Kubanischer Unabhängigkeitskrieg

Kubanischer Unabhängigkeitskrieg
Kubanischer Unabhängigkeitskrieg 1895 – 1902
Teil von: Kubanische Unabhängigkeitskriege
BatallaDeMaipu.jpg
Datum 18951902
Ort Kuba
Ausgang Niederlage Spaniens
Folgen Unabhängigkeit Kubas
Konfliktparteien
Flag of Cuba.svg Kubanische Befreiungsarmee Flag of Spain (1785-1873 and 1875-1931).svg Spanien
Befehlshaber
Flag of Cuba.svg Máximo Gómez Flag of Spain (1785-1873 and 1875-1931).svg Mariano Osorio

Der Kubanische Unabhängigkeitskrieg oder auch Krieg von '95 ist der letzte der drei Unabhängigkeitskriege der Kubaner gegen das spanische Kolonialreich. Er begann 1895 mit dem „Kriegsruf von Baire“ und endete mit der Kapitulation der spanischen Truppen angesichts des Kriegseintritts der USA 1898 in den nun folgenden Spanisch-Amerikanischen Krieg.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Das 19. Jahrhundert ist für Spanien mit dem Verlust des Großteils seiner Kolonien gekennzeichnet. Unter jenen Kolonien, die am Ende jenes Jahrhunderts noch unter spanischer Herrschaft standen, waren Kuba, Puerto Rico und die Philippinen. In Kuba waren spätestens mit dem Ende des Restaurationskrieges in der Dominikanischen Republik, wonach die königlich-spanischen Truppen von der karibischen Insel vertrieben wurden, sowie dem kubanischen Zehnjährigen Krieg latente Unabhängigkeitsbestrebungen vorhanden. Jedoch gab es gleichzeitig weitere Tendenzen der politischen Emanzipation, diese waren jedoch nicht besonders gut definiert. Unter jenen Strömungen, die, angeführt von José Martí, die Abspaltung von Spanien anstrebten, befanden sich unter anderen die Autonomisten („autonomistas“), vertreten u.a. von Rafael Montoro, und die Reformierer („reformistas“), vertreten durch José Antonio Saco. Die Bedingungen versprachen keinen Erfolg für einen Aufstand gegen die spanische Kolonialmacht. Der Keim der Freiheit und der allgemeinen Unzufriedenheit in der Bevölkerung, wie es auch in allen anderen Unabhängigkeitsbewegungen Lateinamerikas gültig war und seinen Ursprung im Zehnjährigen Krieg hatte, reifte jedoch weiter. Und, obwohl die Sklaverei inzwischen offiziell abgeschafft wurde, blieben die Lebensverhältnisse für die Schwarzen und Mulatten weiterhin prekär. Trotzdem vergingen einige Jahre, in denen das Organisationstalent José Martí den allgemeinen Aufstand vorbereitete. Der charismatische Führer vereinigte verschiedene Persönlichkeiten und schaffte es, Einigkeit herzustellen und die öffentlichen Interessen zu vertreten.

Die Autonomie-Projekte für Kuba, abgefasst durch Politiker im Mutterland Spanien (Maura, Abarzuza, Cánovas del Castillo) kristallisierten sich unter der Regierung von Práxedes Mateo Sagasta, zusammen mit Segismundo Moret, Überseeminister, heraus. Es wurde eine Verfassung für Kuba ausgearbeitet, welche per 25. September 1897 dem Land weitgehende Autonomie versprach, mit dem einzigen Vorbehalt, dass der Generalgouverneur die Einhaltung der königlichen Dekrete sicherstellen soll, welche die politische Gleichberechtigung der auf den Inseln Kuba und Puerto Rico lebenden Spanier mit der einheimischen Bevölkerung bestimmen und das allgemeine Wahlrecht für den 25. November 1897 zusicherte. Die erste autonome Regierung wurde zum 1. Januar 1898 unter Vorsitz von José María Gálvez Alonso etabliert. Jedoch waren keine der Initiativen der Zentralregierung, trotz des deutlichen Fortschritts, letztendlich erfolgreich. Für die kreolische Oligarchie ebenso wie für die US-amerikanischen Interventionisten stand die spanische Präsenz ihren eigenen Interessen im Wege und war deshalb zu beseitigen.

