Kunitzburg

Kunitzburg
Kunitzburg
Die Ruine der Kunitzburg, Palas und Turmreste

Die Ruine der Kunitzburg, Palas und Turmreste

Entstehungszeit: um 1100
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: Ruine
Ständische Stellung: Ministeriale
Ort: Kunitz, Stadtteil von Jena
Geographische Lage 50° 57′ 39″ N, 11° 38′ 52″ O50.96083333333311.647777777778300Koordinaten: 50° 57′ 39″ N, 11° 38′ 52″ O
Höhe: 300 m ü. NN
Kunitzburg (Thüringen)
Kunitzburg
Kunitzburg, Ansicht der Ruine von Kunitz aus.
Kunitzburg, Ansicht von Palas und Turmrest
Kunitzburg, halbrunder Turm

Die Ruine der Burg Gleißberg, heute zumeist Kunitzburg nach dem unterhalb gelegenen Jenaer Ortsteil Kunitz genannt, liegt fünf Kilometer nordöstlich der Stadt am nördlichen Ende des sogenannten "Hufeisens". Dieses wird gebildet durch den Jenzig und den steilen, nach Westen ins Saaletal vorspringenden Gleißberg. Die Ruine gehört zur Flur Golmsdorf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstmals erwähnt wird ein Edelfreier Liutoldus de Glizberg im Jahr 1133 in der Genehmigung des Bischofs Udo von Naumburg zur Stiftung des Benediktinerklosters Bürgel. Es wird vermutet, dass er ohne Nachkommen verstorben sei. Außerdem ist vor allem in der älteren Literatur noch eine angebliche Stiftungsurkunde von Bertha aus dem Jahr 1133 in der Diskussion. In der Urkunde wird vom Tod ihres Oheims Walther (patrui Woltheri) und ihres Bruders Ekbert von Gleißberg (Glizberk) und der Zustimmung ihrer Verwandten Ottos von Kirchberg und Lutholds von Gleißberg sowie die Namen ihrer Eltern Damian und Ottilie berichtet. Schon Otto Dobenecker hatte diese Urkunde als Fälschung eines Hans Basilius von Gleichenstein aus dem Jahr 1729 erkannt. Auch ein häufig angenommener Zusammenhang mit den bei Arnold von Quedlinburg genannten "Grafen von Glizburg (Gleisberg)" als Vorfahren der Vögte von Weida ist unwahrscheinlich. Es ist eher anzunehmen, dass anstatt Veitsberg irrtümlich Gleißberg gelesen wurde, zumal Beziehungen der Vögte in das Gebiet um den Gleißberg nicht für diese Zeit nachzuweisen sind.

Wolfgang Hartmann geht in seiner Forschungsarbeit zur Geschichte des fränkischen Adelsgeschlechts der Reginbodonen von der Existenz eines "Ekberts von Gleißberg" aus und sieht in ihm den Vater "Liutolds von Gleißberg" und Bruder Berthas (der Gründerin des Klosters Bürgel und Gattin des Markgrafen Heinrich von Groitzsch). Als Stammeltern dieses Zweiges der Reginbodonen ordnet er auch die Edlen von Camburg, die Burggrafen von Kirchberg-Kapellendorf und weitere Familien der Umgebung zu.

1158 erhob Friedrich I. neben anderen Besitzungen aus dem Erbe Wiprechts von Groitzschs die Berge Gleißberg (Glizberg) mit der gleichnamigen Burg und Jenzig zu Reichsgütern. Wenig später war die Burg mit Reichsministerialen besetzt, die sich nach der Burg Gleißberg nannten. Diese Dienstmannen, die offenbar ursprünglich aus dem Geschlecht der von Pappenheim und Kalden aus der Pfalz stammten, waren Familienangehörige der Herren von Weimar. Der bekannteste Vertreter ist Walter von Weimar, der erstmals 1154 als villicus von Allstedt unter den Zeugen einer Königsurkunde erwähnt wird. Die Familie stellte die Vögte des Schottenklosters St. Jakob in Erfurt und wurden dort als Stifter verehrt. Ein castrum Glizberg wird urkundlich erst 1261 erwähnt.

