Kulturschutthügel

Kulturschutthügel

In der Archäologie bezeichnet das arabische Wort Tell bzw. Tall oder Tel (arabischتل‎, DMG Tall, „Hügel“, gemeint: Siedlungshügel) eine Erhebung, die durch wiederholte Besiedlung entstand, wie zum Beispiel die Zitadelle von Aleppo in Syrien.

Auf Hebräisch/Ivrith nennt man Tells tel (תל), auf Türkisch Höyük oder Hüyük, auf Persisch Tepe, auf Griechisch Magoula, Rumänisch Magura und auf Bulgarisch Mogila (eigentlich Grabhügel). Der auch in Südeuropa Tellsiedlung genannte Wohnhügel wird in Dänemark Byhøj genannt.

Tells entstehen nur in Gebieten, in denen Lehmziegel oder Stampflehm (Pisé) das bevorzugte Baumaterial darstellen, die Niederschläge gering sind und Siedlungen über einen längeren Zeitraum immer wieder an einem Ort errichtet werden. Sie finden sich im gesamten vorderen Orient, auch in Europa, in Griechenland, Bulgarien und in Teilen Ungarns und Serbiens, erreichen hier aber nicht die Höhe wie etwa im Irak. Einer der größten bekannten Tells ist die Stadt Erbil (Arbela) in Kurdistan.

In Europa bildeten sich Tells vor allem während des Neolithikums und Äneolithikums. In der ungarischen Tiefebene zum Beispiel entstanden Tells nur zwischen 5500 bis 4500 v. Chr., für die folgende äneolithischen Tiszapolgár-Kultur waren verstreute Flachsiedlungen typisch.

Zitadelle von Aleppo

Inhaltsverzeichnis

Dänemark

Der Byhøj ist eine in Dänemark auf Thy und die vorrömische und römische Eisenzeit (150 v.Chr.- 400 n. Chr.) begrenzt gebliebene Wohnplatzform. Bisher wurden Byhøje in Ginnerup, Lodderup, Hurup, Mariesminde und Vestervig entdeckt.

Es handelt sich um Anhäufungen rechteckiger oder trapezoider Einhegungen, die alte Hausgrundrisse markieren. Ihre einst meterdicken Soden- und Torfwände stellen die Relikte dieser Bauten dar und bilden sich heute im Gelände als niedrige Wälle ab. Die ehemaligen Bauten liegen in mehreren Horizonten auf einer bis zu zwei Meter hohen Kulturschicht. Umgebende Pflaster und gepflasterte Zuwege vervollständigen die parallel ausgerichteten Bauten unterschiedlicher Größe, die auch als Häuserreihe vorkommen.

Der restaurierte Wohnplatz bei Vestervig (24 Häuser) liegt nahe der die Gegend weithin beherrschenden ehemaligen Kirche der Augustiner. Die größte Dorfkirche Skandinaviens war bis 1030 kurzzeitig Bischofskirche.

Beispiele

Die folgenden Orte und Ausgrabungsplätze werden mit Tell bzw. Tepe bezeichnet:
(alphab. nach Hauptnamen)