Rolle José Martís

José Martí

Der Platz, den José Martí letztendlich in der amerikanischen Geschichte, speziell der Kubas als einer der Helden und Verteidiger von Freiheit und Unabhängigkeit einnahm, begann sich schon zu dessen Jugendzeit zu entwickeln. Damals wurde er ins Zuchthaus geschickt, weil er einem Klassenkameraden einen Brief schrieb, in dem er diesen dafür tadelte, dem „Freiwilligenkorps“ (Cuerpo de Voluntarios) beigetreten zu sein, der die spanischen Interessen vertrat.

Nach dem Zuchthaus wurde Martí nach Spanien deportiert, wo er studierte. Seine Rückkehr nach Kuba war begleitet von einer ständigen Observation durch spanische Sicherheitskräfte, was ihn zu Umwegen über andere amerikanische Staaten, wie Guatemala, Mexiko, Venezuela oder die Vereinigten Staaten zwang.

In den USA gründete er mit Unterstützung von exilierten Kubanern sowie den kubanischen Gemeinschaften in Tampa und New York die Partido Revolucionario Cubano (Kubanische Revolutionäre Partei). Später schlossen sich puertorikanische Patrioten unter der Bedingung, dass die Kubaner hinterher umgekehrt das gleiche mit Puerto Rico zu tun, den kubanischen Unabhängigkeitskräften an.

In Kenntnis der Gründe für das Scheitern des Zehnjährigen Krieges erarbeitete Martí Bedingungen, damit sich die damals gemachten Fehler nicht wiederholen. Er gab den militärischen Kräften unbeschränkte Freiheiten hinsichtlich Strategie und Taktik. Die zivile Macht sollte ausschließlich auf Aufgaben, wie Unterhaltung diplomatischer Verbindungen, Finanzierung und Legalisierung des Krieges und der Regierungsgewalt über die befreiten Gebiete.

Martí reiste nach Costa Rica, wo Antonio Maceo lebte, um diesen für die Notwendigkeit des Unabhängigkeitskampfes zu überzeugen. Gleiches tat er mit Máximo Gómez, der in der Dominikanischen Republik lebte. Dort unterschrieb er auch das Manifiesto de Montecristi (Manifest von Montecristi), in dem die Notwendigkeit der Unabhängigkeit Kubas ausgedrückt wurde.

Von Haiti aus stach er in See und landete bei den Playitas Cajobabo, wo nur kleine militärische Einheiten stationiert waren, gleichzeitig mit dem Grito de Baire und dem Aufstand in zahlreichen Zonen des Orientes in Kuba.

Der Krieg

Mit der Erfahrung des Zehnjährigen Krieges, einer größeren Unterstützung politischer Kräfte und einem höheren nationalen Bewusstsein planten die Freiheitskämpfer den Feldzug Invasion im Westen, welcher die Einnahme dieses Teils der Insel zur Folge hatte. Die Unterwerfung des Osten Kubas gestaltete sich dagegen relativ einfach, da dort die spanischen Truppen große Schwierigkeiten hatten, die Aufständischen zu kontrollieren. Dennoch starben sowohl José Martí als auch Antonio Maceo in diesem Konflikt: Martí quasi zu Beginn des Krieges am 19. Mai 1895 und Maceo in einem Hinterhalt westlich von Havanna am 7. Dezember 1897.

Neben vielen anderen Siegen, die die kubanischen Soldaten erringen konnten, ragte der Cruce de las Trochas heraus. Die spanischen Truppen bildeten eine Kette von Júcaro bis nach Morón in der heutigen zentralkubanischen Provinz Ciego de Ávila. Deren Aufgabe war es, den Vormarsch der Befreiungsarmee in die westlichen Regionen Kubas zu unterbinden. Die erfolgreiche Passage dieses Hindernisses war nicht nur eine Notwendigkeit für die Befreiung der kubanischen Westprovinzen, sondern würde auch die erfolgreiche militärische Entwicklung der Aufständischen aufzeigen.