Angeblich soll der römisch-deutsche König Rudolf von Habsburg 1289/90 die Burg Gleißberg zerstört haben, als er zur Rückgewinnung von Reichsland in Thüringen 66 Burgen zerstören ließ. Eine Urkunde vom 17. Dezember 1293, die von Walter IV. von Gleißberg auf der Burg ausgestellt wurde, lässt das aber unwahrscheinlich erscheinen.

Den Herren von Gleißberg gelang es im 13. und 14. Jahrhundert nicht, eine effektive Wirtschaft zu betreiben. Es mussten mehrfach zur Burg gehörige Güter veräußert werden. Außerdem gingen durch Schenkungen an die Kirche und aus Rechtsstreitigkeiten immer wieder Ländereien verloren. Aus nicht genau nachvollziehbaren Gründen, wahrscheinlich aus Geldmangel, begaben sich die Gleißberger um 1320 unter die Lehnsherrschaft der Schenken von Dornburg, denen sie bis dahin gleichrangig waren. Sie saßen weiterhin als Vasallen auf der Burg, bis sie sie 1327 an Heinrich II. Reuß von Plauen für 150 Mark verkauften. Heinrich V. von Gleißberg lebte danach wahrscheinlich in Weimar, während sein Bruder Johannes in den geistlichen Stand eintrat. Die Herrschaft der Gleißberger war damit beendet.

1327 belehnte der Kaiser Ludwig der Bayer Heinrich II. Reuß von Plauen mit der Burg. Entweder wurde die Lehnsherrschaft der Schenken von Dornburg abgegolten, oder Kaiser Ludwig erkannte sie nicht an. Bis mindestens 1350 galt Gleißberg als Reichslehen, denn im Lehnsbuch des Markgrafen Friedrich des Strengen wird es nicht als wettinischen Gut aufgeführt. 1359 wurde das Lehen für die jüngere Linie Reuß von Plauen bestätigt. Heinrich II. von Reuß war zum Zeitpunkt, als er die Burg kaufte, Vormund des minderjährigen Markgrafen von Meißen Friedrich II. und verwendete dessen Geld zum Erwerb der Herrschaft für seine Familie. Auf Grund dieser Tatsache erhoben die Wettiner Ansprüche auf Gleißberg.

Aus den wechselseitigen Ansprüchen, die die Wettiner und die böhmischen Könige, in Karl IV. gleichzeitig Deutscher Kaiser, auf die Herrschaft erhoben, gingen die Markgrafen als Sieger hervor. Als Heinrich Reuß IV. 1398 starb, zog Markgraf Wilhelm die Herrschaft als erledigtes Lehen ein. Die Reußen hatten es verstanden, die Herrschaft durch effektive Wirtschaft und Zukäufe zu einer ansehnlichen Grundherrschaft auszubauen.

Seit dem Ende des 14. Jh. Wurde die Burg an die verschiedensten Herrschaftsträger Thüringens verpfändet und letztendlich dem wettinischen Verwaltungsorganismus einverleibt. Interessant ist die Bewertung der Herrschaft 1429, als sie für 4000 rhein. Gulden, im gleichen Wert wie Hildburghausen oder Heldburg verkauft wurde. 1440, mit dem Tod Landgraf Friedrichs des Friedfertigen, wurde wahrscheinlich Gleißberg dem Amt Dornburg einverleibt. Die Burg begann wegen fehlender Nutzung zu verfallen. Nur in der Burgkapelle wurde zwei Mal pro Woche durch Kunitzer Pfarrer eine Messe gelesen. Erst am 28. April 1450 wurden die Messen nach Kunitz verlegt.

Am 8. März 1450 belehnte Herzog Wilhelm von Sachsen seine Räte Busso, Apel und Burkhard Vitztum und Friedrich von Witzleben mit Gleißberg, mit der Verpflichtung das ganz wüste und verfallene Schloss zu reparieren. Die Vitztume spielten in dieser Zeit eine wichtige Rolle in Thüringen. Der Herzog war ihnen wahrscheinlich hörig. Sein Vertrauen ausnutzend, häuften sie zuungunsten der Herzogs Reichtümer und Besitz an. 1450 kam es zum Bruch, als Wilhelm die wahre Rolle der Vitztume erkannte. Sie wurden aus dem Land vertrieben.