  • Tall Abila, Jordanien
  • Tell Abu Habbah, die hist. Stadt Sippar im Irak
  • Tell Abu-Schahrein, Mesopotamien die Ausgrabungsstädte von Eridu
  • Tell Achmar, Til Barsip in Mesopotamien für das assyrisch Dur-Salmanassar
  • Tell Afar, Irak
  • Tel Akko, Israel
  • Tell el-Amarna, Ägypten für das historische Amarna
  • Tell Arad, das antike Arad im Süden Israels
  • Tell Arqa, Libanon, Ausgrabungsort bei Arqa
  • Tell Asmar, Mesopotamien
  • Tel Aviv, eigentl. Tell Qasile
  • Tell el-Balamun, Ägypten
  • Tell Balata, siehe Sichem
  • Tell Barri
  • Tell Baschir, zur Türkei gehörende mittelalterlichen Festung Turbessel
  • Tall Bazi, Syrien
  • Tell Beerscheba, Israel
  • Tell Beydar, Nabada, Syrien
  • Tell Bi'a,
  • Tell Bismaya, im Irak, s. Adab (Stadt)
  • Tell Brak, Nagar, Syrien, am Chabur
  • Tell Burak, Libanon
  • Tell Chuera, Ausgrabungsort in Syrien
  • Tel ed-Duwer
  • Tell el-Chulefi, Ezjon-Geber am Golf von Aqaba
  • Tell el-Dab'a, Ägypten nahe dem histor. Avaris, Südstadt der histor. Stadt Pi-Ramesse
  • Tel Dan, nähe Kibbuz Dan
  • Tell Deir Alla, histor. Land Gilead (Penuel in Moab, heute Jordanien) als Herkunftsort des Sehers Bileam
  • Tell Dja'de al Mughara in Nordsyrien
  • Tell Erfad, Syrien für die historische Stadt Arpad
  • Et-Tell (Eth-Thel), das biblische Ai
  • Tell el-Farain, Ägypten, heutiges Dep als Ortsteil von Buto
  • Tell el-Farama, Ägypten, antikes Pelusium
  • Tepe Gaura
  • Tell-i-Ghazir, Iran, auch Godin Tepe prähistorische Stadt
  • Tel Goren, bei Israel
  • (Tell) Habuba-Kabira
  • Tell Habwe
  • Tell Hadar, am See Genezareth
  • Tell Halaf bzw. Tall Halaf, Syrien, am Chabur-Nebenfluss Girgip ist eine Ruinenstadt nahe Ras Al Ain, als Guzana Hauptstadt des aramäischen Reiches Bit Bahiani
  • Tel Hariri, Syrien, historische Stadt Mari
  • Tell Harmal, Irak
  • Tell el-Hiba, die histor. Stadt Lagasch im Irak
  • Tall Hujayrat al-Ghuzlan, Jordanien bei Aqaba
  • Tell Jemmeh in Gaza
  • Tell Jokha, Mesopotamien, die histor. Stadt Umma
  • Tell al kadi bzw. Tel Dan
  • Tell Kāmid el-Lōz, Libanon
  • Tell Karanovo, Bulgarien
  • Tel Keisan, Israel
  • Tell Khanasri, Jordanien
  • Tell Kujundschik, das antike Ninive im Nordirak
  • Tall al-Magass, Jordanien, bei Aqaba
  • Tell Mardikh, das alte Ebla
  • Tell el-Maschukah, Ägypten, die Städte Heroonpolis und Pi-Thum (Pa-Thom)
  • Tell Mashnaqa, Syrien, am Chabur
  • Tell Masos, im Beerscheba Tal in Israel
  • Tall Mischrife, das antike Qatna in Syrien
  • Tell Mohdâm, Tell Moqdan bzw. Tell el-Moqdam, Ägypten für den histor. Stadtstaat Leontopolis
  • Tell Mozan, Syrien, akkadische Stadt Urkeš
  • Tell el-Mutesellim, das antike Megiddo
  • Tell-en-Nasbeh, im alten Israel vrmtl. die antike Stadt Mizpa
  • Tell Nebi Jenus, ebenfalls Teil Ninives im Irak
  • Telloh, Mesopotamien für die sumerische Stadt Girsu
  • Tell el-Qadi - siehe Tel Dan
  • Tell Qannas
  • Tell Qarqur (Qarqar/Karkar), Syrien als das aramäische Qarqar
  • Tell el-Rataba, hist. Fundstätte in Ägypten
  • Tell Rifa'at, Nordsyrien, aramäische Stadt Arpad
  • Tell Roba, Ägypten
  • Tell er-Rubsa, Ägypten bei Mendes
  • Tel es-Safi, das philistrische Gat der Bibel in der Schefela
  • Tell Siran in Amman ist eine Ausgrabungsstätte
  • Tell es-Sultan (oder Tell Sultan), Palästina für das biblische Jericho
  • Tell Temai, Ägypten bei Mendes
  • Tell Tuneinir, Syrien, am Chabur
  • Tell al-Ubaid
  • Tall al-Uhaymir, für das hist. Kisch (Stadt)
  • Tell el-Yahudiyeh
  • Tell Zira’a im heutigen Dreiländereck Jordanien, Syrien und Israel

Die folgenden Orte und Ausgrabungsplätze werden mit Tepe bezeichnet:
(alphab. nach Hauptnamen)

Tell im Sinne von Berg bezeichnet auch allgemein Erhebungen.

Literatur

  • Thomas Link: Das Ende der neolithischen Tellsiedlungen, ein kulturgeschichtliches Phänomen des 5. Jahrtausends v. Chr. im Karpatenbecken. Heidelberg 2006. ISBN 3-7749-3416-9

Weblinks


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