Als mit der Explosion des US-amerikanischen Schlachtschiffes USS Maine, welche in der Bucht von Havanna zu beobachten war, der Kriegsverlauf eine neue Wendung nahm, sahen die Befreiungstruppen ihren endgültigen Sieg gekommen.

Spanisch-Amerikanischer Krieg

→ Hauptartikel Spanisch-Amerikanischer Krieg

Mit der Explosion des US-Schlachtschiffes USS Maine traten die USA in den Krieg ein. Die Kriegserklärung an Spanien ließ nicht auf sich warten und die Kämpfe, die sich bisher weitgehend auf dem Festland konzentrierten, weiteten sich nun auch auf das Meer aus. Die königliche Flotte Spaniens hatte der modernen Marine der Vereinigten Staaten jedoch kaum etwas entgegenzusetzen. Die Einnahme von Santiago de Cuba und die Überlegenheit der nordamerikanischen Truppen zwangen die Spanier 1898 zur Kapitulation, was den USA den Weg zur Okkupation Kubas ebnete, die bis ins Jahr 1902 andauerte.

Mit dem Pariser Frieden beendete Spanien seine Vorherrschaft in Kuba, Puerto Rico und den Philippinen. In der Realität bedeutete dies, den Weg für US-amerikanische Intervention und Okkupation in jenen Ländern freizumachen. Der Ausschluss der Repräsentanten der drei genannten Kolonien bewies den kolonialistischen Geist der Vereinigten Staaten, obwohl die Unabhängigkeitsstreitkräfte jener Staaten die Hauptlast in den Kriegen trugen.

Demokratische Transition

Sehr schnell zeigte sich die Unzufriedenheit der Freiheitskämpfer mit der aktuellen Situation in ihren jeweiligen Ländern. Wenngleich Puerto Rico und die Philippinen für weitere Dekaden Kolonien blieben, diesmal jedoch nicht Spaniens, sondern der Vereinigten Staaten, erzeugte ein entsprechender Druck innerhalb Kubas, ihr eigenes Land zu gestalten, die baldige Freigabe dieses Landes durch die USA.

Gleichzeitig ließen sie Möglichkeiten neuerlicher Intervention in Form der „Sicherung der Unabhängigkeit“ offen. Diese wurden in einem Entwurf einer Verfassung, enmienda de Plat genannt, festgeschrieben. Dieser wurde am 12. Juni 1901 durch die Verfassungsgebende Versammlung Kubas gebilligt.

Am 20. Mai 1902 gebar die Republik Kuba mit der Einsetzung ihres ersten Präsidenten Tomás Estrada Palma. Es dauerte jedoch bis zur Präsidentschaft von José Miguel Gómez (Liberale Partei) ab dem Jahr 1909, dass die sogenannte Interventionsregierung („Gobierno de Intervención“) der USA endete. Während dieser Zeit wurde unter anderem am 2. Juli 1903 der Pachtvertrag für die Guantanamo-Basis geschlossen, der bis heute andauert.

Die Unabhängigkeit änderte jedoch wenig an der Situation des ärmsten Teils der kubanischen Bevölkerung. Es zeigte sich erneut, dass die Unabhängigkeitsbewegung hauptsächlich die Interessen der dominierenden Land-Oligarchie vertrat. Demzufolge kam es 1912 zu einem Aufstand der schwarzen Bevölkerung, was die USA zu einer neuerlichen Intervention veranlasste.

Krise in Spanien 1898

Der Verlust seiner Kolonien, insbesondere Kubas, löste eine tiefe Identitätskrise in Spanien aus, die auch weite soziale, politische und kulturelle Kreise zog. Sie bekam ihren kulturellen Ausdruck in der sogenannten Generation von '98 aus oder auch im Regenerartismus.

Zeitgenössische Künstler waren von der Krise und ihrem historischen Kontext beeinflusst und behandelten neben anderen, Themen, wie „Verlust der historischen Persönlichkeit“ ("Pérdida de personalidad histórica") Spaniens.

Quellen


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