Wilhelm von Sachsen verbündete sich mit den Städten Erfurt, Nordhausen und Mühlhausen und stürmte 1451 die Burg Gleißberg. Die Vitztume hatten das Schloss instand gesetzt, soweit das in der kurzen Zeit möglich war. Nach der Erstürmung der Burg wurde der Bergfried niedergebrochen. Noch kurze Zeit saß ein Amtmann auf der Burg. Es erfolgte aber kein Wiederaufbau und die Burg blieb Ruine.

Erhaltene Bausubstanz und Datierung

Von der Burg sind nur wenige Reste in Ruinen überkommen, darunter die Wand eines Wohnbaus, ein halbrunder Turm, geringe Reste der Ringmauer mit Strebepfeilern, der Stumpf eines runden Bergfriedes und ein teilweise ausgegrabener Brunnen. Im Norden und Westen ist die Burg durch einen extremen Steilhang und nach Süden und Osten durch tiefe Gräben gesichert, die eine Vorburg von der Hauptburg trennen.

Genaue Datierungen anhand von umfassenden archäologischen Funden oder Bauuntersuchungen liegen bisher nicht vor. Lesefunde, insbesondere Keramik, lassen sich nur allgemein in das 12. bis 15. Jahrhundert datieren. Der massive Wohnbau direkt über dem steilen Felshang dürfte aufgrund von zwei Sitznischenfenstern mit zweibahnigen Rechteckfenstern, die in Thüringen in dieser Zeit in Verwendung kamen, erst nach 1300 errichtet oder umgebaut worden sein. Die Entstehung des Bergfriedes ist in die Zeit von 1200 bis 1250 einzuordnen.

Sonstiges

Als letzte Bewohnerin der Burg ist die 1809 in Jena angekommenene Schwedische Gräfin - mit bürgerlichem Namen Hedwig Carolina Eckmann aus Malmö bekannt, sie bewohnte mit zwei adoptierten (?) Kindern ein an der Ruine errichtetes Blockhaus und ernährte sich von Handarbeiten und Landwirtschaft. Angeblich war sie eine Verwandte des 1809 entthronten schwedischen Königs Gustav IV. [1]

Literatur

  • Michael Platen / Richard Schäfer, Burgen um Jena. Von der Camburg bis zur Burg Orlamünde. Schriften des Stadtmuseums Jena 26 (Jena 1978) 37.
  • Hans Patze (Hrsg.): Thüringen. In: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 9, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-520-31302-2, S. 244-246.
  • Thomas Bienert: «Kunitzburg» - Mittelalterliche Burgen in Thüringen. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-631-1, S. 133-134.
  • Michael Köhler: «Kunitzburg» - Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 167.
  • Wolfgang Hartmann: Vom Main zur Burg Trifels - vom Kloster Hirsau zum Naumburger Dom. Auf hochmittelalterlichen Spuren des fränkischen Adelsgeschlechts der Reginbodonen. Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Bd. 52, Aschaffenburg 2004, ISBN 3-87965-098-5.
  • Ernst Devrient, Gleißberg. Geschichte der Burg und der Herren von Gleißberg bei Jena. In Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Altertumskunde. Neue Folge, 12. Band, Heft 1, Jena, Verlag von Gustav Fischer, 1900, Seiten 1-136.
  • Benjamin Rudolph, Die Burgruine Gleißberg am Nordrand von Jena, in Burgen und Schlösser, Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege, Heft 4, 2004
  • Curt Sesselmann, Aus der Baugeschichte der Kunitzburg, in Monatsblätter für wanderfrohe Nachbarn, 2. Jg. H. 5, Jena 1925, S. 123-136

Einzelnachweise

  1. Herbert Koch Die Schwedische Gräfin auf der Kunitzburg In: Das Thüringer Fähnlein. Monatshefte für die mitteldeutsche Heimat. 8.JG. Heft 5. Verlag Gustav Neuenhahn. Jena 1939. S.203-209

Weblinks


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