet und Schwarzlaugen-Rückstände zu Düngemitteln verarbeitet werden. Deshalb bietet das Sulfatverfahren ökonomische Vorteile.

Verfahrensverbesserungen

Durch geschickte Kombination von Verfahrensschritten (z.B. Verbrennen der Sulfat-Ablauge) lassen sich die eingesetzten Chemikalien weitgehend wieder gewinnen. Der Zusatz von Anthrachinon, das als Katalysator die Spaltung des Lignins beschleunigt, kann die Energiebilanz des Verfahrens verbessern.

Haupteinsatzgebiete

Bei der Produktion von Zellstoff für die Papierherstellung findet aktuell (2009) hauptsächlich dieses Verfahren Verwendung. Beim Aufschluss wird nur etwa die Hälfte des einsetzten Rohmaterials Holz als direktes Hauptprodukt in Form des Zellstoffs gewonnen. Die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens wird dann gesteigert, wenn die Nebenprodukte verwertet werden.

Mit einem geringen Einsatz an Schwefel gelingt es mit diesem Verfahren, aus minderwertigen, harzreichen Hölzern oder aus den Resten von einjährigen Pflanzen einen Zellstoff mit guten papiertechnischen Eigenschaften herzustellen. Sowohl Recyclingfasern als auch Holzfasern aus dem Sulfitverfahren reichen in der Regel nicht aus, um erhöhte Papierfestigkeiten zu erreichen, Daher wird Sulfat-Zellstoff als Verstärkungs-Faserstoff mit verwendet, um beispielsweise Papiersäcke, Pappen, technische Schmirgelpapiere, Kraftpapiere, Erntebindegarn herzustellen.

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kraft-Aufschluss — Kraft Papiermühle am Sampit River, Georgetown, South Carolina Sulfatverfahren oder Kraft Aufschluss nennt man einen chemisch industriellen Prozess zur Herstellung von Zellulose aus dem Holz von Bäumen oder aus einjährigen Pflanzen wie Schilf,… …   Deutsch Wikipedia

  • Kraft (Begriffsklärung) — Kraft bezeichnet eine Fähigkeit, etwas zu bewirken: Kraft in der Physik bzw. Technik Grundkräfte der Physik Arbeitskraft Kraft (Sport) Kraft steht für: Kraft (Familienname), einen deutschsprachigen Familiennamen Kraft Foods, einen weltweit… …   Deutsch Wikipedia

  • Kraft-Wärme-Kopplung — Kraft|wạ̈r|me|kopp|lung auch: Kraft Wạ̈r|me Kopp|lung 〈f. 20〉 kombinierte Erzeugung von mechanischer od. elektrischer Energie u. Wärme für Heizzwecke durch Nutzung der bei der Energiegewinnung anfallenden Abwärme * * * Kraft Wạ̈r|me Kopp|lung,… …   Universal-Lexikon

  • Kraft — Physikalische Größe Name Kraft Formelzeichen der Größe F Größen und Einheiten system Einheit Dimension SI …   Deutsch Wikipedia

  • Kraft Amtes — Im politischen und juristischen Sprachgebrauch bedeutet der Ausdruck von Amts wegen (oder lat. ex officio), dass jemand kraft eines ihm übertragenen Amtes bestimmte Funktionen, Befugnisse oder Vollmachten innehat oder wahrnehmen muss bzw. dass… …   Deutsch Wikipedia

  • MAG-Verfahren — Stoßarten: 1. Stumpfstoß, z. B. für I Naht 2. Stoß für V Naht 3. Überlappungsstoß, z. B. für Punktnaht) 4. T Stoß für Kehlnaht …   Deutsch Wikipedia

  • Raster-Kraft-Mikroskop — Funktionsprinzip des Rasterkraftmikroskops Rasterkraftmikroskopische Abbildung der Datenschicht einer gepressten Compact Disc …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogs Verfahren — zur Berechnung der Fachwerkstreben. Damit in der dritten Strebe des Fachwerkträgers A B (Fig. 1) die größte Spannung auftrete, muß die – gleichförmig verteilt gedachte – zufällige Belastung von B aus bis zu einem Punkte E reichen, der… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Finite-Elemente-Verfahren — Die Finite Elemente Methode (FEM) ist ein numerisches Verfahren zur näherungsweisen Lösung, insbesondere elliptischer partieller Differentialgleichungen mit Randbedingungen. Sie ist auch ein weit verbreitetes modernes Berechnungsverfahren im… …   Deutsch Wikipedia

  • Omega-Verfahren — Ein Lineal, das durch Aufbringen einer kritischen Last im Eulerfall 2 zum Knicken gebracht wird Unter Knicken versteht man in der Technischen Mechanik den Verlust der Stabilität bis hin zum schlagartigen und gewaltsamen Versagen von geraden bzw.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”